Dreizehn

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Jungkook

Beinahe wäre es mir herausgerutscht. Beinahe hätte ich Tae erzählt, dass ich ihn liebte. Er schien es aber nicht gehört zu haben, was mich wenigstens ein bisschen beruhigte.

In den nächsten beiden Tagen hatten wir nicht über das große Thema geredet und ich hatte versucht, Tae so gut wie möglich abzulenken. Ich wusste, dass er meine Mühen schätzte, das zeigte er mir mit jedem Lächeln. Stück für Stück fand er zurück zu seinem aufgedrehten Ich, er alberte mit Hoseok herum und war auch den Klassenkameraden gegenüber wieder aufgeschlossen. Und ich hatte dafür gesorgt, dass er wieder ausreichend aß, so wie er es auch von mir verlangte.

Am Freitagnachmittag blieb er im Eingangsbereich stehen und starrte mich nachdenklich an, während ich meinen Schal und die Jacke an den Haken hing.

"Du hast recht."

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen, ich hatte gar nichts gesagt, womit ich recht haben konnte. Seine dunklen Augen funkelten und ein entschlossener Zug lag um seinen Mund. Die braunen Locken fielen ihm in die Stirn.

"Was meinst du?"

Er holte tief Luft und zog dann auch seine Jacke aus. "Ich will, dass er seine Strafe bekommt."

Er hatte also wirklich über meine Worte nachgedacht. Er wollte etwas unternehmen. Aufregung machte sich in mir breit, endlich konnten wir handeln.

"Und wie?"

Unsicher schaute er mich an und zuckte mit den Schultern. Als hätte er sein Selbstbewusstsein schon wieder verloren.

"Komm mit." Ich griff nach seiner Hand und ging mit ihm in die Küche, wo wir uns an den Tisch setzten.

"Ich hab mir auch Gedanken gemacht und glaube, wir haben drei Möglichkeiten."

Aufmerksam lag sein Blick auf mir und ich schluckte, bevor ich meine Ideen mit ihm teilte. "Erstens: Wir gehen zu einer Beratungsstelle für Opfer von häuslicher Gewalt und Missbrauch, die Wegbeschreibung klingt eigentlich ganz gut, das wäre in der Innenstadt." Tae nickte und wartete auf meinen nächsten Vorschlag. "Zweitens: Wir gehen zu deiner Mutter und erzählen es ihr. Und drittens: Wir gehen zur Polizei und zeigen ihn direkt an."

Nervös schaute ich ihn an, hoffte, dass ihm eine der Ideen gefiel.

"Vielleicht glaubt uns niemand. Wir sollten Beweise haben, oder?"

Ich zuckte ratlos mit den Schultern, dazu hatte ich auf der Internetseite der Beratung nichts gelesen. Aber wie sollten wir an sowas rankommen?

"Wir müssen ihn auf frischer Tat kriegen. Wir müssen ihn in eine Falle locken. Wir tun so, als würde ich wieder nach Hause kommen, wenn meine Mutter nicht da ist, und du filmst, was er macht."

Tae wirkte so ernst, so entschlossen, dass mir ein Schauer über den Rücken lief. Wild schüttelte ich den Kopf. "Nein. Auf keinen Fall bringst du dich in Gefahr, ich werde ihn nicht in deine Nähe lassen!" Ich verschränkte die Arme und biss die Zähne zusammen.

"Aber sonst wird uns niemand glauben! Wir müssen es doch beweisen!"

Ich sprang auf und warf dabei fast den Stuhl um, ich konnte kaum glauben, was er vorgeschlagen hatte. "Noch bis vorgestern konntest du nicht mal dran denken, ohne zu zittern anzufangen und jetzt willst du dich ihm einfach ausliefern? Vergiss es, da mach ich nicht mit." Ich versuchte ruhig zu bleiben, doch ich hörte mein Blut in meinen Ohren rauschen und sah die Bilder vor mir, wie dieser Kerl vor Tae stand und ihn in die Ecke drängte.

"Nein", unterbrach ich ihn, noch bevor er weiterreden konnte, "sie werden dir auch so glauben. Ich bin die ganze Zeit bei dir und ich kann doch bezeugen, wie aufgelöst du warst. Und du hast den Knutschfleck als Beweis."

"Warum willst du mir nicht dabei helfen? Zusammen kriegen wir das bestimmt hin. Und du bist doch da, er kann mir doch nichts tun, wenn du dabei bist."

Fassungslos starrte ich meinen besten Freund an. Ich fühlte mich, als hätte er mir gerade in den Bauch geschlagen, ich spürte die Kälte durch meinen Körper jagen. Das konnte er nicht ernst meinen. Seine großen Augen schauten zu mir auf und das schmerzte fast noch mehr als der Schock. Er schien wirklich nicht zu verstehen, warum ich dagegen war.

In meinem Magen breitete sich ein eklig heißes Gefühl aus, als würde ich von innen heraus brennen. Wütend presste ich meine Kiefer aufeinander und ballte meine Hände zu Fäusten.

"Ich werde nicht zusehen, wie dieser Kerl dich anfasst, und dabei ruhig die Kamera halten. Das kannst du nicht von mir verlangen. Ich bin doch nur ein Kind gegen ihn. Wie soll ich dich beschützen, wenn du dich ihm geradezu in die Arme wirfst!"

Ich konnte ihn nicht mehr ansehen, ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Wie ein wütendes Kind drehte ich mich herum und rannte die Treppe hoch, wo ich meine Zimmertür laut krachend zuwarf und mich unter die Bettdecke verkroch. Vor Wut kamen mir die Tränen und ich biss in mein Kopfkissen, bis ich die Spucke an meinen Wangen fühlte. Genervt drehte ich das Kissen um und versenkte mein Gesicht darin.

- - -

Hallo, ihr Lieben!

So mitten in der Nacht kommt das Kapitel auch für mich etwas unerwartet, ich hatte es heute Vormittag vergessen.

Ich möchte noch eine kleine Ankündigung loswerden: In den nächsten acht Tagen werde ich wahrscheinlich kein Kapitel hochladen können, da ich mit ein paar Freundinnen in den Urlaub fliege und ich nicht weiß, ob ich genug Netz haben werde.
Andererseits ist es auch ganz schön, Technik mal links liegen lassen zu können.

Dennoch wünsche ich euch allen eine schöne Woche!

Und ich würde mich freuen, wenn ihr eure Meinung zu der Story für mich da lassen würdet.

LG SerenaTopas

Berührt // VKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt