Acht

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Jungkook

Wir stiegen die Treppen zu Taehyungs Wohnung rauf, doch umso näher wir kamen, desto langsamer wurde Tae, bis er schließlich stehen blieb. Ich versuchte, ihn nicht ständig anzusehen, doch ich machte mir Sorgen um ihn. Er hatte wieder von mir Kleidung bekommen und trug dazu einen Schal. Ich vermutete, dass er so diesen lila Fleck verbergen wollte.

Ich stellte mir inzwischen die schlimmsten Dinge vor, die dieser Kerl ihm angetan haben könnte und es machte mich rasend. Doch ich musste ruhig bleiben und Tae zeigen, dass er bei mir sicher war. Und ich betete, dass meine Vorstellung nicht der tatsächlichen Tat entsprach, hoffte, dass er sich sonst nochmal anders verhalten würde.

"Jungkook. Versprich mir, dass du mich nicht allein lässt."

Er nannte mich nur selten bei meinem richtigen Namen, also reagierte ich genauso ernsthaft, wie er mich gerade darum bat.

"Versprochen."

Er atmete nochmal durch und nickte dann entschlossen.

Nachdem er auf die Klingel gedrückt hatte und die Tür aufging, war ich furchtbar erleichtert, als seine Mutter vor uns stand.

"Guten Morgen, Frau Kim", begrüßte ich sie, als Tae nichts sagte.

Sie nahm ihn erstmal in den Arm, doch wohlfühlen tat er sich dabei scheinbar nicht. Danach zog sie mich ebenfalls kurz an sich.

"Ich hoffe, dir geht es bald besser."

Ich nickte und lächelte verlegen.

"Vielen Dank, dass Taehyung solange bei mir bleiben darf, meine Eltern sind gerade nicht da und so allein ist es doch ziemlich schwer für mich."

Sie nickte verständnisvoll und schaute stolz auf ihren Sohn. Er jedoch konnte sie nicht ansehen. Ich war mir nicht sicher, ob sie das wahrnahm, doch da war diese Anspannung in meinem besten Freund, ich machte mir große Sorgen.

"Können wir?", fragte er leise und ich folgte ihm hinein bis in sein Zimmer, zu dem er sofort die Tür abschloss, bevor er durchatmete.

"Ich bin hier. Er wird dir nichts tun."

Trotz seines Nickens erkannte ich seine Unsicherheit, seine Angst. Es tat weh, ihn so fertig zu erleben.

Still packte er ein paar Sachen in eine Reisetasche und nahm auch seine Schultasche und einige Hefter mit.

"Ich muss meine Zahnbürste holen."

Ich hätte ihn beinahe nicht verstanden. Ich folgte ihm in den Flur, doch er konnte die Tür nicht öffnen. Er stand einfach davor und starrte auf die Klinke.

"Weißt du nicht mehr, wie man eine Tür öffnet?"

Tae war zusammengezuckt und hatte sofort den Kopf gesenkt, als die tiefe Stimme von weiter rechts erklang. Als der Kerl näher kam, wusste ich, dass ich handeln musste.

"Eigentlich haben wir auch schon alles, stimmt doch, Tae?"

Leicht berührte ich seine Hand und stellte mich zwischen ihn und den Stiefvater. Langsam nickte mein bester Freund und ließ sich von mir führen, ich nahm seine große Tasche und er den Rucksack.

"Irgendwann bist du allein, Junge."

Ich sah, wie Tae unter meinem Pulli zu zittern begann und drehte mich wütend um.

"Das Gleiche gilt für dich, alter Mann."

Ich hatte nicht laut gesprochen, da ich ja nicht wusste, wo die Mutter abgeblieben war, doch die Botschaft müsste angekommen sein. Der überraschte Blick sprach dafür.

Endlich zog ich die Tür hinter uns zu und trat mit meinem besten Freund die Treppe runter, bevor er sich im Hausflur zu mir drehte und mich an sich zog. Seine Arme schlangen sich fest um mich und seine Stirn legte er auf meiner Schulter ab, er versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken.

"Schhh, für den Moment haben wir es geschafft. Alles ist gut."

Er nickte, doch es dauerte noch eine Weile, bis er sich beruhigen konnte. Ich hielt ihn einfach fest und atmete seinen Duft ein, solang es ging.

Seine Probleme machten mir auch zu schaffen.

Ich wollte, dass er wieder glücklich wurde.

- - -

Hey, ihr Lieben!

Was sagt ihr zu der Story? Ich würde mich über eure Meinung freuen.

Ansonsten hoffe ich, ihr habt eine schöne Woche und wünsche schon mal ein schönes Wochenende!

LG SerenaTopas

Berührt // VKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt