4.Kapitel

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Ich hatte Hoffnung. Hoffnung, dass Sven noch kommen würde. Ich stand im Park und wartete. Minuten vergingen, aber er kam nicht. Hatte ich ihn verloren? Ich hatte ihn verloren. Doch das gute daran, ihn verloren zu haben war, die Angst, ihn zu verlieren, verloren zu haben. Ich drehte mich um und lief los. ,,Du hast dein Handy verloren." Ich drehte mich um und sah Sven ein paar Meter weiter hinter mir stehen. Mein Handy in seiner Hand. Ich lief auf ihn zu. Er gab mir mein Handy zurück. Dann begann er breit zu grinsen. ,,Der rote Lippenstift steht dir Schneewittchen", lachte er. Ich grinste ihn an. ,,Du bist nicht sauer auf mich?", fragte ich ihn. ,,Warum sollte ich sauer sein, dass du in deinen Ex verliebt bist?", sagte er verwirrt und lachte dabei. Ein Stein fiel mir vom Herzen. ,,Ich geh wieder nach Hause", erklärte Sven und drehte sich um. Verwirrt sah ich zu wie er sich von mir entfernte. Ich lief ihm hinterher und harkte mich dann in seinem Arm ein. Er schaute mich kurz an, lächelte und lief dann weiter. Wir blieben an einem Haus mit mehreren Wohnungen stehen. Er öffnete die Tür und bat mich rein. Wir liefen in den dritten Stock, dort öffnete er die Tür zu seiner Wohnung. ,,Komm herein, Schneewittchen.", lachte Sven. Es war eine schöne Wohnung, zwar ein bisschen unordentlich, aber schön. ,,Sven? Bist du wieder da? Komm mal bitte in die Küche", rief eine männliche Stimme. Sven lächelte mich kurz an, dann verschwand es wieder und er lief in die Küche. Langsam lief ich ihm hinterher. Er blieb im Türrahmen stehen. ,,Wo warst du heute?", fragte die männliche Stimme ernst. ,,Ich hatte etwas wichtiges zu erledigen", verteidigte Sven sich. Ich begann zu grinsen, Sven bezeichnete mich als wichtig. ,,Du solltest auf deine Schwester aufpassen. Sonst wird sie auch noch depressiv", zischte der Andere. Auch depressiv?, fragte ich mich selbst. Ich vermutete mal das Sven mit seinem Vater redete. Stille. Sven schluckte. ,,Bist du überhaupt zu etwas fähig", zischte sein Vater. Ich lief zu Sven und stellte mich neben ihn hin. Der Vater wollte gerade etwas sagen, da sah er mich und wurde still. ,,Hallo", begrüßte ich den Vater leise. ,,Hallo..", antwortete er etwas verwirrt. ,,Papa das ist Mirya..", erklärte Sven, ,,Eine gute Freundin von mir." Gute Freundin. Irgendwie tat es weh, dass er es sagte. ,,Ehm..gut. Oder? Also es ist gut, dass du einen Freund gefunden hast, Junge", stotterte sein Vater. ,,Wir gehen in mein Zimmer", murmelte Sven. Er drehte sich um seine Schulter, nahm sanft meine Hand und zog mich in sein Zimmer. Es war alles ziemlich neutral - Bett, Schreibtisch. Er warf sich auf sein Bett. Verunsichert stand ich mitten im Zimmer. Plötzlich fiel Sven in schallendes Gelächter. ,,Setz dich doch", lachte er. Ich grinste schief und setzte mich neben ihn auf das Bett. Und die Stille zwischen uns war so laut, dass ich glaubte, dass sie taub machte.

,,Schneewittchen?", flüsterte Sven. Ich ließ ein leises 'mh' raus. ,,Du bist wunderschön. Vergiss es bitte nicht", sagte er leise und unterbrach unseren Augenkontakt nicht. Ich musste grinsen. ,,Komm mal mit", schmunzelte Sven und zog mich, ohne auf eine Antwort zu warten, mit. Wir liefen einen schmalen Gang entlang auf die Tür am Ende zu. Er schaute sich kurz um und öffnete dann die Tür. ,,Hinein", sagte er und hielt mir die Tür auf. Ich ging hinein und Sven schloss die Tür hinter sich. Das Zimmer war überflutet von Licht. Es war ein verstaubter Raum, der dennoch eine magische Wohlheit ausstrahlte. In der Mitte stand ein großes schwarzes Klavier. Sven nahm meine Hand und zog mich dahin. Er setzte sich auf die kleine Bank davor. Er lächelte mich kurz an. Dann drückte er seine Finger auf die eine Taste. Und auf noch eine. Die Töne ergaben eine leise Melodie. Langsam erkannte ich sogar das Lied. Chasing pavments von Adele. Das Lied flog förmlich durch den halb leeren Raum. Mein Herz schlug immer schneller. Ich fühlte mich sofort verbunden, mit dem Lied, mit Sven. ,,Wessen Klavier ist das?", fragte ich Sven. ,,Das Klavier meiner Mutter", antwortete er leise. Dann formte der mit seinen Lippen einige Worte, doch ich verstand ihn nicht. Wahrscheinlich verstand ihn niemand, auch wenn er redete nicht.

She dreams of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt