9.Kapitel

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Ich rannte so schnell ich konnte das Treppenhaus herab und warf die Tür auf. Eine eisige Kälte schlug derartig auf meine an die Wärme gewöhnte Haut, dass ich mich kurz erschrack. Ich atmete aus. Kleine weiße Wölkchen bildeten sich in der Luft. Die Tränen, die über meine Wangen liefen, fühlten sich an, als würden sie zu Eis erfrieren. Ich dachte nach. An wen wendet man sich, wenn der einzige Mensch, der dich trösten kann, derjenige ist, wegen dem du weinst? Ich steckte meine eiskalten Hände in die Taschen meines Parkers. Cropped-pulli war keine so gute Idee, denn jetzt fror mein Bauch um so mehr. Ich steckte meine Kopfhörer in meinen Kopf. Und wählte das Lied Crazy in Love - Kadebostany. Irgendwie fühlte ich mich dadurch stärker. Ich würde schon alleine klar kommen. Irgendwie. Warum sollte ich es nicht schaffen. Ich schlenderte eine Hauptstraße entlang. Die Menschen waren voll im Arbeitsstress. Einige hupten gereizt, weil sie weiter wollten. Ihre Gesichter starrten verloren durch die Frontscheibe. Ihre Augen waren leer und glanzlos. Wenn so erwaschen sein ist, möchte ich doch lieber ein ungebändigter Teenie sein. Ich verbrachte den Tag damit durch meine Stadt zu schlendern. Draußen begann es zu dämmern. Ich musste mir schnell etwas einfallen lassen, wo ich jetzt hin sollte. Ich fror fürchterlich. Im Laufen rieb ich mir immer wieder über meine Arme. ,,Mirya?", rief jemand. Ich drehte mich um. Ben stand einige Meter von mir entfernt. Ich verdrehte kurz die Augen und lief dann stur weiter. ,,Warte doch", rief er und rannte mir hinterher. ,,Was ist?", knurrte ich. ,,Warum läufst du alleine rum?", fragte er besorgt. ,,Ha", lachte ich laut auf. ,,Bin ich jemals mit igrendwem rum gelaufen?" Ben sagte nichts mehr. ,,Wird Zeit sich Freunde zu suchen", schmunzelte er leise. Ich starrte ihn sauer an. ,,Ej", lachte er und hob verteidigend seine Hände. Ich schüttelte den Kopf und begann dann leicht zu grinsen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Ben mich anstarrte. Ich ignorierte es. Es war sowieso ziemlich blöd jetzt mit meinem verhassten Ex rum zu laufen. ,,Hunger?", fragte Ben plötzlich. Ich starrte ihn entgeistert an. ,,Du kennst mich so gut", rief ich glücklich. Dann murmelte ich :,, Ich hab aber kein Geld mit." ,,Keine Sorge. Ich bezahle." Ich grinste beruhigt. Ich zog meinen Kopfhörer aus meinem Ohr und steckte sie in meine Tasche. Wir setzten uns an einem Dönerstand an einen freien Platz. Ich stopfte mir genüsslich meinen Döner in den Mund und schmatzte leise. Ben zupfte an seinen Salat. Ich zog eine Augenbraue hoch. ,,Keinen Hunger?", schmatzte ich. Er schüttelte den Kopf. ,,Kann ich es essen?", fragte ich aufgeregt. Ben nickte und schon zog ich den Teller zu mir rüber und stopfte mir den Salat rein. Ben begann laut zu lachen. ,,Mh?" ,,Du hast deinen Appetit nicht verloren.", lachte er. Ich lachte laut mit. So hatte ich schon ewig nicht mehr gelacht. Mir kamen die Tränen und mein Bauch krampfte sich zusammen. Nachdem wir uns beruhigt hatten, brachte Ben die Teller weg. Er stand noch an der Theke und bezahlte, als ein Junge, älter als ich, auf mich zu gelaufen kam. ,,Ich wusste, dass du es bist", staunte er und schaute mich an. Der Junge hatte dunkelbraune Augen wie ich. Und dunkle Haare wie ich. ,,Wer sind Sie?" Fragte ich verwirrt. ,,Wie?", sagte er erstaunt, ,,Mirya? Ich bins." Plötzlich fror mein Blut zusammen und meine Augen weiteten sich. ,,D-Du bist hier?", stotterte ich verstört. Er nickte stolz. Ich stand auf und krallte mich an der Stuhllehne fest. ,,Ach. Schwesterherz", lachte er und ein dreckiges Lächeln schlich sich auf seine Lippen. ,,Alles gut, Mirya?", fragte Ben, der jetzte hinter meinem Bruder stand. Mein Bruder starrte mich abwartend an. Seine Augen starrten so direkt in meine, dass es mir Angst machte. ,,Wir können gehen", murmelte ich und griff nach meiner Jacke. ,,Wir sehen uns, Mirya", sagte er. ,,Hoffentlich nicht", flüsterte ich ihm leise zu. Dann griff ich nach Bens Hand und zog ihn mit mir. Bloß raus aus diesem Laden. ,,Mein Bruder Jayden.", sagte ich unhörbar zu mir selbst. Ja auch ich hatte schwarze Zeiten in meiner Vergangenheit. Verdammt schwarze Zeiten. ,,Ist alles okay?", erkundigte sich Ben und schluckte. Ich nickte. Er strich mit seinem Daumen eine Träne von meiner Wange. ,,Willst du mit zu mir kommen?", fragte er. ,,Ja", sagte ich leise. Durch ein Fenster sah ich, wie Jayden uns beobachtete. Hoffentlich verschluckt er sich und stirbt, dachte ich.

She dreams of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt