12.Kapitel

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Nina setzte mich abends bei mir zu hause ab. Ich schloss die Tür auf und ging rein. Eine wohlige Wärme umhüllte meinen von draußen eiskalten Körper. Aus der Küche kam ein schöner Geruch. Es roch nach Nutella. Und das gefiel mir. ,,Na, Mirya. Wie war dein kleiner Ausflug?", fragte mich eine höhnische Stimme. Ich schwang nach rechts. Mein ,,Bruder" stand angelehnt am Türrahmen im Wohnzimmer. ,,Hat dich nicht zu interessieren.", zischte ich ihm zu. ,,Sei doch nicht immer so gemein", lachte er und kam auf mich zu. Er nahm eine meiner Haarsträhnen und wickelte sie um seinen Finger. ,,Lass es", hauchte ich ihm zu. Er grinste. ,,Hattest du eigentlich einen Anderen nach Ben?", fragte er. Ich schluckte. Bei dieser Frage war ich mir nicht so ganz sicher. Hatte ich? Auf Jaydens Gesicht schlich sich ein dreckiges Grinsen. Seine Augen blitzten mich an. ,,Schön Schwesterchen. Schön...", wiederholte er und wurde dabei immer leiser. Kurz wirkte er abwesend, bis sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen schlich. Plötzlich lief Jayden an mir vorbei, wobei er meine Schulter leicht streifte, und rannte die Treppe hoch. Ich hatte Angst vor ihm. Große Angst. Ich wusste, dass er wieder dazu fähig war. Er wirkte stärker als damals und ich, ich war nur ein kleines Frack. Ich stand einfach so da und sah mein kurzes Leben an mir vorbei ziehen. Ich schlug mir die Hand vor mein Gesicht und schüttelte langsam meinen Kopf. Wieso um alles in der Welt war er wieder da? Es musste doch alles einen Grund haben!
,,Ich brauche keinen Grund um nach hause zu kommen", sagte er. Wobei ich ihn auf der Treppe sitzend sah. ,,Ich weiß was du denkst, Mirya. Doch ich habe mich verändert. Ich schwör's!",, Menschen verändern sich nicht, Jayden", sagte ich gefühllos. Er stand auf. ,,Für dich wäre es aber besser, wenn ich mich verändert hätte.", sagte er und ließ scharf seine Zähne aufblitzen. Ich starrte ihn wortlos an. ,,Du kannst nicht zu dieser Familie gehören", meinte ich leise, eher zu mir. ,,Vielleicht gehörst du ja auch nicht zur Familie", konterte er. Dann lief er die Treppe hoch. Ich sprang ihm einige Treppen hinterher. ,,Wie geht's Dad?", fragte ich ihn traurig. Er drehte sich kurz um, aber lief danach direkt weiter. Er öffnete die Tür zu seinem Zimmer. Ich blieb an dem Türrahmen stehen und zögerte hinein zu treten. Ich gehe nicht mehr in das Zimmer. Seit vier Jahren hatte ich es nicht mehr betreten. ,,Angst?", lachte er. Ich schluckte einmal. ,,Wie geht's Dad?" wiederholte ich. ,,Du lässt nicht locker, oder?", murmelte Jayden. ,,Wie geht's ihm?", fragte ich nochmals und trat in das Zimmer. Jayden stützte sich mit seinen Armen am Schreibtisch ab und ließ seinen Kopf nach unten hängen. Dennoch merkte ich wie er mich in seinen Augenwinkeln beobachtete. Und er lächelte breit als ich sein Zimmer betrat. Er streckte sich und kam mir immer näher. Ich musste zu ihm hinauf blicken. Er war größer als ich. ,,Das könntest du ihn auch selbst fragen", zischte er, ,,Nur du konntest deine Klappe nicht halten." ,,Irgendwann oder irgendwer hätte es auch heraus gefunden!", wehrte ich mich. ,,Glaub' ich nicht. Lüg nicht, Mirya!",,Ich lüge nicht!", giftete ich. Er drückte mich gegen seine Zimmerwand. Und seine rechte Faust drückte er gegen die Wand, knapp nur an meinem Gesicht vorbei. ,,Jedes andere Mädchen wäre still geblieben", brummte er. ,,Ich bin aber nicht jedes andere Mädchen!" Er verzog sein Gesicht. ,,Nein ganz und gar nicht, Mirya." Er stieß sich von mir weg. ,,Kannst du mir die Nummer von Ben geben, ich will meinem alten besten Freund 'hallo' sagen." ,,Nein", stotterte ich. Jayden lachte einmal laut. Ich stieß mich von der Wand weg und wollte so schnell ich konnte aus dem Zimmer raus rennen, aber Jayden war schneller. Er griff nach meinem Arm und zog mich zurück. Ich konnte mich kurz lösen, da schlang er seine Arme um meinen Bauch und zog mich zu sich. Ich krallte mich am Türrahmen fest und wollte mich raus ziehen. Doch er war einfach stärker als ich. ,,Mooom!", schrie ich. ,,Mirya", brüllte er und zog seinen Griff enger, ,,sie wird dich nicht hören, sie ist nämlich gar nicht da!" ,,Nein..", keuchte ich. Jayden zog mich auf den Boden. Ich drückte meine Handflächen gegen den Boden und wollte ich vorwärts ziehen, aber es gelang mir einfach nicht. Er drehte mich auf den Rücken und setzte sich auf meine Beine. Ich versuchte ihn weg zu drücken. Ich schlug mit aller Kraft gegen seine Bauch und seine Arme. ,,Mirya", keuchte er und wehrte immer wieder meine Angriffe ab, ,,Lass es einfach!". Er griff nach meinen Handgelenken und drückte sie nun auch gegen den Boden. Er atmete schwer aus und grinste dann breit. ,,Erinnert dich das denn auch noch an früher", kicherte er. Ich schaute mich panisch um. ,,Du bist noch schöner als früher", flüsterte er. ,,Lass mich los!", kreischte ich. Er drückte seine Hand gegen meinen Mund und mit der anderen hielt er meine Hände weiter fest. ,,Ist dein Handy in deiner Hose?", fragte er. Ich schüttelte leicht meinen Kopf. ,,In deinem Zimmer". Ich nickte. ,,Wo?" Er hob kurz seine Hand hoch. ,,Wo?", wiederholte er. ,,Auf meinem Schreibtisch", flüsterte ich. Er ließ mich los und stand auf. Dann verließ er das Zimmer. Ich blieb regungslos liegen. Eine dicke Tränen lief über meine Wange.

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