10. Kapitel

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Wir liefen zusammen zu Bens Haus. Seine Mutter machte uns auf und lächelte mich erstaunt an. ,,Lange nicht mehr gesehen, Mirya", begrüßte sie mich, mit einem leicht hinterhältigen Unterton. Ich konnte sie nicht leiden, sie konnte mich nicht leiden. ,,Hallo.", sagte ich knapp. Sie stand eine gefühlte Ewigkeit in der Tür und versprerrt uns den weg. Ganz nach dem Motto : Nö. Die kommt mir nicht mehr ins Haus. Ich schluckte einmal. ,,Ich geh doch lieber nach hause", erklärte ich. Argh. Nach hause. Das tat weh. ,,Ach, nein. Komm doch rein.", lachte sie. Ihr Kinn stolz nach oben gestreckt. ,,In unser bescheidenes Haus", fügte sie hinzu. Wie erniedrigend. Ben begann zu lachen. ,,Ist alles so wie damals", jollte er. Ich konnte nicht lachen. Nein, konnte ich nicht. ,,Okay. Komm", sagte er dann. ,,Nein", erklärte ich sturr. Er schaute mich total seltsam an. Seine Nasenflügel bewegten sich beinahe hysterisch. Gruselig sah das aus. Ich drehte mich um und ging weg. ,,Ja, wie?", rief Ben mir nach, ,,Sehen wir uns morgen in der Schule?" Total vergessen. Schule. Als hätte ich nicht genug stress. Was ist, wenn ich die Nacht nicht überlebe. Weil mich ein Wolf aufgefressen hat. Achja hier gibt es gar keine Wölfe. Dann ein Fuchs. Angriff der Killer Füchse. Ich lief unbeirrt weiter. Vielleicht frage ich Sven, ob ich noch eine Nacht bei ihm bleiben könnte? Nein, lieber nicht. Dann hieß es wohl, dass ich nach hause musste.

Meine dramatische Flucht in die Freiheit, hatte erstaunliche 1 1/2 Tage gedauert. Nun stand ich wieder vor unserer Haustür und starrte beinahe verzweifelt auf die Schelle. Sollte ich klingeln? Ich klingelte. Kurz danach hatte ich das Gefühl, ich hätte es nicht machen sollen. Mit Schwung wurde die Tür aufgerissen. Und wer stand da? Felix. Breit grinsend. Entweder töte ich ihn oder mich. Mir gefallen beide Auswahl Möglichkeiten. Ich lief sturr an ihm vorbei und in mein Zimmer. Dort warf ich mein Zeug in die Ecke. ,,Mirya?" Ich drehte mich um. Meine Mutter stand im Türrahmen. Ich starrte sie an ohne ein einziges Wort raus zu bringen. ,,Wie du gesehen hast ist dein Bruder zu Besuch", sagte sie. Da tauchte diese laufende Missgeburt an einer Seite auf. ,,Übrigens schön, dass du auch wieder da bist", murmelte sie vor sich hin und ging dann. ,,Was willst du?", zickte ich Felix an. Er lachte. Dann formte er seine Lippen zu einem Kussmund. ,,Fick dich", rief ich sauer und schlug die Tür zu. Ich hörte ihn nur Lachen. Es war ein verdammt dreckiges Lachen. Ich sank an der Tür zusammen. Ich wusste sofort, dass schwere Zeiten auf mich zu kommen würden.

Am nächsten Tag machte ich mich fertig und lief zur Schule. Einer meiner sogenannten Freundinnen umarmte mich. ,,Na, wie geht's dir so Mirya?", begrüßte sie mich und lächelte gespielt. ,,Super", log ich und lief weiter. ,,Warte", rief sie und lief mir nach. ,,Du weißt doch, dass nächste Woche diese fette Party ist.", erklärte sie. Ich nickte. ,,Weißt du?", wiederholte sie. ,,Ja", knurrte ich gereizt. ,,Na ja. Auf jeden Fall wollte ich dich fragen ob du mit mir zusammen ein Kleid kaufen gehen willst. Du brauchst ja sicherlich auch noch eins. Oder? Du gehst doch zur Party, oder?", fragte sie mit ihrer hohen nervigen Stimme. Ich wollte nicht gehen. ,,Kein Anderer will mit dir gehen, oder? Deswegen fragst du mich." Sie kicherte schief. Ich hatte recht. ,,Okay. Ich komm mit", brummte ich , ,,Und jetzt kannst du gehen." Sie lachte, als hätte ich einen Witz gemacht. Sie sollte gehen, es war kein Witz. Sie umarmte mich zierlich und hüpfte dann weg. Ich atmete schwer aus.

Ich lag in meinem Bett, als sie mir schrieb, ich sollte runter kommen, da sie vor meiner Haustür stand. Nach einer Weile, und mehreren Nachrichten von ihr, richtete ich meinen schlaffen, schweren Körper aus dem Bett und sprang in meine abgenutzten Chucks. Ich betrachtete mich nochmal im Spiegel. Es wurde draußen Winter und je kälter es wurde desto blasser wurde ich. Meine Augen waren trüb und unter ihnen zeichnete sich ein dunkler Schatten. Ich lief langsam die Treppe runter. Zeit hinauszögernd, das Mädchen, einer Perfektion, zu begegnen. Sie war so schön. Braun im Winter; lange Haare. Zum töten schön. Ich drückte die Haustür auf. Sie wartete ungeduldig und starrte mich gekränkt an, als ich raus kam. Lächeln nicht vergessen, dachte ich mir. Und quetschte mir ein echt aussehendes Lächeln in die Fresse. ,,Lass mich nicht mehr so lange warten", giftete sie. ,,Jaja", presste ich hervor und rollte mit den Augen. Sie atmete laut aus. ,,Du besitzt eine Einfühlsamkeit eines fliegenden Backsteines", brummte sie. Ich lachte leise und stieg ins Auto. Danke, dachte ich mir.

She dreams of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt