II

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Ich hatte immer gewusst, dass ich vermutlich nie aus diesem Business hinaus kommen würde. Hatte es auch nie wirklich gewollt. Meine Ausbildung war meistens hart gewesen, doch irgendwie hatte ich es immer durch den Tag geschafft und meine Trainer waren meistens sogar stolz. An manchen Tagen war ich kurz davor gewesen aufzugeben. Mich einfach töten zu lassen. Doch ich hatte es nie getan. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht hatte ich gehofft irgendwann aus der Hölle, welches sich mein "Zuhause" nannte raus zu kommen.

Hier stand ich nun, verloren und einsam in der kleinen Empfangshalle des Privatflugplatzes, an dem mich meine vermeidliche "Tante" abholen kommen sollte. Ich hörte die Schiebetür zu dem Empfangsraum aufgehen und drehte mich um. In der Tür stand eine Frau, welche sich in ihren mittleren Zwanzigern befinden musste. "Hey, Taylor", sie lächelte mich leicht an und unsicher ging ich zu ihr. Ich war nervös, ja. Schließlich war die Mission nicht einfach und ich hatte, zugegebener Maßen, panische Angst vorm Versagen. Oder vorm Gefangen genommen werden. Der kurze Weg streckte sich endlos lange und meine Turnschuhe schienen besonders laut am Boden widerzuhallen.

"Hallo", antwortete ich ihr, wobei ich es nicht schaffte zu mehr als einem Flüstern zu heben. "Sei nicht nervös, es wird alles gut. Ich bin Natalie", sie lächelte weiterhin und nahm mir meine Tasche ab. "Lass uns erstmal in unsere Wohnung fahren"

Vorsichtig nahm sie meine Hand. Ich war zu nervös und zu ängstlich um noch irgendwas heraus zu bekommen. So überfordert war ich zuvor noch nie bei einer Mission gewesen. Unsicher stieg ich hinter Natalie in das Auto ein und begann mir ein Profil von ihr zu machen, während wir durch New York fuhren. Was mir auffiel waren ihre Haare. Sie waren von strahlender röte und ich bewunderte sie vom ersten Augenblick, an dem ich sie gesehen hatte. Meine Haaren waren langweilig hell Blond.

Nach einer fünf minütigen Autofahrt, ich hatte die Sekunden gezählt um mich abzulenken, kamen wir bei einem Apartment Block an. Unsicher stieg ich aus, nachdem Natalie mir angedeutet hatte dies zu tun. Meiner "Tante" nachgehend, kletterten wir die Stufen bis zum siebten Stockwerk hinauf. Dort schloss Natalie schon die Tür auf und zog mich dann schnell hinein.

"Ich bin schon seit Wochen Undercover bei den Avengers, wie ich das geschafft habe geht dich nichts an und braucht dich auch nicht zu interessieren. Du wirst morgen mit mir mitkommen, weil ich arbeiten muss und meine Nichte nicht alleine lassen möchte. Du wirst dann Barton töten, verstanden?", während Natalie redete klang sie sehr kalt und eher desinteressiert.

"J-ja. Aber meine Mission lautete, dass ich sie zuerst ausspionieren soll", fügte ich sehr unsicher hinzu. Natalie seufzte und redete weiter: "Ich bin in dieser Mission deine Vorgesetzte, also tust du was ich sage" Unwillkürlich machte ich mich sofort klein. Ich wusste nicht wie streng sie ungehorsam nahm und wenn sie ihn so streng nahm wie die meisten meiner Trainer, würde meine kleine Frage schon in die Kategorie fallen.

"Ich werde dich nicht schlagen Taylor, keine Angst" Trotz ihrer Worte hatte ich angst, sehr große sogar. Barton war ein extrem gut ausgebildeter Shield Agent und Avenger und ihn zu töten würde nicht leid werden. "Was ist wenn ich das nicht schaffe?", fragte ich mehr als unsicher und sah Natalie dabei nicht mehr an. "Dann kleine", begann sie, wobei ihre Stimme auf einmal sehr sanft kling, "werden sie dich festnehmen und nie wieder rauslassen. Aber du wirst das schaffen, du musst nur an dich glauben" Vorsichtig nahm sie meine Hand und drückte sie sanft. Mein Blick glitt unsicher zu ihr hinauf und ich schaffte irgendwie sehr leise "Danke" zu flüstern. Natalie nickte leicht und stand dann auf. Sie wirkte jetzt wieder genauso kalt wie vor meiner Welle an Unsicherheit. "Jetzt geh in dein Zimmer, da steht ein Teller mit essen und dann geh schlafen, gute Nacht", mit diesen Worten verschwand sie in ein angrenzendes Zimmer und ich ging unsicher in meines.

Die Wohnung war generell sehr spartanisch eingerichtet, so auch mein Zimmer und doch fühlte ich mich hier wohl. Ich würde hier nicht lange bleiben und trotzdem wollte ich irgendwie nie wieder weg. Es war das erste Mal, dass ich ein eigenes Zimmer hatte. Ich wusste nichts mehr von meiner Zeit vor dem Red Room. Es war mir auch gar nicht erlaubt gewesen an etwas anderes, als meine Ausbildung zu denken. Vorsichtig setzte ich mich auf das Bett und zog meine Schuhe aus. Vorsichtig streifte ich über die grüne Bettdecke und lies meinen Blick eine Runde über das Zimmer wandern.

Mein Blick blieb am Fenster hängen und vorsichtig stand ich wieder vom Bett auf, um raus zu schauen. Jahrelang hatte ich nur die Wände des Ortes gesehen, an dem ich ausgebildet worden war. Hin und wieder kleine Teile von Städten, in abgelegenen Orten Russlands, an denen ich kleinere Aufträge hatte erledigen müssen. Aber ich hatte noch nie eine größere Stadt wie New York gesehen, außer natürlich auf Bildern und Stadtplänen. Ich beobachtete wie langsam ein Licht nach dem anderen in den gegenüberliegenden Wohnungen ausging und die Nacht über die Stadt zog. Irgendwann fielen mir meine Augen zu.

Red as my eyes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt