XIV

1.4K 70 25
                                    

Meine Füße hatten mich bis auf die Unterste Etage des Towers gebracht. Ich wusste, dass ich in der Falle saß, aber die Avengers würden mich nicht gehen lassen und das war mir schmerzlich bewusst. Natasha hatte den Tower abgeriegelt und die Fensterscheiben waren zu dick, um sie schnell genug durchbrechen zu können. Mein Instinkt sagte mir, dass ich kämpfen musste. Mein Verstand jedoch war um einiges lauter. Wie sollte es mir auch gelingen gegen sechs Avengers zu kämpfen, ohne zu verlieren? Es wäre mir nicht möglich.

Den minimalen Abstand, den ich gehabt hatte, verlor ich jetzt endgültig. Ich hörte schwere Schritte näherkommen, Steve. Automatisch stellte ich mich in Kampfposition, auch wenn ich nicht vorhatte mich lange zu verteidigen. Oder zumindest erstmal nicht. Steve stand jetzt vor mir. Ich hörte die Düsen von Tonys Anzug, er landete neben Steve. Natasha und Clint kamen einige Sekunden nach Steve die Treppen runter. Zu meiner Überraschung war keiner von beiden Sichtlich bewaffnet. Nicht, dass sie Waffen brauchen würden, um mir Überlegen zu sein. Beide gemeinsam waren körperlich einfach um einiges Stärker.

"Mila, beruhig dich. Wir können darüber reden" , Steve versuchte ruhig auf mich einzureden.

Aufgrund dessen, dass ich jetzt nicht mehr die Rolle der kleinen, verletzlichen KGB Agentin spielen musste, entschied ich mich dazu mein wahres ich zu zeigen. In mein Gesicht stahl sich ein leichtes Grinsen."Ach, können wir das Steve", die Art wie ich seinen Namen sagte, klang verächtlich. Voller Hass. Hass auf ihn, Hass auf alle in diesem Raum. Hass auf mich selbst und die ganze Welt.

Natasha kam einen Schritt näher auf mich zu. Sie wusste, dass es besser wäre mich in Ruhe zu lassen, aber sie tat es trotzdem. Ich wiederum wusste, dass sogar sie stärker war als ich. Weil ich nur eine kleine, schwache, 14-jährige Killerin ohne Waffen war und sie eine große, starke Natasha. Steve hielt sie leicht an ihrem Arm fest, bevor sie noch näher zu mir kommen könnte. Meinen Vermutungen nach, wollte er nicht, dass die Situation zu weit eskaliert. Zumindest nicht in den nächsten Minuten oder Sekunden.

Mein Blick schwankte kurz zu einer Uhr in der Ecke der großen Halle. Es war zehn nach Elf. Um Elf Uhr startete immer das Nahkampf Training im Red Room. Alle paar Tage oder Wochen, es war der Willkür unserer Trainer geschuldet, hieß es töten oder getötet werden. Eigentlich war das doch jetzt der Perfekte Zeitpunkt, um die Zweite Variante auch mal auszuprobieren. Bis jetzt hatte ich immer alle Kämpfe gewonnen. Auch wenn ich manchmal einen gebrochenen Finger oder ein verstauchtes Handgelenk davongetragen hatte. Ich hatte immer gewonnen. Vielleicht war es Zeit das zu ändern. Vielleicht wollte das Schicksal es so. Mich auf dem Bodens sehen, um zusehen zu können, wie das Blut aus einer Schusswunde strömt und das Leben langsam aus meinen Augen weicht. Vielleicht war es Teil meiner Bestimmung.

Wie schon vorhin im Esszimmer, konnte ich die Stimmen der Avengers nur durch Watte vernehmen. Sie schienen Lichtjahre von mir weg zu sein. Ich merkte, wie ich leicht zu zittern begann. Ich konnte das nicht. Ich konnte diesen Auftrag nicht ausführen. Abgesehen davon, dass es Kräfte Mäßig gar nicht möglich war. Wieso hatte Madame B mir diesen unmöglichen Auftrag gegeben. Wieso mir. Sie hatte doch wissen müssen, dass das quasi mein Todesurteil war. Ich merkte, wie ich immer verunsicherter wurde und automatisch weiter zurückwich. Plötzlich waren mir viel zu viele Leute im Raum, obwohl es nur die Avengers und ich waren.

Steve ging einige Schritte näher zu mir. Langsam begann mein Gehör wieder zu funktionieren. Tony bat Jarvis gerade die Fenster abzudunkeln, damit niemand rein sehen konnte. Ich sah Steve nur verschwommen, mir waren Tränen in die Augen gestiegen und ich versuchte mittlerweile gar nicht mehr sie noch zurückzuhalten. Ich wahr verletzlich, ja. In den letzten Jahren, war mein Starkes ich mein Schutzschild gewesen. Aber brauchte ich das hier wirklich? Oder konnte ich bei den Avengers ich selbst sein? Nein. Nicht solange, die Mission existierte und ich eine Agentin des Red Rooms war.

Bis Steve meine Handgelenke gepackt hatte, hatte ich mich leicht verletzlich gefühlt. Ich wusste, dass sie mich aus dem Eingangsbereich weghaben wollten, aber ich wollte eindeutig nicht gepackt werden. Automatisch trat ich gegen sein Schienbein und riss mich wieder los. Blitzschnell war ich dann in eine Ecke des Raumes zurückgewichen und versuchte mich selbst wieder zu beruhigen, bevor ich etwas unüberlegtes tat und alle angriff. Also sank ich leicht an der Wand runter und kauerte mich zusammen.

Reiß dich zusammen. Denk logisch. Du kannst hier rauskommen. Ich sah kurz auf und verschaffte mir einen Überblick der Situation. Tony hatte seinen Anzug, Steve sein Schild und er ist ein Supersoldier. Natasha schien unbewaffnet zu sein, sprich ich musste mit mindestens sieben versteckten Waffen rechnen. Clint hatte irgendwo einen Bogen herbekommen, aber er war noch nicht gespannt.

Dann schoss mir mein Plan in den Kopf. Es war ein klares Bild und mit viel Glück konnte es auch funktionieren. Ich hob mich vom Boden. Langsam genug, um nicht angriffslustig zu wirken und schnell genug, um nicht zu unsicher zu wirken. Mein Blick war auf Clint gerichtet und nicht so ganz heraufgezwungene Tränen flossen meine Wangen runter. Ich ging unsicher einige Schritte auf ihn zu, die letzten etwas schneller und deutete ihm dabei an, dringend eine Umarmung zu brauchen. Er schien es zu verstehen, seine Teamkollegen blieben, genau wie er, trotzdem skeptisch. Ich spiele einfach meine Rolle. Den Part, für den ich im Red Room immer trainiert worden war. In den Bruchteilen der Sekunde die mir geblieben waren, bevor er seinen Arm um mich gelegt hätte, nutze ich, um ihn in seinen Verletzlichen Bereich zu treten und seinen Bogen aus der Hand zu reißen.

Natasha hatte schon reagiert und war bereit mich anzugreifen. Ich wusste, dass sie es tun würde, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass ich ein Kind war. Ich wusste, dass es niemand hier machen würde. Wieso? Weil ich eine trainierte Killerin bin, die auf Blut aus war. Aber ich hatte auch damit gerechnet, dass Natasha genauso reagieren würde. Meine freie Hand, umschloss ihren Arm und mein Oberkörper wich ihrer Faust aus. Ich hatte auch damit gerechnet, dass sie als nächstes ihre Füße einsetzen würde. Also nutze ich eine Spur meiner Körperkraft aus, um mich auf ihren Rücken zu schwingen.

Weit weg hörte ich Steve irgendwas Tony zuschreien. Meine Hand griff an eine Stelle unter Natashas Messer, von der ich wusste, dass sie im Red Room gelernt hatte, Waffen zu verstecken. Ich zog ein Messer hervor und rammte es ihr, nachdem sie versucht hatte meinen Angriff abzuwehren, irgendwie in den Arm. Mein Opfer taumelte einige Schritte Rückwärts, in die Richtung einer Wand, und mein Rücken und besagte Wand trafen etwas hart aufeinander.

Bis jetzt lief ja alles nach Plan, mehr oder weniger. Meine kurze Unkonzentriertheit wurde sofort von einem Schlag ins Burstbein durch Natasha bestraft. Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Körper und ich musste kurz husten. Nur geringfügig nahm ich die Rote Farbe am Rande meines Blickfeldes wahr. Ich konnte es noch kurz für Natashas Blut halten, dann traf mich schon die kleine Rote Staubwolke. "Tut mir leid Mila" , Wandas Stimme war nur noch ein Flüstern.

Red as my eyes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt