Lilys Schlafzimmertür flog auf und knallte gegen die nächste Wand.
"Kommen Sie", orderte MJ und hetzte über die Flokatis, die rund um das Kingsize Bett ausgelegt waren. Jacob und Dr. Lewis stürmten ihr ohne zu zögern hinterher, auf einen Wandschrank zu, der sich auffällig unauffällig neben zwei weiteren am gegenüberliegenden Ende des Raums befand. Darin hingen diverse Mäntel, durch die MJ sich kämpfen musste, um an den Schalter zu gelangen, den jeder Unwissende mit einem Kleiderhaken verwechseln würde. Klack. MJ trat zurück, stolperte und wäre beinahe von einem Nerzmantel gefressen worden, wenn Dr. Lewis sie nicht aufgefangen hätte. Dankbar lugte sie zu ihm auf. Er lächelte.
"Das ist doch nicht wahr", murrte Jacob, als die Rückwand des Schranks beiseite glitt wie die Automatiktür eines Supermarktes. "Selbst bei der Army hatten wir so einen Luxus nicht. Sind wir in Star Trek?"
"Könnte man meinen, hm?" MJ deutete in den neuen Raum hinter dem Schrank. Zwanzig Quadratmeter klimatisierter Luft breiteten sich vor den dreien aus, Serverschränke säumten die Wände bis unter die Decke, Dioden leuchteten in allerlei Farben und bestrahlten einen Schreibtisch inmitten der Technik.
"Das ist Lilys Schatzkammer", erklärte MJ. "Hier durfte ich bloß mal zum Staubwischen rein. Ansonsten war das total tabu für mich."
"Nachvollziehbar", meinte Dr. Lewis und betrat das Versteck. Gebannt sah er sich um, bis sein Blick an der Digitaluhr hängen blieb, die oberhalb der Tür 39:36:07 anzeigte. "Der Countdown", japste er und zeigte in die Höhe.
Jacob folgte ihm und starrte ebenfalls auf die Ziffern. 39:36:02. "Verdammt."
"Lily ist immer alle zwei Tage vor ihrer nächtlichen Arbeit hier rein gegangen, um den Zähler irgendwie zurückzusetzen", murmelte MJ und schluckte dann. Sie traute sich kaum weiterzusprechen, geschweige denn, die Männer anzusehen. "Ich weiß, was Sie jetzt von mir erwarten, aber ... leider hab ich überhaupt keine Ahnung von diesem Kram. Alles, was ich sagen kann, ist, dass Lily von diesem Zimmer aus die Uhr gesteuert hat. Zusehen durfte ich allerdings nie, also -"
"Verdammt!", wiederholte Jacob. "Und jetzt? Soll ich alles auseinandernehmen? Das müsste das Problem lösen, oder?"
Ehe sein Partner loslegen konnte, hielt Dr. Lewis ihn auf. "Warte. Erinnere dich daran, was Lilith jedem ihrer Handlanger eingebläut hat. Sollte man ihr etwas antun oder auf die Idee kommen, sich an ihrem Hab und Gut zu vergreifen, ist jeder von uns - ich zitiere - am Arsch."
"Das klingt nach ihr", seufzte MJ.
Jacob erkannte die Worte seiner Erpresserin ebenfalls. "Das heißt also, dieses Miststück hat irgendeine Falle installiert, die auslöst, sobald wir uns an ihrer Technik zu schaffen machen? Nein", warf er hinterher, als MJs Gesichtszüge entgleisten. Mit aufgerissenem Mund glotzte sie vom Boden zur Decke, zu den Wänden, wieder zur Decke. "Menschenskind, ich meinte damit keine Falle wie in Indiana Jones. Wir werden sicher nicht von Pfeilen durchsiebt, sondern vermutlich etwas aktivieren, das den Countdown sofort auf Null setzt, beziehungsweise den Upload startet."
"Es sei denn", murmelte Dr. Lewis gegen seinen Zeigefinger, der stetig gegen seine Nasenspitze stupste, "wir holen jemanden zu Hilfe, von dem ich denke, dass er die Falle austricksen könnte. Jemand, der sich mit Technik auskennt. Jemand, der sich seit Jahren in seinem Zimmer verkriecht und darin heimlich unsere Küchengeräte auseinander- und wieder zusammenbaut."
"Jemand, von dem wir beide wissen, dass er unsere Laptops manipuliert hat, nachdem er diesen Horrorfilm nicht sehen durfte?", stieg Jacob auf das Gedankenspiel ein und kramte bereits sein Handy aus der Hosentasche.
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Totgeglaubte leben länger!
FanfictionAls L ein einzelnes Wort in seinen Laptop eingibt, ahnt er nicht, dass er damit eine Botschaft sendet, die eine längst Totgeglaubte erreicht. Er selbst wird daraufhin erfahren wie es ist, für Jahre von der Bildfläche zu verschwinden. Bis zu dem Tag...