Kapitel 2

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John

Ich saß auf meiner Bettkante und hörte die Melodie der Geige aus dem Wohnzimmer. Entweder denkt Sherlock gerade nach oder er will genau das Gegenteil tun und gar nichts mehr denken. Mir war klar, dass ich hart reagiert habe. Auf der anderen Seite konnte ich aber auch nicht noch länger meinen Frust aufschieben. Es wäre also so oder so eines Tages passiert. Wir werden noch darüber reden aber nicht mehr heute.

Ich holte Schwung, drehte mich ganz auf mein Bett und machte die Beine lang. Meine Lider wurden immer schwerer bis ich schließlich ganz die Augen schloss. Die Melodie geriet in immer weitere Ferne und ich schlief ein.

Am nächsten Morgen weckte mich das Summen meines Smartphones. Ich nahm es in die Hand und kniff die Augen schmerzhaft zusammen. Verdammt war das hell. Verschwommen konnte ich die Buchstaben lesen. Sarah. Ich setzte mich leicht auf und nahm ab. »Hey, Sarah. Wie gehts...?« , fragte ich mit belegter Stimme. Ich bemühte mich, nicht zu verschlafen zu klingen. »Hallo, Dr. Schlafmütze. Mir geht es gut außer der Tatsache, dass mein Freund es nicht mehr für nötig gehalten hat unser Treffen für gestern Abend abzusagen« , sagte sie gespielt belustigt. Scheiße. »Sarah, es tut mir so Leid. Ich weiß... das macht es auch nicht besser aber mir ging es gestern Abend nicht besonders gut und nachdem ich dann noch Streit mit Sherlock hatte bin ich direkt schlafen gegangen...« . Sarah schwieg für ein für eine ganze Weile. Ich sagte aber auch nichts. Ich wusste auch nicht was ich noch sagen sollte.

»Weißt du, John« , fing Sarah an »ich glaube ich kann das nicht mehr. Ich habe dich wirklich gern aber du bist einfach nicht richtig bei der Sache. Und sobald der tolle Sherlock Holmes ins Spiel kommt bist du komplett abwesend.«

»Sarah, bitte. Ich—« fing ich an. Sie schnitt mir jedoch das Wort ab. »Ich muss zur Arbeit. Mach's gut John Watson«

Das knacken am anderen Ende der Leitung machte mir klar, dass dieses Gespräch und diese Beziehung vorbei waren. Ich legte das Handy auf meinen Nachttisch und blieb noch einige Minuten sitzen.

Dieser Tag hätte nicht besser starten können.

Ich zog mich langsam an und machte mich bereit in die Küche zu gehen. Kaffee war jetzt definitiv notwenig. Ich schlurfte aus der Tür und machte mich schon darauf gefasst in Sherlocks Gesicht zu schauen. Er würde keine 2 Sekunden brauchen um zu deduzieren, dass Sarah Schluss gemacht hat.

Sherlock war nicht da. Verdutzt holte ich eine Tasse aus dem Schrank. Als ich nach den Filtern und dem Kaffeepulver greifen wollte sah ich, dass bereits eine Kanne Kaffee gekocht wurde. Ich hielt die Außenseite meiner Finger leicht dagegen. Der Kaffee war noch warm. Sherlock muss also vor kurzem noch in der Wohnung gewesen sein. Also gut. Ich schenkte mir meine Tasse randvoll, ging zu meinem Sessel und genoß die ersten Schlücke. Langsam kehrte wieder Leben in mir ein. Ich stellte die Tasse auf dem kleinen Beistelltisch neben mir ab, zog meinen Laptop auf den Schoß und checkte die aktuellen Nachrichten.

Betrunkener randalierte vergangene Nacht in Soho ...—

Verkehrschaos in London. Tower Bridge wegen Sanierungsarbeiten gesperrt ...—

Hoher Besuch kündigt sich für London an. Bei diesem Bericht blieb ich stehen und las weiter.

Heute Morgen um 06:23 Uhr landete ein Flieger der USA am London Airport. Wer sich darin befand können wir nicht mit Sicherheit sagen aber eines ist sicher. Es muss hoher Besuch sein, wenn man für eine Flugzeuglandung den gesamten Flughafen sperren lässt. Das riecht nach Geheimdienst. Ist unsere Stadt in Gefahr? Wir werden an der Sache dran bleiben!

»Sechsuhrdreiundzwanzig...« flüsterte ich vor mich hin. Ich sah auf meine Armbanduhr. Es war Viertel nach Sieben. Ich klappte den Laptop zu, exte meinen Kaffeebecher leer und verließ die Wohnung. Im Flur kam mir Mrs. Hudson entgegen. »Huhuuu!« , rief sie mir entgegen. »Mrs. Hudson, haben sie Sherlock heute schon gesehen?« , fragte ich sie während ich mir die Jacke um die Schultern warf. »Nun, ich habe ihn heute jedenfalls schon gehört und er schien mit jemanden zu telefonieren. Sie wissen ja wie er ist. Wahrscheinlich gibt es wieder einen Fall« . Sie zwinkerte mir zu. »Hatten sie beide einen Ehekrach? Sherlock würde doch sonst nicht ohne sie das Haus verlassen« , flötete sie.

»Wir sind nicht— ich bin nicht...« , setzte ich an.

»Machen sie sich nicht verrückt mein lieber Dr. Watson, die Liebe ist doch etwas wunderbares!«, unterbrach sie mich und lief in ihre Wohnung.

»Vielen Dank auch, Mrs. Hudson!« , schrie ich ihr hinterher. »Keine Ursache« hörte ich sie gedämpft durch die Tür zurückrufen.

Ich ging aus der Haustür, lief zur Straße und winkte mir ein Taxi heran. Es hielt vor mir an und noch bevor ich darin saß sagte ich »Diogenes Club«.

Der Taxifahrer schlängelte sich gekonnt durch den Londoner Verkehr. Das Chaos wegen den Arbeiten an der Brücke war nicht zu übersehen, dachte ich mir.

Am Zielort angekommen bezahlte ich den Mann. Er nickte mir zu und fuhr wieder davon. Ich stand vor dem Eingang des Diogenes Club. Als ich durch die Tür ging blickte mich der Rezeptionist missbilligend an. Wir hatten schon unsere Bekanntschaften gemacht. Er verdrehte nur die Augen, nickte dann anschließend und deutete mit dem Finger nach oben. Er war also da. Ich ging geradewegs auf die Treppe zu.

»Dr. Watson. Was verschafft uns die Ehre?« rief mir eine altbekannte Stimme entgegen als ich den imposanten Raum betrat.

Vor mir stand Mycroft Holmes. Er schmunzelte. Im Sessel saß Sherlock. Er hatte die Hände unter seinem Kinn aneinander gepresst. Er bewegte lediglich die Augen als er bemerkte wie ich reinkam.

»Ich habe den Bericht in den Nachrichten gelesen. Was geht da vor sich Mycroft?« , fragte ich direkt.

»Nun, ich bin gerade dabei es meinem kleinen Bruder zu erläutern was mir schon den Job kosten könnte. Also wenn sie uns jetzt bitte wieder allein lassen würden, ja?« sagte er mit einem Lächeln im Gesicht.

»Er bleibt« , fuhr Sherlock ihn an. Wir hatten seit gestern Abend nicht mehr miteinander gesprochen aber wir wussten beide das wir für einen neuen Fall zusammen bleiben müssen.

»Nun, ich muss sie ja nicht darauf hinweisen nichts davon in ihrem Blog zu erwähnen, oder?« fuhr Mycroft entnervt fort. »Selbstverständlich nicht. Und jetzt sagen sie mir endlich was hier vorgeht.«, entgegnete ich während ich mich in den leeren Sessel neben Sherlock setzte.

»Wir haben Informationen darüber, dass sich ein flüchtiger Terrorist aus den USA in London befindet. Keiner weiß was er hier sucht oder was er vorhat. Wir haben heute morgen Unterstützung des US-amerikanischen Geheimdienstes bekommen um dieses Problem schnell aus der Welt zu schaffen« , erklärte Mycroft.

Sherlock bewegte jetzt seinen Kopf langsam auf den Fingerspitzen hin und her. Er war voll und ganz in seinem Element. Das spürte ich sofort und es bescherte mir ein kribbeln im Bauch. Mir schoss die Röte in die Wangen und ich senkte schnell wieder den Blick nach unten. Was war denn jetzt los?

»Alles in Ordnung, Dr. Watson?« , fragte Mycroft sofort. Verdammt. Diese Holmes-Kinder mit ihrem Hyperspürsinn.

»Ja, danke der Nachfrage. Ich hatte nur nicht viel Schlaf letzte Nacht«, antwortete ich schnell. Ich räusperte mich kurz und setzte mich wieder aufrecht hin.

»Also gut. Werden sie mich und meinen Bruder unterstützen?« , fragte mich Mycroft belustigt.

Ich sah zu Sherlock hinüber und dieser schaute mich jetzt auch an.»Es könnte gefährlich werden« , sagte er.

Ich musste sofort grinsen. »Worauf warten wir dann noch?« entgegnete ich.


Ende Kapitel 2

You Know Me // a Johnlock StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt