Kapitel 13

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Auf dem Weg der Besserung…

Alle Stärke wird nur durch Hindernisse erkannt, die sie überwältigen kann.

-Immanuel Kant

Erst jetzt wurde mir bewusst, was für gute Freunde ich doch hatte. Jeder andere hätte mich schon zum Mond geschossen. Wer hätte sonst so eine Depri-Tusse ertragen, wie mich? Niemand, ausser meiner Freunde. Selbst Andy gehörte jetzt zu meinem Freunden. Nein, mehr gab es da zwischen mir und ihm nicht. Das wusste ich jetzt. Dabei war er immer mein Traumtyp gewesen. Wie ich ihn vergöttert hatte. Aber ich hätte ihn wohl nicht so lieben können, wie es sich für ein Paar gehört. Dafür war mein Herz noch lange nicht bereit. Es musste die letzten Wunden verkraften und die Schmerzen überwinden. Er schien das vollkommen zu akzeptieren. Wir hatten miteinander ein wenig auf dem Schulhof Körbe geworfen (naja, er hatte geworfen und ich eher verworfen), dabei hatte ich ihm erklärt, dass ich keine andere Absichten als Freundschaft hatte und er hatte genickt und gesagt, dass er dies akzeptierte, was mich sehr erleichtert hatte. Ich hatte ihn allmählich ins Herz geschlossen und wollte ihn nicht ebenfalls verlieren.

Langsam glaubte ich, wieder ins Leben eizusteigen. Es waren kleine Schritte und viele Male viel ich wieder zurück. Vor allem nachts, wenn ich alleine war und Träume hatte, die mich innerlich zerrissen. Aber ich war keine Tote mehr, die durch das Leben irrte. Ich hatte mir wieder ein wenig Mut aufgebaut und dass nur dank meinen unglaublichen Freunden, die mich nicht im Stich gelassen hatten. Wahrscheinlich würde ich durchdrehen, sobald ich eine Seelenfinderin werden würde, aber darüber wollte und konnte ich mir keine Gedanken machen. Ich musste die Tage geniessen, die ich hatte und darauf hoffen, dass es irgendwie weitergehen würde, auch ohne ihn.

Nun da ich wieder unter den Lebenden war, nahm ich auch die Veränderungen in meiner Umgebung wahr. Da hätten wir zum einen den Herr Bolte, mein geliebter Herr Mathelehrer war zurück. Noch immer war er die personifizierte Version meiner Hölle. Anscheinend hatte ich es die letzten Tage nicht gemerkt, wenn er etwas gesagt hatte, aber jetzt kamen die Hiebe wirklich an und um ehrlich zu sein, war ich auch ein wenig glücklich. Mann, wie schlimm musste ich zugerichtet sein, dass sogar Boltes Worte an mir vorbeigingen. Mel war auch wieder auf dem Markt und die Jungs kämpften regelrecht um sie. Das meinte ich wortwörtlich. Da schlugen sich zwei Typen die Köpfe ein, wegen ihr. Sogar Freunde waren sie gewesen und ihr gefiel es auch noch. Sam hatte nur verächtlich gelächelt und gemeint, dass es schon ein grosses Stück Arbeit sei, vom andere Geschlecht als ein Stück Fleisch auf dem Markt angesehen zu werden. Das war natürlich nicht in Ordnung gewesen, aber mit Sam konnte man über solche Dinge nicht sprechen. Dann hatte Mel plötzlich mich angesehen. In letzter Zeit wurde ihr bewusst, dass es mich gab und ich Sams Schwachpunkt war.

„Was ist eigentlich mit dir hässlichen Entlein? Konntest du das Weichei Andy schon ins Bettchen locken? Wie ich vermute, hast du keinerlei Ahnung, was Andy wirklich braucht. Unerfahrenere als dich, gibt es womöglich nicht.“ Sie lachte und wartete tatsächlich ab, dass ich zurückschlug, aber das konnte ich nicht.

„Wir sind nur Freunde“, antwortete ich dümmlich und fragte mich echt, was mit mir nicht stimmte. Mel lachte wieder auf und warf  ihre langen hellbraunen Haare zurück.

„Wo hast du denn die aufgegabelt?!“, wandte sie sich an Sam und behandelte mich wieder wie Luft. Sam wollte gerade etwas bissiges erwidern, aber schon hatte ich sie an der Hand gepackt und weggezogen. Sie war es nicht wert, sagte ich mir immer wieder. Irgendetwas in ihrer Erziehung musste schief gelaufen sein, denn Menschen waren von Natur aus nicht böse.

goldene Seele (wird noch Überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt