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Charlie Spencer

"Charlie?" Müde brummte ich. "Charlie!" Ich wurde wach gerüttelt, weshalb ich meine Augen aufschlug. Es war James. "Jais Operation ist vorbei! Acht Stunden sind vorbei!" James schüttelte mich erneut, weshalb mein Kopf schmerzte.

"James! Mach mal halblang! Denk an deinen Arm!" Jayden hielt mir einen Pappbecher hin. "Hier. Kaffee. Der ist wirklich gut."

Stumm nahm ich den Becher an mich und nippte daran. Der war ja wirklich gut!

Dr Harvey kam zu uns. "So, Jamie hat alles soweit ganz gut überstanden. Dr May übernimmt ab jetzt die Überwachung." Erleichtert atmete ich auf. "Wann können wir zu ihm?" "Bald. Er wird jetzt auf sein Zimmer gebracht. Jamie ist noch sehr schwach und Ihr müsst aufpassen, da die nächsten 48 Stunden gefährlich sind."

Und wieder 48 Stunden in Angst leben.

"Was passiert danach?" "Danach muss er versuchen, alleine zu atmen. Und das ist das Schwierigste. Wir mussten komplett unterhalb seiner Brust aufschneiden, dass heißt, er wird wochenlang schmerzen haben. Der Aufenthalt hier ist ungefähr ein bis zwei Wochen, je nach Entwicklung, danach kommt er für weitere zwei bis drei Wochen zu mir ins St Claire's."

So viele Informationen!

"Ist hier ein Charlie C. Spencer dabei?" Verwirrt sah ich den anderen Arzt an, welcher zu uns gekommen war. "Das bin ich", antwortete ich verwirrt. "Der ist für Sie. Es tut mir leid." Er übergab mir einen Brief und ging.

Was war denn das?

Ich sah auf den Brief. Matts Handschrift.

Diese Handschrift erkannte ich unter Millionen. Matt hatte eine wirklich alte, dennoch schöne Schreibschrift.

"Ich wusste nicht, dass er dir einen Brief hinterlassen hat." Dr Harvey setzte sich. "Es tut mir wirklich leid." Ich stand auf. "Wieso tut es allen Ärzten leid?!", rief ich aufgebracht und verließ die Gruppe, stellte mich ein paar Meter weiter weg und öffnete den Brief.

Charlie Clayton Spencer,

Es tut mir wirklich leid, was ich Dir in all den Jahren angetan habe. Es war nie meine Absicht und ich bin Dir noch eine Erklärung schuldig.

Eine Erklärung, warum ich mich so verändert habe. Du warst und bist noch immer meine große Liebe, nur du hast eine Neue gefunden. Und das ist okay.

In den ersten zwei Jahren konnte ich nicht glücklicher sein. Ich hatte dich jeden Tag an meiner Seite. Doch dann hatte ich wochenlang nur noch Kopfschmerzen und bin zum Arzt. Er hatte mir etwas verschrieben.

Irgendwann wurde der Schmerz schlimmer und es war kaum noch auszuhalten. Deswegen habe ich einen Spezialisten im St Claire's besucht.

Diagnose: inoperabler Hirntumor

Ab da war mein Leben für mich gelaufen. Ich konnte es dir nicht sagen. Das hättest du nicht verkraftet. Du warst so glücklich!

Die Ärzte wussten nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt. Wochen, Monate, Jahre.

Da ich ziemlich down war, fing ich an, Drogen zu nehmen. Was ich Dir damit antat, werde ich mir nie verzeihen können!

Und dann kam dein Freund ins Spiel. Ich wurde aggressiver, hasste ihn. Der Schmerz in meinem Kopf wurde schlimmer.

Und du? Du warst glücklich. Mit einem anderen. Es tat so unglaublich weh!

Was ich ihm danach antat, tut mir ebenfalls leid.

Und da ich die Schmerzen in meinem Kopf nicht mehr aushalte, werde ich meine Lunge spenden. Mit diesem Harvey ist alles abgeklärt, jedoch erklärte er mir, dass jemand anderes meine Lunge bekommen würde, da Jamie zu weit unten auf der Spenderliste steht.

Also bin ich in diese Klinik nach Perth geflogen. Und wenn du diesen Brief hier gelesen hast, weißt du, dass es geklappt hat.

Mein Leben hatte sowieso keinen Sinn mehr und ich wäre in ein paar Wochen gestorben. Und wenn du mit diesem Kerl zufrieden bist, bin ich es auch. Ich möchte einfach nur noch in Frieden ruhen, dir zusehen, wie du ein glückliches Leben führst.

Ich liebe dich,
dein Matt

Fassungslos ließ ich mich an der Wand nieder. Es war eindeutig Matts Handschrift.

Das bedeutete... Jamie besaß seine Lunge?!

"Es tut mir so leid." Dr Harvey hockte sich zu mir. "Aber ich habe mir Matthews unterlagen genau angesehen. Er wäre wirklich bald gestorben und diesen Schritt zu gehen, war wirklich mutig von ihm."

"Ist er hier?", fragte ich leise. "Ja. Er wird morgen zu seiner Familie gebracht. Dann wird er beerdigt." "Kann ich ihn sehen?" "Ich denke, das ist keine gute Idee."

"Ich muss! Ich muss ihm auf Wiedersehen sagen!" Dr Harvey nickte leicht. "Okay. Komm." Sofort stand ich auf und folgte ihm.

In der Pathologie angekommen, wurde mir Matts Leiche gezeigt. Der Anblick schockierte mich.

Seine Haut war blass, die Lippen blau und die Augen geschlossen.

Und ein Loch im Kopf.

Er hatte sich erschossen.

"Matt", flüsterte ich leise. "Ich Danke dir wirklich, dass du das getan hast. Aber es wäre auch anders gegangen", fuhr ich traurig fort. "Hättest du damals mit mir geredet, wäre alles anders gewesen. Vielleicht wären wir nicht mehr zusammen gewesen, denn Jamie kann ziemlich aufdringlich und nervig sein, aber ich hätte dir geholfen! Dich unterstützt!"

Vorsichtig strich ich durch seine dunkelbraunen Haare. "Ich wäre für dich da gewesen! Ich hätte dich nicht angezeigt! Denn ich hätte gewusst, warum du so bist!"

Eine Träne lief über meine Wange. "Du wirst immer meine erste Liebe sein, hörst du? Ich werde die guten Tage mit dir nicht vergessen. Das verspreche ich dir."

Vorsichtig gab ich ihm einen letzten Kuss, dann wurde ich weg gezogen. "Charlie, das reicht. Das ist widerlich. Er ist seit über einem Tag tot."

"Auf Wiedersehen, Matthew! Ich werde diese Heldentat nie vergessen! Und ich werde auf deine Lunge aufpassen!"

Der Pathologe schob Matts Leiche zurück in den Kühler. Dr Harvey zog mich aus dem Raum. "Du wäschst und desinfizierst jetzt bitte deine Hände und deinen Mund, wenn du Jamie sehen willst."

Dann sah er mich ruhiger an. "Es ist wirklich ein Wunder, dass seine Lunge kompatibel ist."

Ich weiß, ziemlich unrealistisch aber egaaaaal, es ist ja eine Geschichte und in Geschichten wird das Unmögliche möglich gemacht 🌈

heavy past | boyxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt