Hoher Farn umgab die junge Kätzin.
Dunkel erinnerte sie sich, vor einigen Sonnenaufgängen schon einmal hier gewesen zu sein, während sie die ersten Schritte in eine beliebige Richtung machte. Doch sie konnte sich nicht mehr entsinnen, woher sie diesen Ort kannte. Irgendetwas schien merkwürdig zu sein und erst nach und nach wurde Rankenpfote klar, welche Widersprüche da in ihrem Kopf gegeneinander ankämpften. Einerseits kannte sie diesen Ort seit einiger Zeit, andererseits sollte dies gar nicht möglich sein, wo sie sich doch auf der Reise zur Geisterkatze befand. Die Schülerin meinte zu spüren, dass sie der Lösung ganz nah war, doch sie brauchte eine Weile, bis ihr wirklich bewusst wurde, dass sie träumte.Genauso wie beim letzten Mal wärmte die Sonne ihren Pelz und bunte Vögel in den Lindenbäumen begleiteten sie auf ihrem Weg mit ihren Liedern. Und wieder war dort dieser Geruch nach Verwesung und totem, matschigem Laub, der zu ihr hinüber drang. Nur wusste sie nun, was sie da roch. Der Wald der Finsternis! Zum Glück muss ich da nicht hin und kann hier im SternenClan bleiben.
Sicher will meine Mutter das Gespräch fortsetzen, das Klippenpfote vor ein paar Tagen unterbrochen hat, indem er mich weckte! Aufmerksam sah Rankenpfote sich um, auf der Suche nach der Stelle, an der sie ihre Mutter schon einmal getroffen hatte, in der Hoffnung, dass sie dort sein würde.
Doch schneller als sie erwartet hatte, blitzte etwas Rotes in dem Farn auf und nachdem sie eine weitere Baumlänge zurückgelegt hatte, erkannte sie eine weite Wiese, auf der dicht an dicht Mohnblumen wuchsen. Sie musste schon an der gesuchten Stelle vorbei gelaufen sein, ohne auch nur eine einzige SternenClan-Katze getroffen zu haben. Aber was hat Storm gesagt? Sie hat sich, um ungestört zu bleiben, in der Nähe des Waldes der Finsternis mit mir getroffen, da die meisten SternenClan- Katzen sich dem finsteren Ort nur ungern nähern. Wenn sie also tatsächlich mit mir sprechen will, muss ich nur in der Nähe des Waldes der Finsternis bleiben, um sie zu finden.
Nach ein paar wenigen Schritten, die sie sich zwischen den Stängeln der Mohnblumen hindurch geschlängelt hatte, segelten plötzlich große, rote Blütenblätter zu Boden, als die Blumen erbebten. Etwas bewegte sich dort. Eine Gestalt mit getigertem Fell. So sehr sie auch ihre Ohren spitzte, hören konnte sie keine Schritte, dennoch konnte sie den Weg, den die Gestalt genommen haben musste, leicht nachvollziehen. Die dicht stehenden Mohnblumen schwankten leicht, wenn man daran entlang streifte und ein Pfad aus zu Boden gefallenen Blütenblättern zog sich durch die Wiese. Vorsichtig begann Rankenpfote hinterher zu schleichen.
Der Ruf nach ihrer Mutter lag ihr schon auf der Zunge, doch dann erkannte sie, dass es Blattschatten war, die da vor ihr her ging. Was will die Kriegerin denn schon wieder hier? Rankenpfote konnte sich schon nicht erklären, warum Blattschatten bei ihrem letzten Gespräch mit Strom aufgetaucht war, aber dass sie jetzt wieder hier war, verwunderte die Schülerin noch mehr.
Auf einmal blieb Blattschatten vor ihr stehen. Ohne sich umzusehen, miaute sie: »Hallo Rankenpfote, auch hier?«
Rankenpfote zuckte zusammen, gleichsam erschrocken als auch beeindruckt, wie Blattschatten sie bemerkt und erkannt hatte, dann eilte sie an die Seite ihrer Clankameradin.
»Woher wusstest du, dass ich es bin?«, wollte sie wissen.
»Ich bevorzuge es, immer zu wissen, was um mich herum geschieht«, antwortete die Kriegerin, »aber du brauchst nicht nur deine Augen, um dies in Erfahrung zu bringen. Ich habe deine Schritte gehört, und deinen Geruch gerochen. Und außerdem bist du abgesehen von Storm die einzige Katze, mit der ich hier gerechnet habe.«
»Weißt du, wo sie ist?«
Blattschatten murmelte ein leises: »Sicher doch«, und trabte voraus. »Folge mir.«
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Verworrene Pfade ~ Reise ins Ungewisse // Band 1
Fanfiction»Die Pfade der Ranke sind verworren. Niemand kann wissen, wohin sie führen mögen, wohin die zarte Pflanze sich schlängeln mag. Selbst der Pfad den sie gekommen ist, ist unüberschaubar, verliert sich in den Pfaden so vieler anderer.« Krieger zu werde...