Hastig schaufle ich mir einige Löffel Haferschleim in den Mund und reiße mir die Schürze vom Körper. Ich packe meine Jacke und Tasche, in die ich meine rote Mappe verstaue und verschwinde - glücklich, dass ich den Abwasch nicht erledigen muss- aus der Küche und lasse die Anderen zurück. Ich habe die Zeit fast vergessen! Ich trete nach draußen und begebe mich auf dem schnellsten Weg zu den Stallungen. Der typische Geruch nach Pferd dringt mir in die Nase. Ich begebe mich durch den langen Gang, an den unzähligen Boxen, entlang. Jemand sollte uns Pferde für die bevorstehende Reise bereits gesattelt haben. Als ich das Geräusch von Hufen, auf dem gepflasterten Steinboden, vernehme bleibe ich stehen und sehe wie ein Mann mit drei gesattelten Pferden in meine Richtung kommt.
Er hat hellbraunes Haar, ein markantes Gesicht und eine beträchtliche Schwellung am Unterkiefer, die bläulich strahlt. Der Schreihals, den ich gestern außer Gefecht setzte scheint mich nun ebenfalls bemerkt zu haben, denn er bleibt stehen. Dicht gefolgt von zwei stattlichen Rappen und einem Fuchs mit schöner gleichmäßiger Blesse. Der Mann verzieht ärgerlich sein Gesicht. Einen Moment lang denke ich, er würde erneut dass Wort ergreifen und Streit mit mir suchen, doch er geht dann weiter voran und zieht die drei Pferde mit sich. Er führt sie an mir vorbei, den langen Gang entlang, nach draußen und senkt, als er an mir vorbei läuft den Blick. Langsam gehe ich ihm nach. Draußen bindet er die Tiere an und geht dann, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, zurück in den Stall.
Ich gehe an das Tier mit dem schwarzen Fell heran, mit dem ich bereits hierher gekommen war. Ein schöner, stolzer Wallach, den mir Pixis organisiert hatte. Ich streiche über seinen muskulösen Hals und spüre die Wärme, die von dem Tier ausgeht. Feine Staubkörner werden von dem Fell aufgewirbelt und tanzen in der morgendlichen Sonne die auf uns scheint. Ich höre ihn entspannt Schnauben und sehe wie er seinen Hals anstrengt, um seinen Kopf zu mir zu drehen. Ich hebe die Hand und komme mit den weichen und warmen Nüstern in Berührung, die feuchte Luft an meine Haut pusten. Nach kurzer Zeit beginnen seine Lippen über meine Hand zu tänzeln, was sich kurz danach in ein ungeduldig Zupfen an meinem Ärmel verwandelt.
„ Schon gut mein Süßer!", sage ich und hole die Karotte, die ich vorhin heimlich einpackte aus meiner Ledertasche. Begierig klemmt sich der Rappe seine Kost zwischen die Zähne und beißt geräuschvoll und kräftig ein großes Stück ab. Gedankenverloren bette ich meinen Kopf an seinem Hals und höre, die mahlenden Geräusche, die aus seinem Maul kommen. Ich atme tief ein, genieße den markanten Duft und fühle mich einen Augenblick lang wohl. Solange, bis ich das Schnauben des anderen Rappen zu meiner Linken vernehme, ich mich umdrehe und den Hauptgefreiten erblicke.
Seine Augen sind zuerst hart auf mich gerichtet, dann auf die Karotte deren letztes Stück eben im Maul meines Pferdes verschwindet. Einen Moment lang bin ich mir sicher, eine Rüge wegen eines offensichtlichen Diebstahls ertragen zu müssen. Doch im nächsten Moment streckt er, wie ich es ebenfalls tat, seinem Pferd die Hand entgegen und begrüßt es somit. Er streichelt sanft die Nüstern, über den Kopf und Hals und lässt sich sogar die Hand ablecken. Der Hauptgefreite wirkt entspannt. Sein Stirnrunzeln ist verschwunden. Ich kann nicht anders, als ihn ungläubig zu beobachten. Er geht beinahe liebevoll mit seinem Pferd um. Erst als ich spüre, dass mein Pferd an meinem Haar zupft- begierig noch mehr Leckereien zu bekommen- bemerke ich, dass Hanji bei uns eingetroffen ist und wir aufbrechen können.
Ich ziehe den Gurt des Sattels nach und stelle die Steigbügel auf meine Länge ein. Schwungvoll und zufrieden steige ich auf, denn Reiten ist eine Sache bei der mein Arm in keiner Weise ein Nachteil für mich ist. Gerade als Zufriedenheit mich umhüllt stellt Hanji die Frage, die mir nicht einmal in den Sinn kam.
„Wo willst du eigentlich hin?", fragt sie an den Hauptgefreiten gewandt, der ebenfalls gerade aufgestiegen ist. Er sieht nur zu Hanji hinüber und hebt eine Augenbraue. Ich schlucke und befürchte, dass er mit uns kommen wird.
„ Ich will diese hässlicher Viecher sehen, bevor ich mit meinem Team und Eren morgen aufbreche!", sagt er und sieht dabei stur an mir vorbei.
Ich drehe mich zu Hanji, schließe die Augen und verkrampfe mich. Fragend blicke ich sie an und auch ihr scheint die Begeisterung nicht gerade ins Gesicht geschrieben zu sein. Doch nach kurzer Zeit macht sich Zufriedenheit darauf breit und sie zuckt recht gleichgültig mit den Schultern. Sie treibt ihr Pferd an und reitet uns voraus.
„Müsst Ihr mich mittlerweile sogar verfolgen?", frage ich den Hauptgefreiten, der sein Pferd auf meiner Höhe zum Stehen bringt. Ausdruckslos blickt er mir die Augen.
„Bleib ruhig, es dreht sich nicht alles nur um dich!", antworte er mir und schnalzt mit der Zunge, worauf sich sein Pferd in Bewegung setzt.
Ich sehe Hanji, wie sie voraus reitet. Ich sehe den Hauptgefreiten, der sie mit Leichtigkeit einholt. Ich dagegen sitze starr auf dem Rücken meines stolzen Wallaches und sehe auf seine lange Mähne. Ich hatte gehofft, den Tag ganz ohne den Hauptgefreiten verbringen zu können. Ohne diese ständige Kontrolle und die unangenehmen Blicke auf mir.
Ich sehe auf, als ich meinen Namen vernehme. Der Hauptgefreite hat sein Pferd gestoppt und wirft mir über die Schulter einen Blick zu, der mich schlagartig aus meiner Starre löst. Mit einem Nicken deutet er mir, mich ihnen endlich anzuschließen. Ich streiche meinem Pferd über den Hals , schnalze mit der Zunge und übe Druck mit meinen Schenkeln aus. Mein Pferd versteht sofort und begibt sich mit stolzen Schritten in Bewegungen. Seine Bewegungen sind gleichmäßig und fließend und ich passe mich denen an.
Ich sehe erneut zum Hauptgefreiten . Er hat sein Pferd wieder in Bewegungen gesetzt. Ich sehe seinen grünen Umhang, der leicht im Wind weht. Darauf die Flügel der Freiheit, der Grund warum ich hier bin. Der Grund warum ich hier sein will. In Gedanken versunken trotte ich den Beiden nach.
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Wallflower (Attack on Titan Levi x OC FF)
FanfictionDie ehemalige Abteilungsführerin Jane Bloomberg kämpft sich nach einem schweren Schicksalsschlag zurück zum Aufklärungstrupp. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht ihr Herz zum Wohle der Menschheit zu opfern. Ihr Wissen kommt dem Team Levi zu Gute, d...