Graveyard

72 4 0
                                    


Tote Hose hier! 0.0

Gut das dieses Kap. auf einem Friedhof spielt. Selbst da wäre ja mehr los!  =D

Liebe Grüße an die Leser :3


Einzelne Blütenblätter, der feingliedrigen Pflanzen, fallen vor meine Füße, als der Hauptgefreite mir den Strauß vorsichtig in die Arme legt. Ich sehe dabei zu, wie sie nach und nach zu Boden sinken. Sie sind weiß und rein, wie das Kleid einer jungen Braut. Ich bebe am ganzen Körper. Stumme Tränen fließen meine Wangen hinab. Nun habe ich endlich eine Antwort darauf, was er von mir wollte. Warum wir hier sind und warum er mir Blumen überreichte, als ob ich ein wichtiger Mensch in seinem Leben wäre. Früher habe ich oft Blumen erhalten. Auch Erwin machte mir zu meinen Geburtstagen eine große Freude damit. Doch diese Blumen sind nicht für mich. Sie übermitteln keine Freude, sondern Trauer. Sie sind für die Toten, die sich ohnehin nicht an ihnen erfreuen könnten. Traurig beginne ich meinen Weg durch die, mit unzähligen Grabsteinen besetzten, Reihen auf der Suche nach zwei ganz bestimmten. Der Hauptgefreite folgt mir. Wäre er nicht hier, hätte ich nicht den Stolz weiterzugehen. Ich wäre ohne ihn wieder einmal davongelaufen.

Die Grabsteine sind schlicht. Einer gleicht dem anderen. Nur die darauf eingraviert Namen ändern sich. Auch wenn ich diese Menschen nicht kannte. Lese ich jeden Grabstein genau. Manche Opfer unter ihnen waren beinahe noch Kinder und starben Jahre später, als ich das letzte Mal die Mauern verließ. Es macht mir erneut bewusst, wie machtlos wir im Kampf gegen die Titanen eigentlich sind.

Es vergehen Stunden. Ich stoppe an jedem Grabstein. Der Hauptgefreite hat seinen Abstand zu mir deutlich vergrößert und es überrascht mich, dass er mich nicht zur Eile antreibt. Seit unserer Ankunft hat er nicht mehr mit mir gesprochen. Er lässt mich in diesem Moment einfach meinen Weg gehen. Ich bin ihm sehr dankbar dafür. Ich stoppe erneut. Der Blumenstrauß, den ich wie ein Kleinkind behütet trug fällt nun zu Boden. Ich starre auf den Grabstein vor mir, danach gleitet mein Blick zu dem rechts daneben. Ich habe sie tatsächlich gefunden. Hart schlage ich mit den Knien auf die ausgetrocknet Erde. Ich fange mich mit den Händen ab. Meine Stirn bettet sich auf dem verfestigt en Dreck. Ich beginne zu weinen, lautstark und ohne meinen Körper unter Kontrolle halten zu wollen. Alles stürzt über mir zusammen. Ihr Tod war mir schon immer bewusst, doch nun war er greifbar. Die Enttäuschung, dass ich selbst nie den Weg zu ihrer letzten Ruhestätte auf mich nahm überwiegt in diesem Moment. Ich konnte ihnen nicht die letzte Ehre erweisen. Ich konnte sie nie loslassen, sie waren ein Teil von mir. Ich dachte nur an mich selbst und meine verletzten Gefühle. Wäre ich stärker, dann hätte ich mich dieser Sache schon früher gestellt.

Ich weiß nicht recht wie lang ich auf dem Grab liege und weine. Ich weiß nur, dass ich irgendwann aufhöre. Betäubt vom Schmerz raffe ich mich auf und lehne mich kraftlos an einen Grabstein, der hinter mir steht. Ich sehe die Gräber an. Ich lese die Inschriften. Tenosh und Lasse Maret. Tenosh starb mit siebenundzwanzig Jahren. Lasse mit dreißig. Sie starben zum Wohle der Menschheit.

Fassungslos blicke ich auf die Grabsteine. Es ist falsch, dass sie hier stehen. Es ist falsch, dass keine persönlichen Worte darauf zu lesen sind, die ich hätte für sie verfassen können. Es ist falsch, dass auf den Gräbern noch nie Blumen lagen. Niemand hatte an sie gedacht. Ich habe nicht an sie gedacht. Frustriert lasse ich den Kopf sinken und spüre, wie sich der Hauptgefreite zu mir gesellt. Ich drehe meinen Kopf, den ich auf die angewinkelten Knie gestützt habe, zur Seite. Er hat sich ebenfalls an einen Grabstein gelehnt und sieht mich an.

"Ich sollte nicht hier sein!" , sage ich mit erstickt er Stimme. Sein Kopf schnellt zu den Grabsteinen vor uns. Er antwortet mir nicht.

"Sie starben nicht zum Wohle der Menschheit!", sage ich und beginne erneut zu schluchzen. Diese Inschrift ist eine Lüge.

"Ich weiß!", vernehme ich die tiefe Stimme des Hauptgefreiten. Ich sehe auf und wische mir die Tränen grob von den Augen. Schmutz wandert von meiner Hand auf meine geröteten Wangen. Fragend schaue ich ihn an.

" Sie starben deinetwegen!", sagt er daraufhin und es überrascht mich, dass er diese Worte ohne einen vorwurfsvollen Ton an mich richten kann. Denn die Tatsache, dass die beiden für mich starben, quälte mich seit dem Tag an dem es geschah.

"Ich wünschte, sie hätten es nicht getan! Sie könnten noch leben, wenn ich nicht gewesen wäre!", flüstere ich und schließe erschöpft die Augen. Ich höre, wie der Hauptgefreite gedehnt ausatmet. Wieder antwortet er mir nicht. Alles was ich höre ist das Knistern von Papier.

„Hier!", dringt seine Stimme an mein Ohr und lässt mich meine Augen öffnen. In bräunlichen Papier eingeschlagen reicht er mir etwas Brot.

„ Iss, dann wird es dir besser gehen!", sagt er nun bestimmter, da ich mich nicht bewegt habe. Zögerlich greife ich zu, rupfe eine kleine Ecke des Brotes ab und Stecke es mir in den Mund. Schwerfällig kaue ich und schlucke es hinunter. Es liegt mir wie ein Stein im Magen.

„Ich möchte gehen!", sprudelt es plötzlich aus mir heraus. Schnell bin ich aufgesprungen und im Begriff zu gehen. Ein plötzliches Gefühl vertreibt mich von diesem Ort. Es fühlt sich nicht richtig an leben zu können.

„ Bleib hier!", herrscht mich der Hauptgefreite an und packt mich am Arm. Er zerrt mich zurück. Seine andere Hand packt mein Genick. Er hält mich fest wie Vieh und drückt mich nach vorn. Er zwingt mich dazu die Grabsteine anzusehen.

„Besitze wenigstens den Anstand und bedanke dich! Bedanke dich, dass sie dein Leben retteten, damit du dich nun in deinem erbärmlichen Mitleid suhlen kannst!", knurrt er und drückt mich weiter nach vorn. Ich beginne zu weinen.

„Bedanke dich! Und wenn du das nicht schaffst dann sorge zumindest dafür, dass ihr Tod nicht umsonst war!", fügt er hinzu und stößt mich nach vorn. Mit dem Gesicht im Dreck bleibe ich liegen. Meine Finger fahren zitternd über die Erde. Langsam raffe ich mich auf. Ich ergreife den Strauß Blumen, der zu meiner Seite liegt. Die weißen Blüten haben etwas die Farbe des Staubes angenommen. Vorsichtig entferne ich das Zeitungspapier, in das er eingeschlagen ist. Ich teile das Bündel zu gleichen Teilen in der Mitte auf. Tenosh und Lasse sollen das Gleiche bekommen. Einen Moment noch bleibe ich sitzen bevor ich die Gräber verlasse. Ich werde meine Brüder vermissen. 

Wallflower (Attack on Titan Levi x OC FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt