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"Nein, verdammt! Weil ich nicht Dave will, sondern dich du Idiot!", Klaus schien selbst überrascht von der Heftigkeit seiner Worte.

Und ich stand einfach nur da. Glotze ihn an. Den Mund offen.

Irgendwann bekam ich meine Kinnlade weit genug nach oben, dass ich ein leises, gehauchtes und überaus stilvolles "Hä?" herausbekam.

Wow.

"Cassian. Du nimmst weniger wahr als ich, wenn ich komplett zugedröhnt bin! Denkst du, ich wäre nüchtern geblieben für jemanden der es nicht wirklich wert ist? Denkst du, ich hätte dem Drang widerstanden, sämtliche Pillen des ganzen Planeten zu schlucken oder mir den Kopf an einer Wand blutig zu schlagen oder mir sämtliche Zehennägel auszureißen um wenigstens irgendetwas zu tun zu haben, irgendetwas das mich die Stimmen vergessen lässt, für jemanden, der mir nichts bedeutet? Ich liebe dich, du Vollpfosten. Auch wenn du mich anmotzt, auch wenn du ekelhaft sein kannst, auch wenn ich ekelhaft zu dir war, auch wenn du ein Geist bist und auch wenn du nicht hierbleiben möchtest. Ich liebe dich und zu wissen, dass du gehen wirst, dass du mich verlassen willst, das zerstört mein drogenverseuchtes Herz.", er atmete schwer, sah mich unsicher an, Tränen spiegelten sich in seinen Augen.

Und ich? Kinnlade unten, glotzend, verwirrt. Wunderbare Darbietung.

Früher hätte ich gesagt: "Das hat mein Brain zerfickt."

Jetzt wusste ich nicht was ich dazu sagen sollte. Er liebte mich.

Und das war das schlimmste was er mir hätte antun können.

"Klaus...", ich sah ihn an. Tränen liefen über meine Wangen.

Ich konnte nicht gehen, ich konnte nicht bleiben. Ich konnte ihn nicht lieben, ich konnte ihn nicht loslassen.

Im Versuch, Zeit zu schinden, sah ich mich um, wobei ich bemerkte, dass Ben und Dave verschwunden waren.

Diese Hoffnung in Klaus' Augen, sie zersprengte mein Herz. Es tat so weh.

"Ja... ich weiß, dass du nichts für mich empfindest, das verstehe ich. Ic-, ich wollte das nur loswerden bevor du gehst.", traurig wandte er den Blick ab. Er glitt einem begossenen Pudel.

Da waren zu viele Gefühle in mir drin. Zu viele. Mitleid, Liebe, Hass, Trauer, Angst.

Aber die Angst und die Liebe überwogen.

"Klaus! Warte!", er drehte sich um. Immer noch die Hoffnung in seinen Augen. Was tat ich hier nur?

Himmel. Hölle.

"Ich... ich liebe dich auch.", murmelte ich leise und schämte mich im gleichen Moment, dass ich es nicht mit derselben Inbrunst sagen konnte, mit der er es gesagt hatte. Aber vor lauter Gefühlen fanden die Worte einfach keinen Platz mehr in mir.

Und weil ich keine Worte fand, folgte ich meinem Herzen.

Ich packte Klaus am Arm - oh Wunder, es ging - und zog ihn zu mir. Und in den darauffolgenden Kuss, legte ich alle Gefühle, die in mir waren.

Er hielt mich fest, grub seine Hände in meine Haare, während ich gar nicht wusste wohin mit meinen. Seine Haare so weich, seine Haut unter meinen Fingern so warm, so lebendig. Wie ich mich wohl anfühlte? Kalt und tot?

Doch diese Gedanken hatten nur kurz Platz bevor sie von Klaus' Zunge in meinem Mund beiseitegeschoben wurden. Einander nicht loslassend begaben wir uns immer weiter auf Klaus' Wohnung hinzu.

Couch, Tisch, Bett.

Unsere Kleidungsstücke mussten eine Spur aus Lust hinter uns herziehen, doch es war mir egal. Zum ersten Mal seit meinem Tod machte ich mir keinen Kopf.

Doch Klaus unterbrach uns kurz. Schwer atmend.

"Cassian. Es ist okay. Du kannst nicht meinetwegen hierbleiben. Es ist besser so. Nur diese Nacht, lass ich diese Nacht nicht allein. Es ist okay. Es ist gut.", die Tränen die seine Wangen hinunterrannen küsste ich weg.

"Shhhh.", ich legte ihm meinen Finger auf die Lippe.

Diese Nacht war die schönste, die ich je erleben durfte. Irgendwann gab es nicht mehr Klaus und mich.

Es gab nur noch uns.

Das letzte Kapitel heute noch oder morgen? Sorry für die lange Pause.

XOXO

Drowning ~ Klaus HargreevesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt