~ 29. Kapitel ~

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~ 29. Kapitel ~

Micha P.o.V.

Der Kampf hatte gut getan. Einfach mal alles raus lassen, etwas riskieren und etwas zerschlagen. Ich hatte gar nicht gemerkt wie sehr mir das kämpfen gegen echte Monster gefehlt hatte. Seit wir in der Gilde waren, hatte ich nur noch gegen Strohpuppen gekämpft. Dabei war es nie lebensgefährlich geworden.

Doch das Adrenalin, welches mich heute durchströmt hatte... es war lange her, dass ich mich so klar und gut gefühlt hatte. Kämpfen war etwas, was ich konnte. Da gab es nur schwarz und weiß. Entweder du tötest oder du wirst getötet. Purer Überlebenswille zählte. Das machte es einfach. Darin war ich gut.

Dieses ganze Gefühlskram mit Maudado... das war etwas anders. Alles konnte man auf tausend verschiedene Arten interpretieren. Nichts schien richtig oder falsch zu sein. Und das brachte die Unsicherheit. Was sollte daraus werden? Würde es klappen? Was würde passieren, wenn es nicht klappen würde? Es laugte mich aus. Es tat mir nicht gut. Ich war ein Einzelkämpfer. Ein Assassine.

Und dennoch brauchte ich Maudado. Ohne ihn schien alles so farblos und trist. Mit ihm war die Welt zwar bunt, aber das machte es alles auch so viel schwerer. Ich konnte und wollte nicht immer darauf achten, dass er nicht verletzt wurde und dass es ihm gut ging. Ich hab gesehen, wie sehr der Kampf ihn ausgelaugt hatte. Maudado war als Runenmagier nicht für den richtigen, offensiven Kampf gemacht. Er war gut im Heilrunen zeichnen und seine Mates zu stärken. Er sollte nicht direkt an der Front kämpfen. Auch wenn er stark war. Denn falls ihm etwas passierte... schaltete sich etwas in mir aus.

Dieses Gefühl nur als Zuschauer in seinem Körper zu Gast sein war gruselig. Es war mir jetzt schon in ein paar Kämpfen aufgefallen, aber ich hatte es auf die Angst geschoben alleine draufzugehen. Es war vor meiner Zeit in der Geisterwanderer- Gilde, als ich noch mit Maudado zu zweit herumgezogen war, öfter passiert.
Doch jetzt in dem Gildenkampf war es wieder geschehen. Es machte mich zu einem besserem Kämpfer - keine Frage. Ich fühlte mich unbesiegbar, unbeverwundbar.  Doch wurde ich auch kompromisslos, konnte kaum zwischen Freund und Feind unterscheiden. Alles was sich mir in den Weg stellte, wurde bekämpft. Ein Wunder, dass ich bei der Quest keinen der Unseren verletzt hatte.

Ich musste unbedingt mit Uri darüber reden. Vielleicht wusste sie, was mit mir los war. Bis dahin musste ich die Sache mit Maudado klären, denn seit unserem ersten Kuss hatten wir keine wirkliche Unterhaltung mehr gehabt. Doch jetzt lag er auf der Krankenstation. Er sollte sich erst erholen, bevor ich ein Gespräch mit ihm wagen würde.

Seufzend packte ich meine Messer wieder in ihre Scheiden an meinem Gürtel. Das Blut war abgewaschen und sauberet würde ich sie nicht mehr bekommen. Außerdem hatte ich als Loot von der Quest noch ein paar bessere Waffen bekommen, mit höhrem Level. Doch eh ich mich an die neuen Dolche gewöhnt hatte, nahm ich lieber meine gewohten Waffen. Mit denen war ich sicher im Umgang, keiner konnte mir was anhaben damit.

Mit einem prüfenden Blick betrachtete ich mich im Spiegel. Auch ein neuer Umhang ist bei der Quest mit rausgesprungen, als Danke dafür, dass wir die Schwachstelle des Ungeheuers gefunden hatten. Der Umhang gefiel mir. Er dämpfte meine Geräusche, sodass ich mich fast lautlos bewegen konnte. Als Assassine war das das Beste was einem passieren konnte.

Zufrieden mit meinem Erscheinungsbild verließ ich mein Zimmer um bei Maudado vorbeizuschauen und dann noch auf die Jage zu gehen. Ich wollte meinen neuen Besitz ausprobieren.

"Kann ich zu Maudado?", fragte ich die Priesterin, die für den Runenmagier zuständig war.
"Er ist gerade eingeschlafen, vielleicht schaust du später nochmal vorbei. Er braucht die Ruhe." Mit einem Nicken ging ich wieder. Leichte Sorge machte sich in mir breit. Ging es ihm wirklich gut?

"Uri? Ich geh nochmal raus jagen.  Wann soll ich spätestens wieder zurück sein?"

Wir bleiben bis morgen hier. Aber sei bitte bei Sonnenuntergang wieder zurück, ich wollte mit dir noch reden. Entfern dich nicht so weit! Ein paar Meilen südlich von hier ist ein weiteres Dorf, die sehen Fremde aber nicht so gern in ihrem Territorium.

"Alles klar! Ich werde mich dann wohl eher nördlich halten." 

Mit leichtem Herzen atmete ich die salzige Luft ein, bevor ich mich dem Wald zuwandte. Die Sonne stand nicht mehr allzu hoch am Himmel, aber ein paar Stunden sollte ich noch Zeit haben. Mal sehen auf was ich treffen würde.

Written by Federsturm

Abenteurer aus Oribia #ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt