~43. Kapitel ~
Micha P.o.V.
Das Blätterdach über mir verdichtete sich immer mehr. Ich hatte keine Ahnung wie ich in diesen Teil des Waldes gekommen bin. Ich hatte keine Ahnung wo dieser Wald überhaupt war. In der Nähe der Stadt konnte er nicht sein, ich kannte das Gelände dort eigentlich ziemlich gut. Und ein Wald der so dicht war, dass kaum Licht herab drang - an den würd ich mich bestimmt erinnern können.
Deswegen: wo zur Hölle war ich?! Und wie war ich her gelangt?
Verwirrt blieb ich stehen. Es war sinnlos einfach herumzu irren. Aber wie sollte ich mich orientieren? Ich sah die Sonne kaum und den Himmel noch weniger. Mit zusammengekniffen Augen schaute ich mich um. Gab es irgendeinen Anhaltspunkt?
Moment. War da vorne nicht ein leichtes Schimmern? Es schien heller als der Rest des Waldes zu sein. Vielleicht sollte ich das als Ziel nehmen. Wenn es auch nicht aus dem Wald rausführen würde, vielleicht war es eine Lichtung, auf der ich die Sonne sehen würde, um mich nach ihr zu richten.
Das Schimmern fest im Blick, ging ich wieder los. Es war erstaunlich einfach durch den Wald zu kommen, es gab keine Brombeerbüsche mit tückischen Ranken und auch keine Wurzeln, die Stolperfallen sein könnten. Ehe ich mich versah stolperte ich schon auf die kleine Lichtung.
Verduzt schaute ich mich um. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Auf der Lichtung stand ein kleiner Brunnen, der mich wage an einen der Brunnen aus der Kathedrale erinnerte, in der alle Helden geboren wurden. Doch hier plätscherte smaragdgrünes Wasser in das Becken. Verwundert betrachtete ich die eigenartige Farbe des Wassers. War es überhaupt Wasser? Und wieso erinnerte mich die Farbe an Maudados Augen? Was sollte er mit der ganzen Sache zu tun haben? Wahrscheinlich spielte mir mein Gehirn einen Streich. Genau. Daran musste es liegen.
Fasziniert ließ ich mich auf den Rand des Brunnen nieder und tauchte meine Finger in das Wasser. Überraschender Weise breitete sich sofort eine wohlige Wärme in mir aus und alle Sorgen und kreisenden Gedanken schienen zum Stillstand zu kommen. Ein sanftes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, während ich dem grünen Wasser zuschaute, wie es sich einen Weg über die Sand- und Quarzsteine bahnte, aus denen der Brunnen bestand.
"Es ist selten, dass das Wasser des Brunnens eine so intensive Farbe hat. Du musst ihn sehr lieben." Erschrocken fuhr ich bei der sanften, weisen Stimme herum. Eine junge Frau mit kurzen, dunklen Haaren und ebenso dunkler Haut stand am Rande der Lichtung. Sie schien hier im Wald zu leben, denn ihre Kleidung war genauso wild, wie die Natur um sie herum.
"Wer... wer bist du?", fragte ich mit der einen Hand noch immer ins Wasser getaucht. Die Frau kam näher setzte ich sich zu mir auf den Brunnenrand und starrte ins Wasser.
"Nur eine Reisende, die zufällig hier vorbeikommt. Es ist selten, dass ich hier anderen Reisenden begegne und noch seltener, dass der Brunnen so stark auf den Reisenden reagiert." Ihr Blick glitt in die Ferne, als sie an all die Suchenden zuvor dachte, die das Schicksal hier hergeführt
hatte."Wie... wie kann der Brunnen auf mich reagieren?" Mit einer Hand schöpfte ich das Wasser aus dem Becken und sah zu, wie es mir durch die Finger rann.
"Nicht jeder findet diesen Brunnen. Nur einer mit reinen Herzen, das offen für Liebe ist, kann diesen Ort überhaupt betreten. Und nur die, dessen Herz auch von Liebe erfüllt ist, schaffen es den Brunnen so zu beeinflussen, dass das Wasser seine Farbe verändert." Das sanfte Lächeln auf dem Gesicht der Reisenden war fast so beruhigend wie das Wasser selbst. Ich merkte, wie ich mich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder sicher fühlte. Es weckte meine Neugier.
"Was bedeutet die Farbe des Wassers?" Das Lächeln wurde zu einem Schmunzeln und ihre dunklen Augen blitzten liebevoll. Ich konnte meinen Blick kaum abwenden.
"Die Farbe steht für deinen Seelenverwandten. Die Seele jedes Abenteurers Oribias hat eine untrennbare Verbindung zu einer zweiten Seele. Die wenigsten haben das Glück auf diese zweite Seele jemals zu treffen. Doch du scheinst ihn bereits gefunden zu haben und so stark wie die Farbe ist... ihr müsst glücklich miteinander sein." Das Lächeln auf meinen Lippen gefror etwas. Da war es wieder. Dieses Problem mit der Liebe.
Konnte der Brunnen sich irren? Oder konnte ich mich irren? Liebte ich Maudado so wie ich ihn lieben sollte?
"Ich kann deine Sorgen verstehen, aber ich kann dir auch versichern, dass der Brunnen sich niemals irrt. Du kannst darauf vertrauen, dass du ihn liebst. Nicht jede Liebe ist gleich und jeder erlebt sie auf seine Weise. Habe das Vertrauen dich ihr zu stellen. Maudado wird dich akzeptieren wie du bist. Eure Seelen sind nicht ohne Grund verbunden." Ich schenkte ihr ein dankbares Lächeln. Sie hatte es tatsächlich geschafft die Sorgen und Zweifel, die wie ein stetiges, unheilvolles Pochen meine Gedanken begleitete, verstummen zu lassen.
"Das Wasser ist aber nicht das einzige was du veränderst. Siehst du Verziehrungen in dem Stein?" Die Frau zeigte auf eine Reihe von sanft leuchtenden Rosenquarzen, die blütenförmig über den ganzen Brunnen verteilt waren. Bis jetzt waren sie mir nicht aufgefallen.
"Was bedeuten sie?", fragte ich interessiert nach.
"Dass du eines der beiden Blütenkinder bist." Sie starrte mich fasziniert an. Errötend ließ ich den Blick in das Wasser sinken.
"In der Nacht des leeren Mondes, wenn der Schrei der Verzweiflung den Stein durchtränkt, werden Blumen erblühen, dessen Kinder das Gebrüll des Löwen beruhigen und das Licht Oribias wieder erwecken. Doch nur gemeinsam können sie es schaffen, dass Liebe und Frieden in jedes vergiftete Herz gelangt."
Verwirrt schaute ich wieder auf und sah direkt in die schwarzen Augen, deren Dunkelheit aufeinmal allumfassend schien.
"Was...?"
Doch die Welt schien aus ihren Angeln zu kippen und während es immer dunkler und dunkler wurde hörte ich nur noch die sanfte Stimme der Frau, als würde sie aus meinem Geiste sprechen:
"Du musst aufwachen und den Löwen einschlafen lassen! Rette Oribia, Lord Zombey!"
Written by Federsturm
DU LIEST GERADE
Abenteurer aus Oribia #Zomdado
FanfictionIn einer Welt mit Jägern, Assassinen, Magiern, Paladinen und vielen weiteren Charaktern aus verschiedensten Rassen, ist es nicht verwunderlich das es hier nur so vor Abenteuern wimmelt. Tiefe Dungeon welche erforscht werden können, Quests die auf si...