Der endgültige Schlussstrich

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Der Lord war sehr erleichtert. Es ist nun eine Woche seit dem Verschwinden seines Halbbruders vergangen und nun benahm sich dieses Weib endlich wieder normal... Naja für ihre Verhältnisse. Diese ganze Woche war sie unerträglich gewesen. Sie hatte sich in der Nacht des Streites in ihr Zimmer begeben und mit weinen begonnen...und bis gestern auch damit nicht aufgehört. Die Schwarzhaarige hatte immer mit einem riesigen,  pinken Löffel seltsame gefrorene Nahrung aus einem kleinen Eimer zu sich genommen. Außerdem hatte sich die Miko immer wieder in der Geisterkiste, wie Sesshomaru den Fernseher insgeheim nannte, ein sinkendes Schiff angeguckt. Alles für den Lord unerklärlich. Während Kagome trauerte, hatte sich ihr kleiner Bruder um den Hund gekümmert. Zwar hatte er nach dem ersten Versuch aufgehört mit ihm spazieren zu gehen, da er durch einen vorbeifahrenden Eiswagen so fasziniert war, dass er kurzerhand Akito im Park festband und sich kühles und erfrischendes Eis holte. Zu Hause bemerkte er erst, dass er seinen kleinen Freund vergessen hatte und lief eilig zum Park zurück um einen wütenden Sesshomaru loszubinden, welcher dort wartete wie bestellt und nicht abgeholt, und wieder mitzunehmen. Jetzt musste er sich selber Orte in naher Umgebung suchen um...naja...seine Geschäfte zu erledigen. Wenigstens wurde er von dem Jungen ordentlich gefüttert.
Sota wusste anscheinend, dass der neue Mitbewohner seine eigenen besonderen und speziellen Bedürfnisse hatte, denn er erklomm jeden Tag mit Hilfe eines Stuhls den riesigen Kühlschrank, welcher mindestens doppelt so groß war wie er, um ihm ein saftiges eingelegtes Steak zu holen.
Und der kleine Junge lachte sich immer ins Fäustchen, wenn seine Mutter seinem Großvater eine Standpauke hielt, dass dieser aufhören sollte ihr gutes Fleisch zu stibitzen. Aber ab jetzt, würde sich wahrscheinlich wieder Kagome um den Lord kümmern, da diese heute morgen einfach aufstand und ihr Leben weiter lebte, ohne seinem Halbbruder noch eine einzige Träne hinterher zu weinen. Nun saß unser heiß geliebte Lord auf ihrem lila bezogenen Bett und schaute der Miko zu, wie sie ihr Hab und Gut in Kisten verstaute.
In zwei Tagen war es so weit. Sie würde endlich in die Wohnung ziehen, welche dann offiziell ihren Freunden und ihr gehören würde. Heute strahlte sie eine gewisse Lebensfreude aus. Sie sang die ganze Zeit beim Packen und Sesshomaru musste zugegebenermaßen feststellen, dass sie Talent hatte.
Es Klang richtig gut, obwohl er die Lieder, die sie trällerte nicht kannte. Schade fand die Miko selbst nur, dass sie leider kein Instrument spielen konnte. Das musste der Lord des Westens zu seinem Leidwesen vor einigen Stunden feststellen, denn sie hatte in den Tiefen ihres schlicht eingerichtetes Zimmers eine Flöte gefunden und quietschte darauf laut auf: ,,Ahh!!!!... Oh meine Unterrichtsstunden sind schon ewig her, aber ich hab bestimmt noch was drauf.!"
Daraufhin holte Kagome tief Luft und spielte was das Zeug hielt. Sie beendete die Ohrenfolter erst, als Akito vor Schmerzen aufjaulte und versuchte seine beinahe blutenden Ohren im Kissen zu verstecken.
,, Ups...ich hab wohl doch so einiges verlernt...", war ihre Rechtfertigung zu der unbeabsichtigten Misshandlung seiner Ohren gewesen und sie schenkte ihm noch ein entschuldigendes Lächeln.
Wie Sesshomaru es doch hasste die Schwarzhaarige nicht in der Luft zerfetzen zu können. Aber er brauchte sie noch und das nicht nur sie, damit er Obdach hatte, sondern auch weil er auf sie angewiesen war, um in seine Ländereien zurück zu finden und somit auch wieder in seine Zeit und das ging nicht ohne diesen abscheulichen Menschen. Er betrachtete sie weiter, wie sie ihren gelben Rucksack ausleerte.
Bücher, Bücher und...sie stockte. Ein kleines Stück Papier segelte vor ihr zu Boden. Es war ziemlich zerknittert und sah auch sehr mitgenommen aus. Ihr Blick wurde kalt und es interessierte den Lord brennend was auf dem rechteckigen Stück Papier zu sehen war und trat deshalb näher.
Es war seiner Meinung nach ein kleines Miniaturgemälde, was es natürlich nicht war. Es war nämlich ein Foto.
Es war gar nicht mal so lange her, als es aufgenommen wurde. Das Bild entstand vor wenigen Monaten im Frühling. Es hatte einen kleinen weißen Rand. Im Hintergrund befanden sich Hunderte Kirschbäume, sodass alles in ein sanftes Rosa getaucht wurde, da diese in voller Blüte standen. Vorne links war Kagome in ihrer Uniform mit samt Bogenausrüstung und Fahrrad zu sehen, welche einem strahlend entgegenblickte. Schräg hinter ihr stand Inuyasha in einer selbstsicheren Pose mit Tessaiga, das
an seiner Schulter lehnte und grinst leicht.
>Na toll! Gleich fließen wieder die Sturzbäche...<, seufzte der Lord innerlich.
Kagome ging jedoch gegen seinen Erwartungen nicht an zu weinen, sondern stand auf und verließ mit Akito im Schlepptau ihr Zimmer. Wie er feststellen müsste, hatte er sich schon so ziemlich an diesen winzigen Körper gewöhnt. Auf allen Vieren laufen konnte er dank seiner verwandelten Gestalt ja sowieso schon. Aber es war die Größe, welche ihm anfangs zu Schaffen gemacht hatte.
Derweil ging Kagome mit einem entschlossenen Blick voraus in die Küche und holte ein Feuerzeug und ging dann damit auf den Hof. Dort zündete sie dann die rechte obere Ecke an.
Die Flammen züngelten auf und fraßen sich durchs Papier. Kurz bevor sie ihre Finger erreichten ließ sie los und von ihrer letzten materiellen Erinnerung an Inuyasha blieb nichts mehr als Asche übrig.
Das Flammenspiel wird von Mensch sowie Hund gleichgültig beobachtet, bevor ersterer sich bückte um Sesshomaru auf den Arm zu nehmen.
,,Lass uns weiter packen. Ich habe noch viel Arbeit vor mir..."

Am Abend schlief der Lord wieder zum ersten mal seit einiger Zeit bei Kagome. Diese nutzte auch ihre Chance und missbrauchte ihn als lebendes Kuscheltier, was Akito nur mit einem Knurren abtat, da er neben der Tatsache, dass er fast erstickte, auch ausgiebig gekrault wurde. Es schockierte ihn selbst, aber zu seinem Leidwesen schien es, als ob sich der große Herrscher des Westen an das Leben in dem Körper eines kleinen knuffigen Hundes gewohnt hätte. Er hat sich damit abgefunden. Aber das durfte nicht sein. Schließlich war er der Lord der westlichen Ländereien. Er musste zurück.

-In der Vergangenheit-
,,Seit ihr euch wirklich sicher, dass ihr nicht doch noch mitkommen wollt?, fragt der Halbdämon seine beiden menschlichen Freunde, den Mönch und die Dämonenjägerin. Zweitere konnte nicht antworten, da sie alle Selbstbeherrschung und Konzentration dazu brauchte, ihrem Liebsten nicht mit ihrem Knochenboomerang eine über zu braten, da seine Rechte Hand sich mal wieder zu sehr von ihrem Rücken in tiefere, südlichere Regionen verirrt hatte. Man konnte bereits ihre Wutader auf ihrer Stirn erkennen und diese pochte gefährlich, aber sie wollte eine so ernste Situation nicht mit einem Ausbruch unterbrechen.
,,Ja. Dieses Dorf liegt recht ruhig und liegt ziemlich abgeschieden und ist perfekt zum Leben für Kirara, Sango und mich. Mögen euch die Seelen auf eurem Weg beschützen." Der Hanyo klappte traurig die Ohren an. Shippou hatte sie bereits viele Dörfer zuvor schon verlassen und auch dort war ihm der Abschied schwer gefallen. Der kleine Kitsune hatte sich mit einem netten Mädchen angefreundet und wollte bei ihr bleiben. Inuyasha vermisste den jungen, nervigen Fuchsdämon sehr. Und jetzt würden ihn seine letzten zwei verbliebenen Freunde auch noch verlassen um sich ein eigenes leben ohne ihn aufzubauen. Ohne Kagome brach die gesamte Gruppe auseinander. Er würde nun allein mit seiner großen Liebe durch die Länder ziehen und Dämonen besiegen. Sango sah ihm seine Trauer an und trat vor um zu sprechen:
,,Vielleicht solltest du nochmal versuchen Kagome zurück zu holen. Sie wäre euch bestimmt eine große Hilfe bei der Dämonenjagd."
Der Mönch trat grinsend näher und legte seine Arne um die junge Frau.
,,Außerdem muss sie uns und unsere unzähligen zukünftigen Kinder besuchen, die wir noch zeugen werden."
Sango errötete fürchterlich und Miroku fing sich ein Schelle, die sich gewaschen hat. ,,Perversling!!!", knurrte sie.
Inuyasha überging das Theater, darf es ja schon gewohnt  war.
,,Aber ich sagte doch bereits, dass der Brunnen nicht mehr funktioniert. Ich kann nicht mehr in ihre Zeit gelangen."
Kikyo grinste kurz diabolisch, bevor sie wieder lieblich und verständnisvoll drein schaute.
,,Außerdem finde ich, dass wir Kagomes Entscheidung respektieren sollten, oder nicht? Sie hat ein Leben in ihrer Zeit und ohne uns gewählt, also sollten wir sie nicht drängen und es einfach akzeptieren wie es ist! Wir können es ja eh nicht ändern."
,,Vielleicht hat Kikyo Recht und wir sollten uns nicht an Kagome klammern.", sagte Inuyasha geknickt. Kikyo war zufrieden. Sehr sogar. Nun waren sie wieder zu zweit, wie es von Anfang an hätte sein sollen. Sie wurde Inuyasha nicht mehr teilen. Mit nichts und niemanden. Bevor das geschieht, wurde sie sich und ihre große Liebe umbringen, um im Tode wieder vereint sein zu können. So wie es immer hätte sein sollen...

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