1995 - Hopetoun, Australien. Eine anschauliche kleine Stadt im Südwesten Australiens, die dank ihrer felsigen Küste über die vergangenen Jahre hinweg eine anschauliche Surferkultur entwickelt hatte. Gerade der Wirtschaft vor Ort hatte dies viel Gutes getan, da die Bewohnerzahl gedroht hatten einzubrechen.
Auch Oliver Gregor hatte die Stadt in seinen siebzehn vergangenen Jahren Lebenszeit kennen- und lieben gelernt. Er lebte seit mehreren Jahren in einem großen Haus in der Nähe des Strands, wo er genauso jeden Tag mehrere Stunden zu finden war und surfte. Mit dieser anstrengenden Verausgabung würde er - so hoffte der Siebzehnjährige - endlich etwas Muskelmasse aufbauen und letztendlich von seiner Figur, die kaum noch an Schlaksigkeit zu überbieten war, weg kommen. Vielleicht würden sich die Mädchen dann auch nach ihm umsehen und aufgeregt kichern, sobald er den Raum betrat - jedenfalls geschah es so bei all seinen Freunden. Jedoch hatten diese auch bereits etwas Flaum über der Lippe und eine zusehends tiefer werdende Stimme als er.
Allein bei dem Gedanken daran, dass er für alle erdenkliche Zukunft im Schatten derer mit Oberlippenbart leben müsste, schüttelte er leicht den Kopf, um diese Überlegung schnellstens wieder aus seinem Kopf zu vertreiben. Der junge Mann mit seinem wirren schwarzen Haar, welches noch etwas klamm vom Salzwasser war, betrat eine kleine Bar am einzigartig schönen Küstenstreifen der Stadt.
Der bodenlange Vorhang aus einzelnen Holzperlen, welcher am Rahmen der Bartür befestigt war und Insekten am Entern der Bar abhalten sollte, raschelte hinter ihm, als er an die Bar selbst trat und der Gleichaltrige hinter der Bar ihn mit einem lockeren Handschlag begrüßte.
,,Oli", der andere zog eine gekühlte Cola aus dem Kühlschrank und begann diese in ein Markeneigenes Glas zu füllen:,, Wie war die Brandung da draußen?"
,, Erstklassig", der Jugendliche strahlte, als er einen schweifenden Blick aus dem Fenster auf die Wellen hinaus warf:,, So gute Wellen hatten wir schon seit Monaten nicht mehr. Da vergisst man fast wo man ist. Schade, dass du nicht mit konntest."
,, Ja, aber du kennst doch meine Alte", betretene Blicke wurden ausgetauscht:,, Erst bezahlst du den demolierten Truck ab, dann kommt der Rest des Lebens."
,, Ich habe dir noch gesagt, du solltest es nicht m-", unterbrochen nippte Oliver an seiner Cola, während der andere weiter sprach:,, Jaja, ich weiß. Du hast mich gewarnt, also brauche ich dich auch nicht damit vollzulabern. Viel Spaß noch bei deiner Cola. Ich habe zutun." Mit diesen Worten wandte er sich ab, warf einen nicht mehr ganz so sauberen Putzlappen über seine Schulter und ging in den hinteren Teil der Bar, welcher nur für Angestellte zu betreten war.
Oliver drehte sich um und lies seinen Blick durch die Bar schweifen. Die bodenlangen Fenster waren durch das Meersalz leicht milchig, ließen aber viel Licht in den Raum. Das Mobiliar aus Erle sorgte aber dafür, dass der Raum dunkel erschien. Der Boden bestand aus rötlichen achteckigen Pflastersteinen, die den kompletten Raum auskleideten. Die Wände waren in dunklem Holz verkleidet, wie auch das Mobiliar. Von der Decke herunter hingen lediglich zwei Gestelle aus Metall, an denen wiederum jeweils drei Leuchten befestigt waren, denen es immerhin gelang den Tresen der Bar zu erleuchten, obwohl sie nicht besonders hell waren. Der Rest des großen Raumes wurde durch die kleinen Kerzen auf den Tischen erleuchtet.
An einigen der Tische saßen Menschen, die sich leise unterhielten oder auch nur den Ausblick aus den großen Fenstern genossen. Viele von ihnen waren bekannte Gesichter oder Menschen, die Oliver von der Universität her kannte. Doch an einem der hinteren Tische fiel ihm eine Person auf, die er auch bei konzentriertem Nachdenken nicht einordnen konnte.
Sie war recht schlank, hatte schulterlange blonde Haare und saß seitlich zu ihm. Über ihren Tisch waren unzählige Prospekte, Bücher, Papiere und Notizen verstreut, die sie alle intensiv zu studieren schien. Was sie jedoch da machte konnte er sich nicht ausmalen.
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Blooming - Until you meet the one
Romance,, Der Unterschied zwischen lieben und mögen? Wenn du eine Blume magst, pflückst du sie. Wenn du eine Blume liebst, gibst du ihr täglich Wasser." ~Buddha. Die Achtzehnjährige Emilia Willis wurde als kleines Kind von ihrem Vater misshandelt. Inzwisc...