4. Kapitel - Prolog 3

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Ein verregneter Sonntag, den die Familie Gregor wie an so vielen dieser Tage auf dem Sofa verbrachte, nachdem ein langer Spaziergang gemacht worden war. Die Wassertropfen hämmerten immer wieder- gefolgt von Windböen an die Fensterfront des Wohnzimmers, in dem die zwei der drei auf dem Sofa saßen.

,, Nochmal", jubelte die viel zu hohe Stimme einer Sechsjährigen durch den Raum und folgte auf ein glückliches Trommeln auf ihren Oberschenkeln. Völlig außer sich vor Freude, als sie ein Nicken von den beiden Erwachsenen erhielt, begann sie freudig lachend zu quietschen:,, Juhuu."

,, Also gut", Oliver setzte an und zog bereits seinen Ehering von seinem Finger, wurde jedoch von Susanne unterbrochen:,, Du willst diese alte Geschichte wirklich nochmal hören?"

Als Antwort bekam die Frau jedoch nur ein energisches Nicken und daraufhin ein gutmütiges Lächeln von dem Mann, der das Gegenstück ihres Eherings bereits in der Hand hielt. Susanne lache amüsiert über die Ausgelassenheit ihrer Tochter, während Oliver bereits seine Hand zu der kleinen Braunhaarigen mit den unzähligen wilden Haaren herunter streckte, damit sie den vergoldeten Ring bestaunen konnte.

,, Aber du hast sie doch schon so oft gehört", lachte Oliver, während das Mädchen jeden Quadratmillimeter des Ringes genaustens unter die Lupe ihrer braunen Augen nahm.

,, Es ist aber eine sehr schöne Liebesgeschichte", lachte die Sechsjährige und sah ziemlich überzeugend grinsend zu ihren Eltern hinauf.

,, Also gut", Oliver holte tief Luft und begann schließlich zu erzählen:,, Als deine Mama und ich noch jung waren – also viel viel jünger als wir jetzt sind."

,, So jung wie ich?", das kleine Mädchen sah durch ihre Zahnlücken heraus grinsend zu den beiden anderen hinauf.

,, Nein, schon älter als du", er schien zu überlegen und drehte sich danach etwas peinlich berührt über seine Vergesslichkeit zu seiner Frau herum:,, Wie alt waren wir da genau? Ich erinnere mich an sowas nie."

,, Wir müssen da", sie überlegte:,, Ungefähr Zweiundzwanzig gewesen sein. Das war, als wir gerade einige Zeit in der Redaktion gearbeitet haben. Weißt du welche ich meine? Die mit der hohen Decke und der elendig quietschenden Tür."

,, Natürlich erinnere ich mich an diese Redaktion", Oliver lachte, als er durch die Erinnerungen schwelgte:,, Schließlich war es unsere erste. Wie könnte ich das nur vergessen."

,, Wir haben so lange gewartet, um endlich diesen Platz zu bekommen", lächelte Susanne, bevor Oliver weiter sprach:,, Aber letztendlich hat es ja doch funktioniert. Du musst wissen, Emi, wir wollten seit Ewigkeiten in der selben Redaktion arbeiten und hatten uns das schon so lange erträumt."

,, Und da hat es dann endlich geklappt", begeistert staunend lachte das Mädchen, während Oliver weiter sprach:,, Wir hatten Freitags Feierabend, aber wie immer saß deine Mama noch länger an ihrem Computer und hat wie wild getippt. Sie war nie von der Arbeit wegzubekommen, weißt du."

,, Als wärst du jemals früher fertig gewesen als ich", lachte Susanne:,, Er war genauso schlimm wie ich. Lass dir da keine Lügen erzählen, Emi."

,, Lügen ist nämlich doof", erklang wieder das feine Stimmchen des Mädchens, während sie Oliver drohend den Zeigefinger unter die Nase hielt:,, Du darfst nicht lügen, Papa."

,, Ist ja gut", abwehrend hob Oliver lachend die Hände:,, Ich gebe ja zu, dass ich oft genauso schlimm war wie deine Mama."

,, Das klingt schon mehr nach der Wahrheit", Susanne lachte, während Emi sich an sie schmiegte und sie das Mädchen in den Arm nahm. So konnte Emi der Geschichte, die sie schon ewige Male gehört hatte, nun aus einer weitaus angenehmeren Position lauschen. Emis Wohl war für Susanne immer wichtiger gewesen als ihr eigenes.

Blooming - Until you meet the oneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt