3. Milenas Plan

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Arman versuchte, während des Heimritts nicht mehr an die unheimliche Begegnung mit Milena zu denken, sondern lieber an Lösungsansätze des Hubbeldi-Schwubbeldi-Problems.
Aber so ganz gelingen wollte es ihm nicht.
Als die Wächter, also Tarik, Dimitri, Jenny und Charlie, ihn zum Hüter Namras gewählt hatten, hatte er den blanken Hass in Milenas Blick sehen können, der ihn nun wieder verfolgte.

Mit schmerzvoll verzogenem Gesicht betrachtete er sein Handgelenk, an dem die halbmondförmigen Spuren von Milenas Fingernägeln noch immer sichtbar waren. Zwei davon schienen sogar geblutet zu haben.

Dass sie sich jetzt bei ihm entschuldigen hatte wollen, konnte er beim besten Willen nicht glauben.
Aber vielleicht war in den vergangenen Monaten doch so etwas wie Reue in ihr aufgekeimt.

Tief in Gedanken versunken ritt er über eine große Wiese, während die Sonne schon begann, am Horizont zu versinken.

Im Augenwinkel nahm er auf einmal einen Lichtblitz wahr. Überrascht drehte er sich zur Seite.
Das hatte er sich doch nicht nur eingebildet?
Wieder ein kurzes Aufblitzen. Es kam vom Waldrand.

Neugierig geworden lenkte er Cassiopeia in die Richtung.
Beim Näherkommen erkannte er eine Frauengestalt in glänzendem Gewand, die am Boden lag.

"Hey, alles in Ordnung bei dir?!"

Die Frau rührte sich nicht. Arman stieg vom Pferd und kam besorgt näher.

Das dunkle, lange Haar und die Kleidung kamen ihm bekannt vor.

"Feenja, bist du das?"

Er hatte sie erreicht und kniete sich neben ihr nieder. Er konnte im Halbdunkel erkennen, wie sich ihr Rücken ruhig auf und ab bewegte. Sie schien hier einfach zu schlafen.
Vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken, schob er die langen Haare beiseite - und traute seinen Augen nicht.

"Patrizia?!"

***

Nein!

Neinneinneinein!

Sie kannte diese Stimme! Wollte sie nicht hören.

Geh weg!, dachte Patrizia und presste die Augen fest zusammen.

Das war einfach nur ein böser Traum. Die Convention, der ganze Feen- und Elfenschwachsinn musste daran schuld sein.

"Patrizia, wach auf!"

Arman rüttelte sie sanft. Sie versteifte sich und presste die Augen noch fester zusammen.
"Geh weg! Du bist nicht wirklich da!"

Er verstand nicht. Allerdings war ihm sehr wohl bewusst, dass die Nacht hereinbrach und es bald stockdunkel sein würde. Namras Kreaturen der Nacht waren zwar zum größten Teil friedlich, aber eben auch nur größtenteils.

Er schüttelte sie wieder. "Patrizia, komm schon. Wir müssen zum Hof, bevor es ganz dunkel wird."

Der Hof! Alles nur nicht der Hof! Namra! Warum!?

"Ich will doch einfach nur nachhause!", wimmerte sie und krümmte sich zusammen.

"Hey, jetzt reiß dich mal am Riemen!", herrschte Arman sie an.
Seine Schroffheit ließ Patrizia ihre Augen öffnen.

"So ist es gut. Und jetzt komm, wir müssen los, es ist bald zu dunkel zum Reiten",sagte er und zog sie unsanft auf die Beine.

"Deshalb musst du doch nicht so grob sein!", schnauzte sie ihn an.

Das war ihm jetzt zu viel! Er wollte nach Hause.
In sein Bett.
Zu seiner Familie.
Zu Charlie.

Er machte ein paar Schritte auf sein Pferd zu und drehte sich wieder zu ihr um. "Hey, ich weiß echt nicht, was du hier machst, aber wir sollten jetzt wirklich-"

✓ Die Quelle der Wünsche // Armans GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt