11. Dunkelheit

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"Ich kann dir nicht folgen", begann Arman vorsichtig.

"Aber du kennst doch diesen Ort."

Ja, das tat er. Er sah sich noch einmal um. Diese große Wiese, in Entfernung das Haus seiner Eltern. Hier war er schon oft gewesen.

Er sah das Orakel wieder an. "Ich war schon mal hier..", begann er vorsichtig.
Sie blickte ihn auffordernd an.
Arman seufzte hilflos.

"Ich habe überlegt, dass man hier vielleicht.. nun ja.. ein Haus bauen könnte." Er sah betreten zu Boden.

"Für Charlie und dich", stellte das Orakel tonlos fest.

"Ja, doch!" Er rang unruhig die Hände. "Wenn du eh schon alles weißt! Es war nur so eine Überlegung."

Das Orakel blickte ihn lange nachdenklich an.
"Und was sagt Charlie zu deinen Überlegungen?", wollte sie dann wissen.

"Keine Ahnung, ich hab ihr noch nichts gesagt."
Hatte er so bald auch nicht vorgehabt. Er wusste, sie liebte ihn und hatte sich entschieden, bei ihm zu bleiben. Er konnte sich selbst nicht erklären, was ihn zögern ließ.

Sie unterbrach seine Gedanken. "Vielleicht hättest du sie fragen sollen?"

Arman errötete. Sie sprach weiter: "Du weißt schon, dass du älter bist als sie, oder? Vielleicht bist du erwachsen genug und so weit, aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dass sie in ihrer Welt noch nicht mal volljährig ist?"

Er stutze überrascht. Nein, daran hatte er überhaupt noch nie gedacht!

***

Tarik und Charlie betraten einen langen Höhlengang, dessen Ende unabsehbar in der Dunkelheit lag.

"Creepy", raunte er ehrfürchtig.

Charlie schloss die Augen und begann, ihr Sternenlicht zu sammeln. Einen Augenblick später wurde es hell. Das Licht, das im Gang vor ihnen leuchtete, schien von keiner bestimmten Quelle zu kommen. Gleichmäßig floss es den Weg entlang.

"Wham, Sternenfeepower!", staunte Tarik, „Gib zu, du hast auch geübt.“
Charlie musste lächeln. "Ein bisschen. Kriegst du auch irgendwann hin."
"Auf keinen Fall. Feuer machen, ja, aber Lichtzauber sind eine Sternenfeesache. Das können Magier nicht."
Charlie sah ihn erstaunt an. Das hatte sie nicht gewusst. Sie hatte ihre Kraft nie als einzigartig angesehen und insgeheim auch gehofft, irgendwann vielleicht auch andere Zauber beherrschen zu können. Aber wenn ihr Sternenlicht einzigartig war, war das vielleicht gar nicht möglich.

Die zwei machten sich auf in den Tunnel und das Sternenlicht begleitete sie.

Tarik, der Charlie seit seiner Ankunft nicht mehr gesehen hatte, erzählte ihr von seinem Training mit Garwin, das seiner Ansicht nach mehr aus Rückschlägen als aus Fortschritten bestand. Obwohl Garwin ihn ständig ermunterte, hatte er das Gefühl, ein richtig mieser Magier zu sein.

Charlie berichtete ihrerseits von ihren Erlebnissen am Hof und ihrem Alltag. Obwohl sie immer recht gern zur Schule gegangen war, vermisste sie ihr altes Zuhause kein bisschen. Die Arbeit mit den Pferden und gelegentliche, lehrreiche Besuche bei Mick genügten ihr völlig. Bei Arman zu bleiben und mit ihm zusammen zu sein, war die beste Entscheidung ihres Lebens gewesen. Er war lieb und zärtlich und konnte ihr oft aufbrausendes Temperament  mit seiner besonnenen und überlegten Art ausgleichen.
"..und stell dir vor, am Tag als Arman abgereist ist, hab ich nur daran gedacht, wie unordentlich er sein kann." Charlie schluckte.
Dann fasste sie sich plötzlich an die Brust, stützte sich an der Felswand ab und es wurde schlagartig dunkel.

✓ Die Quelle der Wünsche // Armans GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt