13. Erwischt!

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"Ist es das was du willst?", fragte Arman ungehalten.
"Mir auf die Nase binden, wie rückständig ich bin und dass ich und Charlie nicht zusammenpassen?"

"Kein Grund, laut zu werden. Ich wollte dir nur zeigen, dass du damit über Charlies Gefühle und Wünsche drüberfährst, als könntest du für sie Entscheidungen treffen."

"Das stimmt doch gar nicht. Natürlich hätte ich sie vorher gefragt!"

"Wäre vielleicht besser gewesen, du hättest das getan, bevor du dir in deinen Träumen eine Zukunft ausmalst, die vielleicht nicht eintritt."

Arman hielt inne.
Erkenntnis machte sich in ihm breit. "Das wird sie nicht, oder?"
Er trat wieder ein paar Schritte auf das Orakel zu. "Du hast es gesehen und deshalb hast du damit angefangen."

Sie stand auf. "Was ich gesehen habe, darf ich dir nicht sagen. So sind die Regeln."

"Also werde ich doch sterben? Charlie wird es nicht gelingen, mich hier rauszuholen?"

Das Orakel sah ihn an. Ein schmerzhafter Blick lag in ihren Augen. "So einfach ist das nicht."

***

Charlie und Tarik starrten auf die Kröte.

"Glaubst du, das Ding da ist schuld, weshalb es kein Wasser mehr gibt?", raunte sie.

"Es ist zwar total unlogisch, aber hier wundert mich echt nichts", antwortete er und ging auf das Tier zu.

"Was hast du vor?"
Tarik drehte sich zu Charlie um. "Na wenn die Kröte wirklich der Grund ist, muss sie doch nur weg und das Wasser fließt wieder.“
Er hockte sich neben das kleine Tier und streckte die Hände danach aus.

"Warte! Was, wenn sie giftig ist und dir was passiert? Wenn das nur eine Falle ist?", wandte sie ein.

"Das Risiko geh ich ein", sagte er und packte zu.

Doch die Kröte ließ sich keinen Millimeter bewegen. Tarik zog und zerrte, aber vergeblich.
"Was zum-" Er ließ sie los und wischte sich angewidert die Hände an seiner Hose ab.

Mittlerweile hatte Charlie ihn erreicht und sah ihn fragend an.
Dann versuchten sie gemeinsam, das Tier von seinem Platz zu bewegen aber es rührte sich einfach nicht.

Frustriert ließen die beiden wieder los.
"Und was jetzt?" fragte sie enttäuscht.

Tarik fasste wieder nach dem Tier. "Beweg dich, du blödes Vieh!"
Er begann, leise einen Zauber zu sprechen. Er dachte an die Fichtenzapfen, die er von ihren Bäumen hatte lösen sollen.

Die Kröte rührte sich nicht.

Er versuchte es mit allen nützlichen Zaubersprüchen, die ihm einfielen, auch jenen, von denen er bislang nur gelesen hatte.

Aber die Kröte saß nach wie vor stumm an ihrem Platz.

***

Der Morgen war hereingebrochen und Patrizia fühlte sich wie gerädert. Auf hartem Waldboden zu schlafen gehörte nicht zu den Dingen, die sie gerne wiederholen würde.

Sie sah auf und entdeckte Garwin. Und wusste, sie könnte sich noch so sehr wünschen, dass alles nur ein schlechter Traum war, es würde Wirklichkeit bleiben.

Er hatte inzwischen das Feuer gelöscht, seine Sachen gepackt und reichte ihr stumm ein Frühstück.

Als Patrizia gegessen hatte stand er auf. "Wir müssen weiter, wir haben einen langen und anstrengenden Weg vor uns", sagte er tonlos und vermied es dabei, sie anzusehen.

Widerwillig stand auch sie auf, packte die wenigen Dinge, die sie trug und folgte ihm tiefer in den Wald.

Schweigend gingen sie ein paar Stunden. Der Untergrund wurde allmählich immer steiler und steiniger und die Bäume kleiner und lichter.

Irgendwann blieb Patrizia erschöpft stehen. "Ich brauche eine Pause!", rief sie.
Garwin, der weiter vorne ging, drehte sich um. "Es ist nicht mehr weit“, versicherte er ihr.

"Ich kann keinen Schritt mehr gehen." Sie verschränkte trotzig die Arme. "Kannst du uns nicht noch mal... du weißt schon. Beamen, teleportieren?"

Er sprang die paar Schritte zu ihr herunter.
"Könnte ich, aber dann wäre ich erschöpft und wahrscheinlich werden wir meine Kraft noch brauchen, wenn wir bei den Zwergen sind. Ich denke kaum, dass wir einfach in König Laurins Palast gehen können und mit dem Kelch wieder heraus."
Er reichte ihr die Wasserflasche.

Sie nahm sie und setzte sich damit auf einen großen Stein.
"Das hätte ich jetzt auch nicht erwartet“, murmelte sie grimmig.
Garwin setzte sich ihr gegenüber. Zu nah für ihren Geschmack, sie protestierte aber nicht. Er hielt sie wahrscheinlich ohnehin schon für eine Zicke, außerdem war sie dafür zu müde.

"Hör zu", begann er, "Arman und ich haben unseren Frieden miteinander geschlossen und auch, wenn ich nicht ungeschehen machen kann, was ich dir angetan habe, wäre es schön, wenn wir das auch tun könnten. Es wäre hilfreich, wenn wir hier an einem Strang ziehen, sonst werden wir scheitern."

Patrizia schnaubte verächtlich.

"Ich verlange ja gar nicht, dass du mich magst“, er machte eine zögerliche Pause, "Einfach nur, dass wir zusammenhalten."

Der flehende Unterton in seiner Stimme erreichte ihre Vernunft. Sie wusste, ihr Verhalten war lächerlich, das hatte sie sowieso längst eingesehen, immerhin lag alles schon lange zurück. Warum nur fiel es ihr so schwer, sich in seiner Gegenwart wie ein erwachsener Mensch zu benehmen? Sie hatten eine Mission! Und nur das zählte momentan.
"Wie du willst", meinte sie, ohne ihn dabei anzusehen.

"Gut, dann schlage ich vor, dass wir jetzt weitergehen, dann erreichen wir bald den Eingang zum Zwergenreich."

Sie standen auf und gingen weiter.
"Das ist gut, eine kühle Zwergenhöhle wäre jetzt auch angenehm."
"Nicht nur eine, die Zwerge leben alle unterirdisch. Du must dir das wie eine riesige Stadt unter-"
Garwin blieb plötzlich stehen und hörte angestrengt.

"Was ist?", fragte Patrizia.
"Psst, da kommt jemand", flüsterte er. Er packte Patrizia und zog sie eilig hinter einen großen Felsen. Er legte einen Finger an ihre Lippen und bedeutete ihr, kein Wort mehr zu sprechen.

Nach einer Weile hörte sie es auch. Ein entferntes Rascheln und Stimmen, die sich näherten.

"Eindringlinge! Findet sie!", konnte sie schon bald deutlich verstehen. Entsetzt sah sie an Garwin hoch. Sein Atem ging ruhig und er lauschte konzentriert.

Die Stimmen entfernten sich wieder und sie atmete erleichtert auf.

"Ha-HA! Garstige Elbenwichte! Haben wir euch erwischt!", kreischte plötzlich eine Stimme über ihnen und vor Patrizia stand ein ellengroßer Zwerg und drückte ihr sein Schwert an die Nasenspitze.

Sie sah das kleine Wesen am Ende der Waffe überrascht an.

"Billibald!?"

✓ Die Quelle der Wünsche // Armans GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt