12. Es tut mir leid

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Das Orakel sah ihn unbeirrt an.

"Also, ich..."
Arman errötete.

"Charlie ist ein modernes Mädchen, Arman. So läuft das nicht, wo sie her kommt."

Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte.

Als er diesen Flecken Land gesehen hatte, hatte er sofort sich und Charlie dort gesehen. Vor einem Haus, umgeben von eigenen Pferdekoppeln, und Kindern, die lachend zwischen den Tieren umhertollten.

"Was ist damit?", fragte er irritiert.

Das Orakel lachte. "Nichts, ich finde das auch total süß von dir! Aber ich glaube nicht, dass Charlie das so sehen wird."

Er schnaubte ungläubig und sie fuhr fort: "Wie lange seid ihr jetzt zusammen? Ein Jahr?"

"Lange genug."

"Bei weitem nicht. Mädchen wie Charlie denken da noch nicht an Heim und Kinder."

Er wollte protestieren, aber ihm wollte nicht einfallen, wie. Er fühlte sich von den Worten des Orakels überrumpelt.

Bei all den Vorstellungen, die er hatte, war ihm nie in den Sinn gekommen, dass Charlie andere Pläne haben könnte.

***

Ein Stück weit zwischen den Bäumen blieb Garwin stehen.
"Wir bleiben heute Nacht hier."

Patrizia sah ihm zu, wie er ein paar dicke Äste aufschichtete und leise murmelnd ein kleines Feuer entfachte.

Dann setzte er sich hin und packte etwas Proviant aus.
Garwin hielt ihr etwas davon hin und nickte ihr auffordernd zu.

Patrizia riss ihm ein Fladenbrot aus der Hand und setzte sich in sicherer Entfernung von ihm hin.

Sie schwiegen beide und aßen.

"Danke nochmal für vorhin", begann er nach einer Weile.

Sie sah auf.
"Hör zu, ich hab das nicht für dich getan, sondern für Arman. Und weil ich keine Lust habe, hier alleine weiterzugehen. Falls du jetzt glaubst, dass sich irgendwas geändert hat, zwischen uns, und wir jetzt hier sitzen können und fröhlich Smalltalk führen, hast du falsch gedacht."

Patrizia stand auf, schnappte sich eine Decke und setzte sich damit möglichst weit entfernt von ihm an einen Baumstamm ins Moos.

Sie wickelte sich ein und sagte drohend: "Wenn du irgendwelche krummen Dinger versuchst, während ich schlafe, schwör' ich dir, dass du es bereuen wirst."

Garwin sah ihr zu, wie sie sich zur Seite drehte und kurz darauf eingeschlafen war.

Er blieb noch eine ganze Weile sitzen und starrte angestrengt ins Feuer.
Dass er die Art, wie sie ihn behandelte, mehr als verdient hatte, war ihm schmerzlich bewusst.

Er konnte sich noch gut erinnern, was er ihr angetan hatte. Dass er sie so sehr verletzt hatte, tat ihm leid und er hatte immer gehofft, sich bei Patrizia entschuldigen zu können, falls er sie jemals wiedersah.

Und jetzt hätte er endlich die Gelegenheit, aber sie wollte davon offensichtlich nichts hören.
Vielleicht würde sich das noch ändern, wenn sie in den nächsten Tagen etwas mehr Zeit miteinander verbrachten?
Er nahm sich fest vor, ihr zu beweisen, dass er sich verändert hatte!

Verstohlen sah Garwin zu ihr und merkte, dass sie leicht zitterte. Patrizia hatte sich zu weit ab vom Feuer hingelegt.

Die zweite Decke in der Hand, ging er zu ihr.

✓ Die Quelle der Wünsche // Armans GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt