Zusammen beraten wir die große Lagerhalle, die sich das erste Mal seit langem wieder wie ein richtiges Zuhause an fühlte.
„Wie ich sehe hat sich hier rein gar nichts verändert." sagte Dean, als er seine Tasche mitten im Wohnzimmer fallen ließ und sich umschaute.
"Sieh dich um und sag mir, dass ich nicht dein perfekter Nachfolger wäre." Dylan schlug meinem Bruder lachend auf die Schulter und ließ sich dann mit weit ausgebreiteten Armen und einem Lächeln auf den Lippen auf die große Couch fallen. Ich seufzte genervt. Gerade als Dean etwas erwidern wollte, unterbrach Dylan ihn.
"Hast du was zu sagen, Mila?" Er spie meinen Namen regelrecht aus und seine Augen funkelten mich herausfordernd an. Ich hob skeptisch die Augenbraue und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Hätte ich was zu sagen, dann wärst du ja wohl der letzte, der mir zuhören würde." erwiderte ich schnippisch. Die Jungs wurden still und sahen neugierig zwischen uns hin und her. Selbst mein Bruder schwieg und lehnte sich nur an die Wand hinter ihm während er das Schauspiel beobachtete.
"Ach ja? Bisher war ich aber immer ziemlich schnell zur Stelle, wenn du mich wie ein verlorenes Baby gerufen hast." Langsam begann die Wut in mir zu brodeln.
"Ich bitte dich, ich habe nie nach dir gerufen. So lächerlich mache ich mich wohl kaum." Es war eine Lüge, aber ich war zu stolz um es mir wirklich einzugestehen.
"Mir scheint es als würdest du deine Reife etwas überschätzen, Kleines.", Dylan erhob sich und kam dann auf mich zu. Er war kaum eine Fußlänge von mir entfernt. "Du spielst dich immer auf wie eine Erwachsene. Dabei vergisst du, dass du eigentlich nur ein Kind bist." Seine Augen funkelten und ich starrte ihn fassungslos an. In mir machte sich ein unerbittlicher Hass breit, der mit rauen Fingern nach meinem Herzen griff. Ich spürte wie Dean hinter mir unruhig wurde und schloss die Augen. Dann atmete ich einmal tief ein und wandte mich ab. Mit gestrafften Schultern und erhobenem Kinn schritt ich zur Treppe und nahm die ersten Stufen. Das betretene Schweigen breitete sich aus und ich sah wie Dean sich von der Wand abdrückte und ein Stück auf ihn zu ging. Für einen Moment hielt ich inne und wandte mich noch einmal an Dylan.
"Immerhin mache ich mich nicht an die Schwester meines besten Freundes ran." Und damit ging ich die Treppe vollständig hinauf während ich noch hörte wie Dean ungläubig nach Luft schnappte und sich dann Dylan warf. Mit einem Lächeln auf den Lippen lauschte ich der Schlägerei.
Ich räkelte mich genüsslich in meinem Bett. Seit ein paar Stunden war es endlich wieder still und nach einer ausgiebigen Dusche habe ich mich nur in Slip und Shirt in mein Bett geworfen. Die Wut nagte immer noch an meinem Herzen, aber überwiegend wurde sie von meiner Erleichterung überdeckt. Zusammenfassend war meine Situation gar nicht so schlecht. Zwar war Dylan im Moment nicht wirklich mein Verbündeter und auch Jayden hatte sich alles verspielt, aber Dean war wieder da und mehr oder weniger gesund. Wir hatten endlich die Liste und ich hatte für das erste Mal in meinem Leben ein Zuhause, in dem ich wirklich sein wollte. Jetzt war die Frage nur was wir mit unserem neu erlangten Wissen anfangen würden. Meine Gedanken und meine Ruhe wurden von dem Klopfen an meiner Tür unterbrochen. Ich zog die dünne Decke über meine Beine und erteilte die Erlaubnis.
Überrascht beobachtete ich Dylan dabei wie er in mein Zimmer kam und sacht die Tür hinter sich schloss. Dann stand er da und sah mich an. Eine kleine Wunde zierte seinen Wangenknochen und seine Lippe war an einer Stelle aufgesprungen.
„Aha." Ich setzte mich etwas gerade hin und starrte ihn herausfordernd an. Er senkte leicht den Kopf, wobei ihm seine Haare wellig ins Gesicht fielen.
„Es fällt mir wirklich schwer das zu sagen, aber das habe ich wohl verdient." Mit einem schiefen Lächeln deutete er auf sein Gesicht.
„Aha." wiederholte ich. Nach einer kurzen Pause legte ich den Kopf leicht schief und sah ihn fragend an. „Willst du dich entschuldigen oder hast du mir etwas anderes relevantes zu sagen?".
„Ich, ja-" er kam auf mich zu. „Nein, nichts besonders. Es ist nur, dass ich es nicht ertrage." Mit einem Seufzen fuhr er sich durch die Haare und ich sah, dass seine Fingerknöchel ebenfalls blutig waren. Flüchtigen Mitleid überschattete langsam meine Wut auf ihn.
„Komm her." ich klopfte auf den leeren Platz neben mir. Dylan ließ sich neben mir nieder.
„Ich kann nicht mit ansehen wie du mitten in Jayden Arme läufst. Er ist gefährlich." Schweigend hörte ich ihm zu. Dann atmete ich tief ein und aus.
„Er ist nicht wirklich gefährlich. Er mag vielleicht ein Arsch sein und verdammt nochmal ein mieser Verbündeter, aber er ist keine Gefahr für uns." In Dylans Augen sah ich Wut. Und mehr noch, einen tiefen Hass.
Aber dann beugte er sich vor und seine Lippen trafen meine. Es gab keine weitere Worte oder Umschweife, es gab nur noch seine Lippen auf meinen. Sie waren alles was meinen Verstand einnahm und alles was es in diesem Moment gab. Die Wut in mir ließ mich wilder werden, ich griff in seine Haare und zog ihn zu mir heran. Ich spürte seine Verzweiflung in seinen Küssen, die hungrig mit meinem harmonierten. Es waren nur seine Gefühle gegen die meinen und wir zogen aneinander wie zwei Ertrinkende. Seufzend und mit seinen Lippen auf meinem Hals ließ ich mich rücklings in meine Bett fallen, Dylan zog ich mit. Ich fiel immer tiefer und tiefer bis es nichts mehr gab außer Dylans Geschmack auf meinen Lippen und seinen Händen auf meinem Körper.
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Bad Street Girl #wattys2016
Novela Juvenil// Ein lauter Schrei durchfuhr die Stille und ich hielt inne. Ich versuchte die anderen irgendwo in der Dunkelheit auszumachen, aber ich sah nichts außer gähnende Leere. Wachsam tastete ich mich vor und stieß gegen eine Wand. Mein Herz schlug mir bi...