Titisee Neustadt 2 - 08.12.2018

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Ein Tropfen lief mein Gesicht herunter. Vorsichtig schaute ich nach oben. Es war früh morgens, aber dennoch lagen die Temperaturen deutlich über Null. Obwohl ich absolut nicht zu den Sport-Fanatikern gehörte, war ich bereits um 7 Uhr aufgestanden, um joggen zu gehen. Ich musste einfach mal meinen Kopf frei kriegen. Die Geschehnisse der letzten Zeit spuckten darin immer noch umher, wie ein Faden, der einfach nicht aufzuhören schien. Die ersten Sonnenstrahlen erwärmten meine Haut und mir wurde langsam angenehm warm. Die Bäume zogen an mir vorbei. Ich verspürte ein Gefühl der Heimat. Deutschland war ein Zufluchtsort für mich. Ich war nie damit zurechtgekommen, dass wir aufgrund des Jobs meines Vaters nach Japan auswandern mussten. Obwohl ich kein Einzelgänger war, blieb ich es in meinem Herzen trotzdem. Ich vermisste einfach alles, was mit meiner Heimat zu tun hatte. Und seit langem mal wieder hatte ich dieses Gefühl verspürt. Genau eine Person hatte das alles in mir zum Rollen gebracht und es schmerzte mich daran zu denken, es wieder zu verlieren. Ich liebte Jojo, doch irgendetwas war neu, war anders, und ich wusste nicht, was es war.

Als ich nach Stunden (pitschnass) wieder im Hotel angekommen war, eröffnete mir Jojo teils freudestrahlend, teils traurig, dass das Springen in Titisee aufgrund von Regen und Wärme abgesagt wurde. Sie bekamen es anscheinend nicht hin, die Schanze rechtzeitig und richtig zu präparieren.
„Jetzt haben wir endlich mal mehr Zeit für uns und du kannst mir endlich mal deine Heimat genauer zeigen:" entgegnete Jojo mir freudestrahlend und zog mich zu einer sanften Umarmung zu sich heran.
Überrascht von dieser Zärtlichkeit, kuschelte ich mich in seine Arme, aber dennoch blieb das wohlige Gefühl aus, das ich früher immer verspürt hatte. Seine Hände fuhren durch meine blonden Haare und gelangten schließlich zu meiner Wange. Ruhig drehte er mein Gesicht zu seinem, so dass ich ihm direkt in die Augen blicken konnte. Lange schauten wir uns so an, bis Jojo sich zu mir bewegte und mir einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte.
„Ich weiß, dass dich etwas bedrückt. Es ist okay, wenn du es mir nicht sagst. Du sollst nur wissen, dass ich immer für dich da bin, wenn du jemanden zum Reden brauchst. Oder einfach nur jemanden, der zuhört, wenn du sprichst..."
Seine Worte beruhigten mich und nahmen mir die ganzen Unsicherheiten der letzten Woche. Lange standen wir noch so da, bis sich etwas ankündigte, was ich eigentlich gar nicht hören wollte...

Herzlichen Glückwunsch!
Sie haben es in die 2. Runde geschafft. Sie stehen kurz vor Ihrem Ziel. Jetzt heißt es nur noch: durchhalten.
Aufgrund der wetterbedingten Absage des Springens, werden wir zugleich mit Phase Numero 2 unseres Wettbewerbs starten.
Sie und noch eine andere Person wurden von unseren 2 Springern ausgewählt. Heute werden Sie das erste Mal aufeinandertreffen und sich persönlich kennenlernen.
Und wir haben den Wettberwerb noch etwas ausgebaut, um es spannender zu machen...
Heute werden zwar beide „Paare" (Zwinker Zwinker) einen gemeinsamen Tag verbringen, aber am Ende darf nur einer unseren Springer in aller Öffentlichkeit bei einer Schanze der Vierschanzentournee begleiten.
Wer das ist, wird nach der Internetausstrahlung (über unsere Homepage) von den Zuschauern abgestimmt. Wer die meisten Stimmen bekommt, gewinnt.
Also vergiss nicht: es ist Wert sich einen Adler zu holen, um sich von den oberflächlichen Männern zu erholen.
LG ihre DSV-Produktion

Na toll, wo hatte ich mich da schon wieder reingeritten. Wer verdammt nochmal, hatte mich da ausgewählt. Markus auf jeden Fall nicht. So wie ich den fertig gemacht hatte und dieser Weilheimer oder wie der hieß... da mussten die anderen Gespräche ja strunz langweilig gewesen sein. Ach menno.
Mein Handy vibrierte erneut und diesmal war es Lena, die mich anscheinend schon mal versucht hatte, anzurufen.
„Emiiiiiiiiii.
ICH WURDE ANGENOMMEN!" brüllte sie in den Hörer, so dass ich ihn sofort auf 2 Meter Abstand von mir hielt. Wer brauchte da schon einen Lautsprecher, wenn sie so ein lautes Organ hatte.
„Ich hoffe ja vom Eisei. Er war so süß und wie er mit mir geflirtet hat. Als wäre ich die einzige auf dieser Welt. Andi ist mir einfach zu jung. Dem fehlt die Reife. Ganz ehrlich. Schau dir mal im Vergleich Eiseis Bart an. Der hat schon was finde..."
„Stopp, Stopp, Stopp!" unterbrach ich sie. „Du bist erst 22 und dieser Weilheimer ist 23! Ich will ja nichts sagen, aber wie kannst du da von fehlender geistiger reife sprechen." Entgegnete ich und musste sofort loskichern.
Etwas schmollend antwortete sie: „Ja, aber wie du schon sagtes: Es geht hierbei um die geistige Reife und da bin ich ja bei weitem allen überlegen. Außer dir natürlich." Fügte sie noch schnell hinzu, bevor ich irgendeine patzige Antwort geben konnte.
„Ich wurde übrigens auch angenommen." Ergänzte ich noch schnell bevor sie mich erneut unterbrechen konnte.
„WAAAS?" Und ein neuer Redeschwall prasselte auf mich ein.

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