Manchmal müssen wir Sachen leugnen, um festzustellen, dass sie wirklich existieren. Klingt ziemlich unlogisch, oder? Okay, ich werde versuchen, es zu erklären. Ich habe lange genug abgestritten, dass da irgendwas zwischen Markus und mir ist. Aber gerade, das akribische nicht wahr haben wollen von Gefühlen, ist ja Beweis genug, dass da welche sind. Sachen die existieren, braucht man ja schließlich nicht dementieren. Inzwischen war es ziemlich eindeutig, dass ich immer mehr und mehr Gedanken an Markus verschwendete. Ich bekam ihn einfach nicht mehr aus meinem Kopf. Und dass, obwohl er so ein riesen Macho war. Wie er mir gegenüber auftrat, sagte aber noch lange nichts über sein eigenes Innenleben aus. Ich konnte ja am besten bezeugen, dass er der Flirtkönig war. Für mich war das zwischen uns etwas Besonderes, trotz das es eigentlich verboten war. Aber eventuell machte das ja genau den Reiz daran aus. Trotzdem war die Situation einfach zu heikel zwischen uns. Und deswegen musste ich ihn einfach vergessen. Es galt nur noch den morgigen Tag hinter mich zu bringen und dann konnte ich ihn ganz aus meinem Leben verbannen. Auch wenn ich das nur ungern tat. Aber das musste so sein. Es war schließlich besser so. Für alle Beteiligten, obwohl die meisten ja noch nicht einmal wussten, in welchem Schlamassel sie involviert waren. Es war einfach ein Fluch. Womit hatte ich das nur verdient? Eigentlich musste ich mich für die Aktion heute hassen. Aber wieso verdammt nochmal, fühlte es sich so richtig an?
Und da merkte ich, dass man die glücklichsten Momente in seinem Leben, immer erst danach erkennt...Mein Kopf war voll von diesen Gedanken. So voll, dass ich es doch glatt schaffte, gegen den nächsten Betonpfeiler auf dem Bürgersteig zu rennen. Wieso gab es überhaupt Straßenlaternen? Und wieso standen die überhaupt so blöd da rum? Die Dinger verschafften den Leuten nur die Möglichkeit, in mein aufgekratztes Gesicht zu schauen. Und diesem Anblick wollte ich wirklich jedem ersparen. Ich hatte einen Fluch auf mich geladen. Ja, genau das musste es sein. Ein Fluch verfolgte mich und den musste ich schnellst möglichst loswerden. Nur wie?
Verdammt nochmal, jetzt wurde ich schon abergläubisch. Das wurde mir jetzt aber echt zu viel. Morgen war der letzte Tag und wenn ich den geschafft hatte, dann...
Ein Handysummen weckte mich aus meinen Tagträumen – oder wohl eher gesagt, Nachtträumen. Jojo machte sich bestimmt schon Sorgen und fragte sich, wo ich war. Nur ungern warf ich einen Blick auf die Nachricht. Das würde mein schlechtes Gewissen nur auf das nächste Level heben. Trotz meiner meisterhaften Ausbildung im Lügen – und im Vergleich zu früher, konnte man mich jetzt wirklich schon Meister meines Geschäfts nennen – war auch bei mir irgendwann zu viel des Guten. Aber gar nicht zu antworten wäre schließlich noch auffälliger und ein kleiner Blick schadete ja auch nicht.
Häh??? Warum schrieb jetzt auf einmal jemand auf dem Kopf. Also Morsezeichen konnte ich jetzt noch nicht lesen. Der Blick auf mein Smartphone war nicht sehr aufschlussreich. Bis ich merkte, dass es nicht an der Nachricht lag, dass ich sie nicht lesen konnte, sondern an meiner Wahrnehmung. Die war durch meinen Zusammenstoß mit „Laterni" – wie ich die Laterne liebevoll getauft hatte – ganz schön in Mitleidenschaft gezogen worden. Meine Hand reichte ja anscheinend nicht. Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf, um mich von den ganzen wirren Gedanken zu befreien. Eventuell half das ja. Und siehe da, es funktionierte. Etwas benebelt blickte ich auf den Absender: Unbekannte Nummer. Eingespeichert hatte ich die auf jeden Fall nicht. Merkwürdig. Trotzdem interessierte mich der Inhalt, obwohl er nur ziemlich kurz war.Hey, Mia!
Alles in Ordnung? Hab' ich was falsch gemacht?
LG dein MachoBei der Nachricht kam ich nicht umhin zu schmunzeln. Es war eindeutig, dass sie von Eisei kam und ich fand das angefügte „dein" ziemlich niedlich. Plötzlich stockte ich aber. Woher zur Hölle hatte der Typ meine Nummer? Genervt war ich schon dabei, Toms Nummer zu wählen, bis mir ein Geistesblitz kam. Schließlich hatte ich Mr.-fehlende-geistige-Reife ja Lenis Nummer über mein Handy geschickt, wodurch er natürlich in Besitz meiner Nummer gekommen sein musste. Und wenn Markus sich so oft, wie Tom mir überschwänglich berichtet hatte, nach mir erkundigte, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Andi mit meiner Nummer herausgerückt haben musste. Verdammt! Wieso hatte ich das nicht bedacht. Das wieder mein typischer Leichtsinn. Zum Dank bekam „Laterni" einen Tritt von mir ab, wofür ich mich im nächsten Moment wieder sofort entschuldigte. Schließlich konnte sie ja auch nichts für meine Gefühle. Da war das Wort schon wieder. Zwischen dem Idioten und mir war nichts, rein gar nichts. Ein für alle Mal. Ich beschloss, erstmal nichts zu antworten, wenn der Typ noch nicht mal richtig meinen Namen konnte. Für ihn war ich eine von vielen. Und das war er auch für mich: Einer von vielen.
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Sprung ins Glück
FanfictionSich in den Erzrivalen ihres Fast-Ehemanns zu verlieben steht definitiv nicht auf der To-Do-Liste von Emilias Leben. Das aus einem kleinen Gefallen und der Sehnsucht nach Heimat, ein verbotener Kuss und die verzweifelte Suche nach einem Skispringer...