16 Kapitel

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In den nächsten sechzehn Stunden setzte die Polizei alles daran, Finja zu finden.

Sogar Lucia wurde am Vormittag noch verhört, obwohl es nicht einfach für sie war. Danach wussten die Kollegen allerdings, dass die zwei Autos Mercedes Modelle waren und sie und die schwarze Pferdeanhänger abgedunkelte Fenster hatte.

Alle Entführer waren Männer, was Lucia eindeutig an den Stimmen hören konnte und maskiert.

Als Lucia am Abend nach Hause kam, rief sie sofort Jonas an und erzählte ihm alles, was passiert war. Er war selbst tief berührt und schockiert.

„ Ich komme auch morgen noch nicht zur Schule. kannst du bitte den Lehrern bescheid sagen?”

„ Natürlich. Ich würde gerne vorbeikommen und direkt mit dir reden, doch meine Eltern lassen mich jetzt nicht mehr aus dem Haus”

„ Kein Problem.”

Beide telefonierten noch lange in die Nacht hinein und versuchten sich gegenseitig beizustehen, auch wenn es nur über das Handy möglich war.

Der Tag wurde verdammt lang und deswegen ging jeder spät ins Bett.

Vor vierundzwanzig Uhr war keiner eingeschlafen und auch auch Kathrin schlief erst nach halb eins ein.

Die Einzige, die auch um  drei Uhr Nachts nicht schlief war ich.Ich war hellwach und meine Gedanken waren komplett durcheinander.

Ich war verzweifelt und hatte panische Angst. In der Stille und Einsamkeit fing ich nach einiger Zeit mit mir selber zu reden.

Da ich im Zimmer nichts hatte, womit ich mich annähernd beschäftigen konnte, dachte ich stattdessen nur an die Entführung und Mallory.

Ich saß einfach in einer Ecke und weinte. Am Nachmittag begann ich bereits zu schreien.  Nach einer Ewigkeit musste hörte ich kraftlos auf und begann darauf erneut zu weinen.

Es brachte alles nichts. Ich war in diesem Zimmer gefangen, wo mich niemand hörte und ich auch nichts anderes wahrnahm, als mich selber.

Meine letzte Wahl sah ich darin, dass ich versuchte die Tür aufzustoßen.

Natürlich war es komplett dumm, weil ich als 13 jähriges, schwaches Mädchen keine Stahltür aufstoßen könnte.Allerdings brauchte ich noch vier Versuche mich gegen die Tür zu stemmen, bevor ich mit Schulterschmerzen erschöpft zusammenbrach.

Das Essen war in Ordnung. Obwohl ich am Anfang nichts essen wollte, hatte ich plötzlich starke Bauchschmerzen und musste dann doch wegen starken Hunger etwas essen.

Genauso wenig wollte ich nicht einschlafen, doch die Müdigkeit siegte und ich rutschte zur Seite und schlief auf dem kalten Boden ein. Mir war alles egal und ich wollte einfach hoffen, dass ich gleich aus einem Albtraum bei mir zu Hause aufwachen würde.

Die Tage vergingen und Kathrin merkte nach vier Tagen seit der Beurlaubung bereits, dass sie es zuhause nicht mehr aushielt.

Sie versuchte sich mit langen Spaziergängen, dem Reiten, Aufgaben im Haushalt, Zeit mit der Familie und den Pferden abzulenken. Täglich stand sie bereits um sechs Uhr früh im Stall, fütterte die Pferde, reinigte die Ställe, kümmerte sich um die Pferde und anfallende Arbeiten rund um den Hof. Am Nachmittag holte sie Caro von der Schule ab und sie erkundigte sich mind. einmal am Tag bei ihren Kollegen, ob es Neuigkeiten gab.

Außerdem erzählte sie ihrem Vater jeden Abend, wie es ihr seelisch ging und redete lange mit ihrer Familie.

Am sechsten Tag hatte sie am Abend wieder ein langes Gespräch mit ihrem Vater, der von Natur aus sehr ruhig und ein guter Zuhörer ist.

Sie wiederholte ihre Worte, dass sie Ablenkung und Arbeit brauchte, um nicht nur an Finja zu denken, doch außer ihrer Chefin konnte da niemand etwas tun.

Am zehnten Tag hielt Kathrin es überhaupt nicht mehr aus. Um 7 Uhr am Morgen schrieb sie Louisa eine knappe informationsreiche Nachricht.

„ Ich halte es zuhause nicht mehr aus. Ich fahre in einer halben Stunde mit dem Auto vom Hof. Wenn du da bist, dann kannst du gerne mitkommen, wenn nicht dann fahre ich alleine.” Sie erzählte auch ihrer ganzen Familie, was sie vorhatte und jetzt auch Louisa, sonst aber niemand anderem.  

Pünktlich um halb acht setzte sie sich ins Auto und wollte losfahren. Bevor sie allerdings den Motor startete, fuhr in die Einfahrt des Hofes ein weißer VW, indem ihre Kollegin saß.

„ Hi. Es ist schön, dass du gekommen bist,” begann Kathrin, während sich Louisa neben sie auf den Beifahrersitz setzte. Kathrin hatte es zwar gehofft, aber nicht vermutet, dass ihre Freundin kommen würde.

„ Ich kann dich doch nicht alleine lassen. Was hast du vor?”

„ Also eigentlich möchte ich generell alles absuchen und mich umschauen.

Sein Hof, die Familie, die umliegenden Dörfer und alles andere,was wichtig sein könnte. Es ist für mich besser, statt zuhause zu bleiben, wo ich ebenfalls nur an Finja denken muss. Wann hast du heute Schicht?”

„ Ich habe heute frei. Silvia meinte, dass wir uns min. zwei tage Frei nehmen sollten, wenn wir sowieso an den anderen Tagen Überstunden machen. “

„ Das ist wahr. Ich würde auf seinem Hof anfangen und langsam weitersuchen.

Es dürfte ja nicht schaden, wenn wir uns noch einmal ein genaues Bild von allem machen.”

„ Nein. Du kannst bestimmen, wo wir hinfahren. Ich komme nur mit, um aufzupassen, dass du keinen Blödsinn machst,” entgegnete Louisa. Kathrin fuhr los und fragte währenddessen,  ob es sonstige Neuigkeiten in den letzten Tagen gab.

„ Nein, leider nicht viel. Die Stelle, an der die Entführung stattfand ist gesperrt und allen Spuren und Hinweisen wurde nachgegangen.

Wir haben die Spuren der Pferde und der Autos gesammelt und analysiert.”

Außer den Hinweisen erhielten wir auf Herrn Silvers Hof und seiner Familie leider keine neue Hinweise.

Nach einem kurzen Mittagessen fuhren sie weiter umher,mit dem Gedanken, dass es doch sinnlos sein könnte. Die Felder und Wiesen schweiften an ihnen vorbei und sie fuhren verschiedene Dörfer ab. Die sonne schien kräftig, es war warm und sie sahen während ihrer Fahrt eine Menge neue und ältere Höfe und Häuser. Auf einem von außen betrachteten alten, sehr einsamen und leeren Hof, standen in einer zuerst von außen nicht sichtbaren Ecke zwei schwarze Mercedesse. Wir fuhren einige Male an dem Hof vorbein, um ihn von draußen zu sehen und kurz bevor wir fahren wollten, erkannten wir sogar noch den Pferdeanhänger. Alle Fahrzeuge hatte die abgedunkelten Fenster.

„ Es ist nicht klar, aber dieser Hof wäre ein gutes Versteck, er liegt ziemlich weit entfernt von uns weg und sieht einsam und verlassen aus. Außerdem die passenden fahrzeuge, die genau auf unsere Beschreibung passen. Was sagst du dazu?”, entgegnete Kathrin und parkte ein kleines Stück vom Hof entfernt.

Wahrscheinlich war das alles nur ein Zufall, doch Kathrin hatte ein ungutes Gefühl und fühlte sich Finja plötzlich auch sehr nahe.

„ Du hast recht, doch du weißt auch, dass wir ohne handfesten Beschluss nicht ins Gebäude dürfen. Was hast du vor?”

„ Warte ab,” sagte Kathrin, während sie den Kofferraum öffnete mehrere kleine Überwachungskameras herausholte. Stolze zeigte sie diese Louisa, doch diese verstand noch nichts damit zu anzufangen.

Nach 20 min fuhren sie weg von dem mysteriösen Hof.

MalloryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt