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13. Juni

„Hey, Kleiner, kannst du mir mal meine Zigarette anzünden?"

Erschrocken machte Jeongguk einen Satz nach vorn und drehte sich zu der fremden Stimme um, bereit, sich zu verteidigen. Doch der Fremde hinter ihm machte keine Anstalten, ihn anzugreifen. Im Gegenteil. Er hob kapitulierend seine Hände und fing an beruhigend auf Jeongguk einzureden: „Ruhig, Kleiner, das war nur eine Frage." Seine Stimme war sanft und tief und brachte den 17-jährigen dazu, sich langsam zu entspannen.

Nun betrachtete er den Mann hinter sich genauer. Er war so groß wie Jeongguk und trug eine Jeans und einen grauen Hoodie, dessen Kapuze seine Haare verdeckte. Ich wette er hat fettige Haare, dachte sich Jeongguk und legte seinen Kopf etwas schief. Sein Gegenüber musterte ihn mindestens genauso interessiert und nachdem sie  eine Weile so da standen, beide unwissend, wer den nächsten Schritt machen sollte, fasste sich Jeongguk ein Herz und erhob seine überraschend feste Stimme.

„Du brauchst ein Feuerzeug?", fragte er und sein Gegenüber nickte bestätigend. „Oder eine andere Feuerquelle. Ist mir egal, solange ich bald eine rauchen kann." Der Schüler schnaubte nur und sah den Fremden mit einem verurteilenden Blick an. Für Rauchen hatte er nichts übrig. Er hatte mit angesehen, wie sein Onkel, ein Kettenraucher, langsam an Lungenkrebs zu Grunde gegangen war und das wollte er sicher nicht selbst erleben. Dennoch griff er wortlos, seinen Blick stets auf den anderen gerichtet, in seine Hosentasche und holte ein silbernes Feuerzeug heraus. Er hatte es von seinem Vater mitbekommen, denn jeder wahre Mann sollte ein Feuerzeug mit sich tragen. Die Fähigkeit, Feuer zu machen, ist ein Geschenk, das zu Wenige zu schätzen wissen. Dafür muss Prometheus nicht Tag für Tag leiden, mein Sohn!

Lächerlich. Was sollte Jeongguk mit einem Feuerzeug, wenn er noch nicht einmal rauchte? Den nächsten Wald in Brand stecken, oder was?

Immer noch stumm reichte er das silbern glänzende Ding dem Hoodietypen entgegen und beobachtete jeden seiner Schritte genau, als dieser sich vorsichtig Jeongguk näherte. Doch anstatt ihm, wie erwartet, das Feuerzeug abzunehmen, griff er nach der Hand, die es umfasste, und zog Jeongguk behutsam mit sich, darauf bedacht, den Jungen nicht zu erschrecken.

„An der Straße ist es zu windig. Hier ist es viel besser.", erklärte er und lehnte sich an den verschlossenen Eingang eines überdachten Geschäfts, das nicht weit vom Club entfernt war. Jeongguk konnte immer noch das dumpfe Hämmern des Basses hören und das Grölen angetrunkener Menschen, die sich überall auf der Straße und dem Bürgersteig verteilten.

Er hielt dem anderen erneut das Feuerzeug unter die Nase, doch der machte keine Anstalten, es entgegen zu nehmen. Stattdessen zog er eine Zigarette aus seiner Jackentasche, klemmte sie sich in den Mundwinkeln wie die Badboys in den bescheuerten High School Filmen, und beugte sich zu Jeongguk vor. Doch dieser schien nicht ganz zu verstehen, was von ihm erwartet wurde, weshalb der Mann vor ihm seine Zigarette wieder aus dem Mund nahm und seine Absichten erklärte: "Ich habe dich vorhin gebeten, meine Zigarette anzuzünden und nicht mir ein Feuerzeug zu geben."

"Kannst du das nicht selbst, oder was?" Jeongguk hob skeptisch eine Augenbraue, doch der andere schnaubte nur amüsiert. "Doch schon, aber ich mag es lieber, wenn so hübsche Jungs wie du das für mich erledigen.", antwortete er und lächelte einmal schelmisch, bevor er Jeongguk zuzwinkerte. Dieser schüttelte nur mit dem Kopf, doch wandte seinen Blick auf den Boden, damit seine Röte nicht auffiel.

„Also?", hakte sein Gegenüber nach.
„Also was?"
„Bist du so nett und zündest mir meine Zigarette an? Bitte?"

strawberries and cigarettes ᵗᵃᵉᵍᵍᵘᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt