16. Juni
—"Und dann musste ich ihr sagen: 'Sorry, Seoyong, aber ich date keine Mädchen mit der selben Namensvorsilbe.' Ich meine, das wirkt so als wären wir Geschwister und als Blutschänder bezeichnet zu werden, kann ich echt nicht gebrauchen."
"Mhm, ja, das wäre schrecklich.", stimmte Namjoon Jin halbherzig zu, der sich schon seit geschlagenen 10 Minuten über seine Studienpartnerin auskotzte. Seoyong war nicht die Erste, die von Seokjin abgewiesen wurde und auch sicher nicht die Letzte. Der halbe Jahrgang lag Jin zu Füßen und ausgerechnet er musste eine wählerische Diva sein. Das war nicht fair.
"Natürlich wäre das schrecklich. Aber nein, Seoyong ist ja das Opfer und ich wieder der Böse. Das ist immer so! Was habe ich nur getan, um so von Gott bestraft zu werden?", redete er weiter und Jeongguk sah zu Namjoon rüber, der hinter Jins Rücken seine Augen verdrehte. Sie hatten Jin beide lieb, aber seine Probleme waren etwas, was ein Haufen anderer Leute als Segen betrachten würde.
"Warum sagst du ihr nicht einfach die Wahrheit?", beteiligte sich jetzt auch der Jüngste am Gespräch seiner besten Freunde. "Ich wette sie wäre verständnisvoller, wenn du ihr sagen würdest, dass du lieber mit einem Mädchen zusammen wärst, das ebenfalls christlich ist."
Doch Seokjin schüttelte nur mit dem Kopf. "Das habe ich schon einmal getan und weißt du was passiert ist? Sie wollte konvertieren."
"Oh.", war alles, was Jeongguk dazu sagte, bedacht darauf, nicht in das nächste Wespennest zu stechen. Er und Namjoon waren es zwar gewohnt, dass Jin viel über sich selbst und seine hundert Verehrerinnen sprach, aber sie waren auch nur Menschen und brauchten Pausen.
Jin schien den Hinweis zu bemerken und nahm einen Schluck von seinem Kürbis-Latte, bevor er, wenn auch etwas beleidigt, fragte: "Genug von mir. Was läuft denn bei euch so? Wir hatten letztes Mal ja kaum Zeit zum reden."
"An wem das wohl lag.", wunderte sich Namjoon in einem ironischen Ton, woraufhin er eine Weintraube an den Kopf bekam.
"Los, Joonie! Erzähl mal von deinem Liebesleben! Wie läuft es mit Chohee? Steht sie immer noch auf dich?"
"Wer?", fragte Namjoon sichtlich verwirrt.
"Na, das Mädchen vom Frühlingsfest! Die dir extra Kirschen gegeben hat.", versuchte Jin ihn aufzuklären.
"Ach die mit den Brüsten, die so groß waren wie Kirschen!", erinnerte sich jetzt auch Jeongguk und bekam sofort einen mahnenden Blick von Jin. Doch auch Namjoon schien sich jetzt zu erinnern, denn etwas blitzte in seinen Augen."Da ist nichts draus geworden. War nicht mein Typ und auch viel zu jung. Ich steh nicht auf Jüngere.", antwortete er nüchtern und steckte sich eine Weintraube in den Mund, während er Jins prüfendem Blick auswich.
"Yah! Nie ist irgendwer dein Typ! Ich weiß noch nichtmal, was dein Typ überhaupt ist. Niemand weiß das, oder du etwa, Jeongguk?"
Angesprochener schüttelte nur den Kopf.
"Siehst du!", sagte Jin triumphierend und blickte seinen Freund an. "Erzähl doch mal. Ich erzähl euch auch alles!"
"Niemand fragt danach.", konterte Namjoon, woraufhin Jin beleidigt die Arme vor der Brust verschränkte. Jeongguk sah Namjoon flehend an. Er solle doch bitte antworten, ansonsten würde Jin sich den restlichen Tag wie eine beleidigte Leberwurst aufführen.
Namjoon seufzte ergeben, bevor er sich zu einer Antwort erbarmte: "Sie sollte...kleiner sein, aber nur ein bisschen. Vielleicht ein, zwei Zentimeter. Schwarze Haare, hübsch wäre nicht schlecht. Und sie sollte gut kochen können, sonst sterben wir beide.", beendete er seine Erklärung mit einem Schmunzeln.
Jeongguk lachte zustimmend. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass Namjoon zwar intelligent war, in der Küche aber ein absoluter Alptraum. Er konnte noch nicht einmal Zwiebeln ordentlich schneiden.
Seokjin jedoch fasste sich ergriffen ans Herz. "Wenn ich ein Mädchen wär, hättest du genau mich beschrieben. Es ist so süß, dass du eine Partnerin suchst, die deinem besten Freund so ähnlich ist.", schwärmte er, ohne zu vergessen, eine besondere Betonung auf die Worte 'bester Freund' zu legen. Auch wenn Namjoon und Jeongguk es wussten, Jin musste klar machen, dass er auf gar keinen Fall schwul war, geschweige denn überhaupt etwas mit einem Mann anfangen würde.
Jeongguk würde seinen besten Freund niemals homophob nennen, denn das war Seokjin auf keinen Fall. Aber als ihm klar geworden ist, das Brüste mal so gar nicht sein Fall waren, hatte er schon Angst gehabt, es ihm zu erzählen. Dass ihre Freundschaft daran zerbrechen könnte, hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht ausschließen können.
Jin hatte sich schon immer ziemlich kühl und distanziert dem Thema Homosexualität gegenüber gezeigt. Er hatte nie direkt etwas bösartiges oder abwertendes gesagt, aber seine Anspielungen waren auch nicht unbedingt subtil. Die Art, wie er das einzige schwule Pärchen an der Schule angesehen hatte oder sein Tonfall, wenn das Thema auch nur angeschnitten wurde, hatten Jeongguk schon immer verunsichert.
Bei Jeongguks Outing vor seinen Freunden war Jin der Letzte gewesen, der es erfahren hatte. Er hatte ihn nicht angeschrien, ihn beleidigt oder die Freundschaft gekündigt, aber der veränderte Ausdruck in Jins Augen und die Worte 'ich werde dich besonders in meine Gebete einschließen' hatten etwas in Jeongguk brechen lassen. Für Jin waren homosexuelle Menschen der Hölle zugeteilt und das galt auch für seinen besten Freund.
Doch Jeongguk gab Seokjin nicht die Schuld. Jins Vater war Pfarrer der örtlichen Gemeinde, weshalb seine Familie als die Kirchen-Kims bekannt war. Jin wurde von klein auf sehr konservativ erzogen und sein Umfeld außerhalb der Familie hatte ihm seine veraltete Einstellung nicht komplett abnehmen können.
Das war auch der Grund für Jins gezwungenes Lächeln, das er trug als er nun auch Jeongguk fragte. "Und, Jeongguk, gibt es in deinem Leben eine neue Person, die du kennengelernt hast?"
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strawberries and cigarettes ᵗᵃᵉᵍᵍᵘᵏ
Hayran Kurgu»But strawberries and cigarettes always taste like you« Risiko. Eines der Dinge, die in Jeongguks Leben nicht existierten. Umso faszinierter ist er, als er auf Kim Taehyung stößt, der das Risiko praktisch verkörpert. Jeongguk sah ihn als seine Chanc...