• sechzehn •

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Finn Morgan

Ich sah Liam an. "Was ist nur los mit mir?", fragte ich und nahm die Tasse Kakao an. "Das kann ich dir sagen, Finnie." Liam lächelte und setzte sich neben mich. "Du hast zum ersten Mal Gefühle entwickelt."

Empört sah ich Liam an. "Wie kannst du so etwas behaupten?!" "Du weißt, ich irre mich selten, mein Spatz. Aber am Samstag hat es zwischen euch gefunkt. Ihr habt mich stundenlang ignoriert. Eigentlich jeden in der Bar, sogar Milo. Ihr habt nur aufgehört zu reden, als ihr neue Getränke bestellt habt."

Stumm trank ich einen Schluck meines Kakaos. "Du hast unrecht", murmelte ich und stellte die Tasse ab. "So, du hast deinen Kakao, jetzt gehen wir schlafen, morgen ist Schule." Liam zog sich aus und legte sich auf das große Bett. "Und ich habe kein Unrecht", fügte er dann noch hinzu.

Seufzend legte ich mich neben ihn. "Du hast unrecht." Liam drehte sich zu mir. "Mag sein, dass ich vielleicht nicht so einen IQ wie du besitze, aber glaube mir, ich sehe, wenn mein bester Freund Gefühle entwickelt. Du bist total verändert. Entspannt, hast nicht mehr das letzte Wort, du bist ausgeglichen. Er hat dich verändert. Zum positiven. Und das alles nur in einer einzigen Nacht."

"Heißt das, ich war vorher unerträglich?" Liam grinste breit. "So kann man es nennen. Aber du bist trotzdem mein bester Freund, Finnie. Und ich würde mich freuen, wenn du nicht einsam sterben würdest."

Stumm schaltete ich das Licht aus und sah ins Schwarze. Alles war bei Liam immer komplett abgedunkelt, kein einziger Spalt Helligkeit war zu sehen. Denn er besaß eine Schlafstörung. Auch nur ein winziges Stück Helligkeit und Liam konnte nicht schlafen.

Mir machte diese totale Finsternis angst, doch ich war froh, dass ich so oft hier sein konnte, deswegen behielt ich es für mich.

Liam war mein Lebensretter. Deswegen sollte ich mich wirklich nicht beklagen.

"Li?", fragte ich leise. "Hm?" "Kannst du mich kurz in den Arm nehmen? Ich weiß, dass du das-" Ich konnte gar nicht zu Ende reden, da hatte er sich schon umgedreht und mich an sich gezogen.

"Jetzt schlaf", flüsterte Liam gegen meine Schläfe und gab mir einen Kuss. Zufrieden kuschelte ich mich an ihn. Im Moment wollte ich einfach nicht alleine sein, wollte nicht an meine Familie denken. "Danke", lächelte ich und schlief recht schnell ein.

***

"Liam! Steh jetzt auf! Wir kommen sonst zu spät!", rief ich böse und zog ihm seine Decke weg.

"Noch fünf Minuten!", maulte er und zog die Beine an seinen Vorderkörper. "Liam!", kreischte ich genervt.

"Ist ja gut, mein Täubchen", murrte er und setzte sich auf. "Aber nur, weil du es bist und du zu deinem Lover musst." "Ich. habe. keinen. Lover!", knurrte ich böse und betonte dabei jedes einzelne Wort.

"Ihr wärt ein süßes Paar." Genervt verdrehte ich meine Augen und verließ Liams Zimmer, lief der langen Treppe hinunter und begrüßte die Angestellten. Im Essbereich stand bereits die Tafel voll- das war völlig unnötig!

Wir waren vier Personen, und es stand einfach mal für ungefähr 20 Leute Essen auf dem Tisch! So eine Verschwendung!

Das war bei Spencers Familie nicht der Fall. Alle waren fürsorglich, die Portionen ausreichend. Alles war dort viel Liebevoller.

Igitt, wurde ich etwa gerade gefühlvoll?!

Das musste aufhören!

"Guten morgen, Finn", erwiderten Liams Eltern. "Guten morgen", lächelte ich und setzte mich. "Kommt Liam auch?" "Ich hoffe es zumindest. Ihn bekommt man ja nur schwer aus dem Bett", antwortete ich und strich über meinen Blazer.

"Das stimmt allerdings. Der Junge hängt nur im Keller herum und spielt", sagte sein Vater kopfschüttelnd.

Na wenn die wüssten, was da unten eigentlich ab ging...

Liam kam Gott sei dank nach einigen Minuten hinunter und setzte sich neben mich.

Dann konnten wir endlich anfangen zu frühstücken.

Wie immer war es still- das war bei Liams Eltern immer so. Am Esstisch wurde nicht geredet, es sei denn es war ein wichtiges Geschäftsessen des Vaters.

Nach zwanzig Minuten war die Stille auch geschafft und wir bekamen unser Essen und unsere Rucksäcke. Wie immer fuhr uns Liams Butler dann zur Schule.

Ich mochte Liams Butler- nur seinen Namen konnte ich weder schreiben, noch sprechen. Er war Ende zwanzig und redete mit uns, als wären wir Kumpel. Nur bei Liam zu Hause musste er sich beherrschen und den Regeln folgen.

"Okay, wir sehen uns in zwei Stunden." Liam wuschelte mir durch meine Haare und verschwand in der Menschenmenge. Ich hasste es. Wir hatten kaum Kurse zusammen.

Ich lief also zu meinem Spind und öffnete diesen, als sich jemand neben mich an den Spind lehnte.

"Hey, Peanut."

Mein Herz pochte kurz schneller- wahrscheinlich Überanstrengung!

"Hey..., Spencer." Kurz sah ich ihn an. "Also wenn du möchtest, kannst du auf den späten Nachmittag vorbei kommen." "Warum?" "Wegen des Projekts?"

Ach stimmte ja. Das Projekt. Warum war ich gerade leicht enttäuscht?!

"Und du kannst auch zum Essen bleiben." "Okay." Ich nahm meine Bücher heraus und schloss die Tür, lief dem Gang entlang.

Spencer folgte mir. "Verfolgst du mich?" "Wir haben jetzt den selben Kurs", erwiderte er grinsend. "Oh, und könntest du mir vielleicht einen Gefallen tun?"

"Kommt drauf an." Skeptisch sah ich zu ihm auf. "Kann ich mir heute deine Notizen anschauen? Ich hänge immer noch ziemlich hinterher und möchte nur ungern wieder von dieser Schule."

"Äh, was soll das heißen?", fragte ich nach. "Meine Eltern nehmen mich von der Schule, wenn ich nicht hinterer komme." Spencer wirkte plötzlich so traurig. "Klar, ich helfe dir", lächelte ich dann.

Warum tat ich das?

Er war mir egal!

"Vielen Dank, Peanut! Du hast was gut bei mir!" Und dann gab mir Spencer James einen Kuss auf die Schläfe und verschwand in der Menge.

Verwirrt blieb ich stehen.

Und dann wurde mir klar, dass er gelogen hatte. Wir hatten Montag früh keinen Kurs zusammen! Ich war nämlich im Französischkurs für Fortgeschrittene!

Also hatte er mich verfolgt und wollte es nicht zugeben!

The Tape ∣ boyxboy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt