Spencer James
"Milo!", rief Kayden kichernd. "Ja, mein Prinz?" Mein Kumpel setzte sich zu ihm. "Liest du mir etwas vor?" "Aber natürlich. Was möchtest du denn lesen? Äh, hören?"
Kayden kicherte. "Der gestiefelte Kater." Da ich neben dem Regal stand, nahm ich das Buch, welches immer in der zweiten Reihe stand, und lief zu den beiden. "Und ich darf wirklich nicht bei euch schlafen?" "Wie schon gesagt, wollen wir noch etwas reden. Und du brauchst deinen Schlaf."
"Am Ende redet ihr sowieso nur über hübsche Jungs." Leicht lächelte ich. "Unter anderem." Kayden rückte sich in seinem Bett zurecht und kuschelte sich dann an Milo. Er hatte ihn wirklich lieb gewonnen!
Und es freute mich, dass Milo meinen Bruder auch gern hatte. Noch nie hatte sich Kayden mit einem meiner damaligen Freunde verstanden. Vielleicht lag es auch daran, dass sie keine Rücksicht auf Kayden genommen hatten.
Kayden wollte nie bemitleidet werden. Er wollte immer normal behandelt werden, mit der Bedingung, dass sein Umfeld ordentlich und sauber war. Und meine Freunde hatten dies nie verstanden. Die Einen hatten ihn immer bemitleidet, die Anderen waren unordentlich und ließen alles herum liegen. Ich war froh, sie alle loszuhaben. Auch, wenn es nur wegen dem Video war.
Milo las fleißig aus dem Buch vor, während Kayden sich mit seinem Plüschhasen schon in die Decke gekuschelt hatte und den Kopf auf Milos Brust gelegt hatte. Seine Augen waren geschlossen.
Ich konnte mir vorstellen, dass dieser Tag für Kayden anstrengend gewesen sein musste, denn Milo hatte ihn hin und her gescheucht.
Nach einigen Minuten hörte Milo auf zu lesen und strich meinem Bruder durch die Haare. "Er ist ja schon eingeschlafen", lächelte er und stand vorsichtig auf. "Ja, das geht relativ schnell bei ihm." Ich deckte meinen Bruder zu und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
Gemeinsam verließen wir das Zimmer und betraten meins. "Ich habe solchen Hunger!" Milo ging zum Schreibtisch und schnappte sich ein Stück kalte Pizza von vorhin. "Ihr seid mit dem Geschichtsprojekt schon voll weit", meinte er mit vollem Mund. "Wir haben nicht mal angefangen", fügte er grinsend hinzu.
"Tja, das ist eben Finn Morgan", grummelte ich und zog mir mein Shirt und meine Jeans aus. Dann legte ich mich in mein Bett. "Du hast einen tollen Körper. Trainierst du?" "An meiner alten Schule habe ich immer getanzt. So Breakdance und sowas alles", lächelte ich. "Außerdem mag ich Sport. Wieso haben wir eigentlich kein Sport?"
"Du Dummerchen, das kannst du doch als Wahlfach nehmen", lachte Milo und setzte sich neben mich. Ich zuckte mit den Schultern. "Zu spät. Den Zettel habe ich vorhin abgegeben", grinste ich. "Was hast du genommen?" "Musik." Milo nickte. "Gute Wahl. Ich singe meist nur im Background und tanze eher. Wenn du wirklich tanzen kannst, wird der Lehrer auch nichts sagen. Wir fahren sogar zu Meisterschaften, ist das nicht cool?"
Sprachlos sah ich Milo an. "Wie bitte? Meisterschaften?" Er nickte. "Dieses Jahr findet das Finale in New York statt. Mega abgefahrene Stadt, sage ich dir. Unser Ziel ist es, ins Finale zu kommen." Ich blieb stumm. Diese Schule nahm das alles ja verdammt ernst!
"Keine Angst, das ist alles gar nicht so schlimm, wie es sich anhört." Milo fuhr mir durch meine Haare. "Und du hast ja mich." Leicht nickte ich. "Wenigstens etwas." "Und unsere Truppe ist auch voll cool. Wie so eine kleine Familie."
"Werde ich ja dann nächste Woche sehen." Milo aß noch ein letztes Stück Pizza, dann zog er sich aus und legte sich zu mir. "Ich mag es hier."
***
"Hast du fertig gepackt?", fragte ich meinen kleinen Bruder. "Ich denke schon." Kayden nahm seinen Rucksack und kam zu mir. "Ich habe Kleidung zum schlafen und für morgen. Außerdem meinen Hasen und Schoki für Mac." Dann lief er zurück zu seinem Regal. "Mac möchte bestimmt UNO spielen", lächelte mein kleiner Bruder und packte die Spielkarten ein.
"Na dann los. Sie wartet bestimmt schon", lächelte ich und wir beide liefen der Treppe hinunter.
"Milo?", rief ich fragend. Gerade eben stand er noch hier im Flur! "Komme!" Mein neuer Freund kam fertig angezogen zu uns- mit zwei Brötchen in der Hand.
"Du bist nur am fressen. Bei dir kann man das schon gar nicht mehr essen nennen", lächelte ich. "Ich hatte eben Hunger!" "Hast du immer", erwiderten Kayden und ich gleichzeitig.
Kayden nahm seine Brille, setzte diese auf, dann befestigte ich seine Blindenbinde am Arm und gab ihm seinen Stock.
Zu dritt verließen wir das Haus. "Ich kenne den Weg zu Mac auswendig", erklärte Kayden Milo. "Und trotzdem muss ich immer den Stock nehmen."
"Nun, das ist zur Sicherheit, mein Prinz. Falls doch mal ein Hindernis im Weg ist." Ich nickte. "Ganz genau."
Da schönes Wetter war, ließen wir drei uns Zeit und kamen erst nach 20 Minuten bei Mackenzies Familie an.
"Das ist Kayden!", hörten wir Mackenzie aufgeregt hinter der Tür schreien, dann öffnete sie die Tür. "Kayden?!" "Mac!", grinste mein Bruder und ließ seinen Stock fallen, um seine beste Freundin zu umarmen.
Lächelnd hob ich den Blindenstock auf. "Hey, Mackenzie", lächelte ich. "Hey." Dann hüpfte die Kleine auf und ab. "Ich habe neue Hörspiele bekommen!", rief Mackenzie. "Und ich habe ein neues Kartenspiel!" Beide rannten weg.
Lachend kam ihre Mutter zu uns. "Danke, dass du auf ihn aufpassen kannst", lächelte ich Sheila an. "Immer gerne. Wie läuft es auf deiner neuen Schule?"
Milo umarmte mich treudoof. "Ich bin sein neuer bester Freund!", grinste er, weshalb ich leicht lachen musste. "Ja, das ist Milo", lächelte ich. "Und sonst läuft es ganz okay. Ist halt eine neue Schule", fügte ich hinzu.
"Das freut mich zu hören. Wollt ihr rein kommen?" "Äh, nein, danke. Wir müssen noch einiges erledigen." Ich überreichte Sheila Kaydens Blindenstock. "Okay, dann beim nächsten mal."
Wir verabschiedeten uns und machten uns zurück auf den Heimweg. "Hast du schon eine Idee, was du anziehst?", fragte Milo mich. "Jeans und T-Shirt, schätze ich."
Milo sah mich empört an. "Was denn? Du willst einen Typen, nicht ich", lachte ich. "Trotzdem. Ich durchsuche dann mal deinen Schrank."
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The Tape ∣ boyxboy ✔️
Romance"Kein normaler Mensch setzt sich freiwillig eine Dreiviertelstunde in einen stinkenden Bus, um in eine Schule am anderen Ende der Stadt zu gehen. Du hast ein Geheimnis und ich finde heraus, was es ist. Niemand wechselt einfach so mitten im Schuljahr...