Spencer James
"Ja, wir haben ihn abgesetzt. Er war beleidigt, aber hat es verstanden", antwortete ich Dad und schloss die Haustür zwei Mal zu.
"Okay, wer ist noch bei dir?", fragte Dad dann. "Äh, Finn", erwiderte ich. "Der Finn? Ich dachte, ihr könnt euch nicht leiden." "Naja da können wir noch an dem Projekt arbeiten. Milo braucht Zeit für sich."
"Alles klar. Viel Spaß beim arbeiten." Dad sagte es breit grinsend, das hörte ich, weshalb ich meine Augen verdrehte. "Jaja, grüß Mum von mir und wehe, sie ist schlimmer verletzt, als du meintest", murmelte ich und legte auf.
"Hast du Hunger?", fragte ich dann Finn Morgan. "Hm, schon ein bisschen." "Okay."
Ich lief in die Küche und durchsuchte die Schränke. "Also von all dem, was wir da haben, kann ich uns Spaghetti machen." "Klingt gut."
Also holte ich einen Topf heraus und ließ ihn mit Wasser voll laufen, stellte ihn auf die Herdplatte. Dann nahm ich eine Packung Tomatensoße. "Eigentlich stehe ich nicht auf das fertige Zeug, aber ich kann keine selbst kochen, dafür bin ich zu blöd. Da kaufen mir meine Eltern immer das fertige Zeug, für so einen Notfall wie diesen, verstehst du?"
"Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen." Ich drehte mich um und sah Finn Morgan an. "Ich weiß", meinte ich.
"Trinkst du Wein?" "Ich denke schon..." Ich zog eine Augenbraue hoch, nahm dann zwei Weingläser aus dem Schrank und eine Weinflasche aus dem Flaschenhalter.
Diese öffnete ich und schenkte uns beiden ein. "Wir haben allerdings nur Rotwein. Weißwein eher selten, eigentlich nur zum kochen." Ich stellte die Gläser ab und setzte mich gegenüber von Finn Morgan.
"Warum tust du das?", fragte er mich. "Warum tue ich was?" "Das alles hier. Nett sein, und sowas."
"Weil ich dich kennenlernen möchte. Oder darf ich das nicht?" Ich legte meine Hand auf seine. "Doch, schon..., aber wäre es denn dann auch mehr?", stotterte Finn Morgan.
"Wäre es denn schlimm?", stellte ich die Gegenfrage. "Ich weiß nicht. All die Jahre war ich mir so sicher, dass ich Asexuell bin. Und dann kommst du!"
"Asexuell heißt nicht gleich, dass du auf kein Geschlecht stehst." Ich stand auf und schüttete die Spaghetti in das kochende Wasser, drehte mich um, als Finn Morgan plötzlich vor mir stand, weshalb ich zusammen zuckte.
"Ich bin verwirrt." Da er um einiges kleiner als ich war, setzte ich mich und zog ihn zwischen meine Beine. "Das darfst du auch sein. Das ist völlig okay für mich."
Finn sah mich an. "Aber ich war nie verwirrt! Alles beruht auf Fakten, Statistiken und Studien!" "Gefühle nicht. Für Gefühle gibt es keine genaue Wissenschaft."
"Das sollte es aber!" Ich grinste. "Beenden wir das Thema. Geh in mein Zimmer und zieh dir bequeme Sachen an, damit du aus der Uniform kommst. Nicht, dass sie noch schmutzig wird."
Finn Morgan nickte leicht und verließ die Küche. Ich stand wieder auf und schaltete die Herdplatte für die Tomatensoße an.
Gedankenverloren rührte ich die Soße um, als Finn Morgan wieder neben mir erschien.
Er trug einen schwarzen Nike-Hoodie und eine meiner alten Jeanshosen. "Wieso hast du eigentlich immer deine Uniform an?", entschied ich mich dann zu fragen.
Finn Morgan nahm etwas aus dem Gewürzregal und kippte grünes Zeug in die Soße, nahm mir den Kochlöffel aus der Hand und schob mich beiseite.
"Es fühlt sich dann so an, als wäre ich jemand." Stirnrunzelnd sah ich ihn an. "Aber du bist doch jemand." "Da irrst du dich."
Ich umarmte Finn Morgan von hinten. "Du bist Finn Morgan, 16 Jahre alt, ein Genie mit einem unglaublichen IQ, könntest die Schule schon längst abgeschlossen haben, kannst alles studieren, was du willst. Du bist jemand. Jemand ganz besonderes namens Peanut das Genie." Ich legte meinen Kopf auf seine rechte Schulter und schielte zu ihm.
Finn Morgan lächelte leicht. "Ich bin mir sicher, du wirst mal Präsident der Vereinigten Staaten."
"Jetzt übertreibst du aber!" Doch der Kleine konnte nicht aufhören zu grinsen. "Dir gefällt's."
Ich stellte die Herdplatten aus. "Lass uns essen und dann einen Film schauen, oder so." Finn nickte. Also holte ich zwei Teller aus dem Schrank, gab diese Finn, und deckte dann die Kücheninsel.
"Wann bekomme ich dich eigentlich mal in deinen privaten Klamotten zu sehen?" "Kannst du es bitte Kleidung nennen?", fragte er seufzend. "Nö. Beantworte meine Frage." Ich nahm die Teller und stellte sie auf der Marmorplatte ab, setzte mich anschließend.
"Ich trage nicht gerne meine Klamotten." "Wieso? Sind Sie Dir zu edel?", fragte ich grinsend. "Nein. Sie sind alt. Ich kann mir keine Neuen leisten." Finn flüsterte es kaum hörbar.
"Das verstehe ich nicht", erwiderte ich. "Du hast doch Eltern und-" "Wir sind nicht reich", antwortete Finn Morgan mit harter Miene. "Ich bin nur auf dieser Schule, weil ich ein Stipendium bekommen habe. Und ich kann nur studieren, wenn ich in jedem Fach auf A stehe und wieder ein Stipendium bekomme. Und ich will es. Ich will studieren, Spencer. Ich muss einfach!"
Finn Morgan seufzte dann und wurde etwas ruhiger. "Der Grund, warum ich keine Klassen übersprungen habe, ist, dass ich nicht für mich hätte sorgen
können. Ja, ich hätte mit 13 die Schule beenden können, aber niemand darf einen 13 jährigen einstellen. Also mache ich normal weiter, wie jeder andere. Damit ich ausziehen kann, wenn ich die Schule beendet habe. Damit ich endlich von dieser Familie Abstand nehmen kann."Finn Morgan nahm einen Schluck des Weines. "Ich sehe meine Eltern nur alle vier bis sechs Wochen, den Rest über wohne ich bei Liam. Und ich bin ihm so verdammt dankbar", murmelte Finn und fing an zu essen.
Ich wusste nicht, was ich auf all das antworten sollte. Ich hatte viele Fragen, doch traute mich nicht, diese zu stellen. Einerseits war Finn wütend, auf der anderen Seite jedoch verletzt und irgendwie traurig.
"Du kannst dich über deine Familie glücklich schätzen. Bei Liam geht alles nur über Butler und Dienstmädchen. Aber egal. Lass uns das Thema wechseln, sonst verderbe ich noch den schönen Abend."
So, jetzt habt ihr ein kleines bisschen über Finn erfahren können. 😇
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The Tape ∣ boyxboy ✔️
Roman d'amour"Kein normaler Mensch setzt sich freiwillig eine Dreiviertelstunde in einen stinkenden Bus, um in eine Schule am anderen Ende der Stadt zu gehen. Du hast ein Geheimnis und ich finde heraus, was es ist. Niemand wechselt einfach so mitten im Schuljahr...