• zehn •

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Finn Morgan

"Du ziehst das jetzt an!", befahl mir Liam streng. "Nein", weigerte ich mich. "Doch! Wir gehen jetzt in diese Bar!" "Ich bin weder Homo-, noch Heterosexuell! Versteh das doch endlich! Ich bin Asexuell!" "Finn! Ich kenne dich seit Jahren! Bitte tu' mir diesen Gefallen und komm mit. Bitte!"

Erneut wollte ich dagegen protestieren, doch es hatte eigentlich keinen Sinn, sich mit Liam zu streiten, weshalb ich widerwillig nickte.

Zufrieden nickte er und übergab mir seine Kleidung, welche ich anzog. "Und außerdem bedeutet Asexualität nicht gleich, dass du auf kein Geschlecht stehst", fügte er noch hinzu.

Bissig sah ich ihn an und begutachtete die Kleidung an mir genauer. Es war eine enge, schwarze Jeans und ein wirklich sehr teures Hemd in grün. Liam meinte immer, es passte zu meinen Augen. Er mochte es, wenn ich es trug.

"Endlich hast du mal nicht die Schuluniform an." Zufrieden nickte Liam. "Ich mag die Uniform", murmelte ich. "Jaja, ich weiß schon."

Mein bester Freund schubste mich aus seinem Zimmer. "Einmal ins Badezimmer." Stumm lief ich in dieses gigantische Bad und sah Li an. "Jetzt style ich noch deine Haare."

Während er meine Haare kämmte und stylte und keine Ahnung, was er da tat, begutachtete ich ihn wie immer. Seine braunen Haare waren schon wieder etwas gewachsen, waren verwuschelt und doch glänzten sie. Seine braunen Kulleraugen huschten hin und her- er war total auf meine Haare fixiert. Und wie immer biss er sich auf seine Unterlippe. Wir waren ungefähr gleich groß, Liam war vielleicht zwei oder drei Zentimeter größer gewachsen.

"Wieso tust du das eigentlich?", fragte ich ihn. "Was meinst du?" "Wieso tust du das alles für mich?" Liam lächelte. "Weil ich der Einzige bin, der über deine beknackte Familiensituation bescheid weiß, ich dich als meinen besten Freund liebe und möchte, dass du abschaltest. Ich verurteile dich nicht für das, was du erlebt hast. Denn dafür kannst du nichts. Amerika ist bloß zu dumm, um das zu raffen."

Seufzend umarmte ich ihn, schloss meine Augen. "Oh." Liam legte überrascht seine Arme um mich. "Schon gut, Kleiner." Bei ihm konnte ich Ich sein. Liam war ein Meister in Sachen Technik- er hatte einfach alles über mich und meine Familie heraus gefunden und es störte ihn daran nichts. Einfach gar nichts!

"Ich mag deine Umarmungen. Aber leider bekomme ich die viel zu selten." Liam drückte mich ganz fest an sich, damit ich nicht abhauen konnte. "Aber wir sollten langsam los gehen." Mein bester und einziger Freund ließ mich los und sah mich zufrieden an. "Hoffentlich werde ich nicht angemacht."

"Warum willst du eigentlich in eine Schwulenbar?" "Weil du schwul bist, Finnie." "Aber ich bin nicht-" "Jaja, ich kenne dich doch aber viel besser", grinste er und zog mich aus dem Badezimmer.

***

"Oh man! Wieso hast du mir nicht gesagt, dass diese Bar am anderen Ende der Stadt ist?", maulte ich, als wir aus dem Auto ausgestiegen waren. Der Fahrer wendete bereits und fuhr zurück zu Liam nach Hause.

"Weil du dann nicht mit gekommen wärst. Außerdem ist das die einzige Bar, die einmal im Monat auch für Minderjährige geöffnet hat." Genervt betrat ich mit Liam die Bar.

Es war relativ leer. Der Barkeeper lächelte uns freundlich zu, dann gab es noch um die zehn anderen Jungen. "Können wir nicht wieder gehen?" "Nein." Liam zog mich an die Bar und setzte mich auf einen der Barhocker. "Hier gibt es Millionen von Bakterien", grummelte ich. "Das ist alles irrelevant. Du kannst dich hiervor nicht drücken."

Liam bestellte uns zwei Cola. "Ich trinke aber nur Wasser. Das weißt du!" Mein bester Freund verdrehte seine Augen. "Heute nicht. Und jetzt sei bitte etwas lockerer, sonst verschreckst du alle deine Typen." "Ich will hier aber nicht sein!" Der Barkeeper stellte uns die Gläser hin.

Er war hübsch. Schwarze Haare, ein leichter Bart, gut gebaut. Er trainierte anscheinend. Seine Augen wirkten fast schwarz, als hätte er keine Seele. Im Inneren wusste ich, dass ihm etwas schreckliches passiert sein musste.

"Hör auf, die Leute immer zu analysieren!" Liam drehte meinen Kopf herum, damit ich ihn ansah. "Hier ist keine Gefahr, okay? Du musst dir das abgewöhnen!" Leicht nickte ich, doch wir beide wussten, dass ich das niemals schaffen würde.

Nach und nach wurden es immer mehr Leute. Nach meiner dritten Cola betraten Milo und der Neue die Bar. "Der hat mir gerade noch gefehlt", seufzte ich, weshalb sich Liam zur Tür drehte. "Oh cool! Hey Milo!" Liam winkte freudestrahlend, weshalb die beiden zu uns kamen.

"Was macht ihr denn hier?", fragte Milo. "Ich will beweisen, dass unser kleiner Finnie auf ein Geschlecht steht", grinste Liam. "Und ihr?", fragte er dann. "Ich bin eigentlich nur wegen dem Barkeeper hier. Er soll gutaussehend, schwul und Single sein", grinste Milo und stellte sich neben mich, schaute über den Tresen.

"Oh mein Gott, dieser Hintern!", flüsterte er dann, als er den Barkeeper begutachtete. "Bunny, ich werde gerade so geil auf diesen Mann, den muss ich kennenlernen!" Milo klopfte auf die Schulter des Neuen und ging in eine andere Ecke, wo der Barkeeper stand. Und so, wie ich Milo kannte, ging er gleich in die Vollen.

"Wieso nennt er dich Bunny?", fragte Liam ihn. "Oh, und ich bin übrigens Liam." "Ich bin Spencer und ich habe keine Ahnung, warum er mich immer so nennt." Spencer setzte sich zu uns- jetzt war mein Abend endgültig gelaufen.

"Ich gehe mal eine rauchen. Bis gleich." Liam stand auf und ließ mich mit dem Typen auch noch alleine.

Danke für nichts, Liam!

"Das überrascht mich jetzt irgendwie, dass er raucht", erwiderte der Neue und sah mich an. "Wieso?" "Ich dachte, an eurer Schule sind nur brave Buben."

"Glaub mir, Liam ist alles andere als brav. Er ist ein Hacker, raucht, bricht Regeln und all den Kram."

Ich musterte Spencer. Er wurde nervös. Natürlich hatte er ein Geheimnis. Und er musste in irgendeinem System zu finden sein, sonst wäre er nicht so nervös.

Doch dann entspannte er sich wieder. "Du trägst ja mal keine Uniform." Leicht lächelte er. "Es steht Dir." Überrascht sah ich ihn an.

War das etwa gerade ein Kompliment? Von Spencer James? An mich?

"Äh, Danke. Sind Liams Sachen", murmelte ich leiser und strich über mein Hemd.

"Ich spare mir jetzt die Frage dazu. Du würdest sowieso nicht antworten." Da hatte er recht.

Ihr habt gewonnen. Es wird eine Milo Story geben.💥

The Tape ∣ boyxboy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt