Kapitel 9

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"Ich muss zu meiner Mutter", sagte ich mit tränenverschleiertem Blick.

"Okay." Max versuchte ruhig zu wirken, doch ich spürte wie aufgebracht er war.

Also ging ich mit zielstrebigen Schritten auf das Zimmer von Daniela zu, öffnete die Tür und trat ein.

Da lag sie. Meine Mutter. Sie lag im Sterben.

Wieder strömten die Tränen über meine Wangen und ich wischte sie mir wütend weg.

Ich setzte mich an ihr Bett. Ihre Augen waren geschlossen. Wahrscheinlich schlief sie, aber ich redete trotzdem mit ihr, in der Hoffnung sie würde meine Worte aufnehmen, vielleicht sogar hören.

"Mum?", flüsterte ich. Ich streckte die Hand nach ihr aus und streichelte kurz ihre Haare. Sie sah so friedlich aus.

"Mum, ich will nicht, dass du mich alleine lässt. Ich brauche dich. Du hast mir immer Halt gegeben, mich immer ermutigt, Dinge zu tun, vor denen ich Angst hatte. Etwas Neues auszuprobieren."

Ich lächelte bei der Erinnerung.

"Du hast mir doch immer erzählt, wie sehr du Oma werden willst. Hast mich immer dazu gedrängt. Hast immer gesagt, Rosie, gründe bitte eine große Familie. Denn du selber wolltest immer eine größere Familie. Aber es hat einfach nicht mehr geklappt. Und damit hast du mich immer genervt. Aber jetzt wünsche ich mir nichts anderes, als, dass es wieder so wie vorher ist."

Ich schluchzte.

"Du bist ein toller Mensch, Mama. Du wolltest immer das Beste für mich. Du wolltest alles immer toll machen, und obwohl du auch Fehler gemacht hast, bist du für mich die beste Mutter auf der Welt. Ohne dich wird alles so anders sein, so leer. Du fehlst mir schon jetzt."

Ich überlegte. Wie konnte ich das nur denken?

"Nein! Mum, du wirst nicht sterben. Du bist stark! Du schaffst das. Das ist zu früh. Das darf noch nicht dein Ende sein. Das ist nicht dein Ende!", sagte ich mit fester Stimme.

Dann nahm ich ihre Hand.

"Ich liebe dich, Mama. Vergiss das nicht! Im Himmel. Wenn es geht, dann beobachte mich von dort oben."

Wieder machte ich eine Pause.

"Das erinnert mich daran, als du mir erzählt hast, dass du, als deine Mutter gestorben ist, an deinem Geburtstag immer auf ihren Anruf gewartet hast. Der kam nie. Aber ich bin sicher, wenn sie es gekonnt hätte, hätte sie es gemacht."

Ich blieb noch lange dort sitzen.

Irgendwann kam eine Krankenschwester herein und bat mich, herauszugehen, aber ich weigerte mich, denn ich wollte Daniela nicht alleine lassen.

Als ich zu ihr gekommen bin, hatte sie kurz die Augen geöffnet, sie war noch am Leben gewesen. Dann war sie eingeschlafen.

Am nächsten Tag war ich immer noch da, ich war anscheinend auf dem Stuhl eingeschlafen. Eine Krankenschwester sagte mir, dass Bart und Tom auch hier gewesen waren, dann aber nachhause gefahren sind. Ich sollte den Bus nehmen.

Am Nachmittag kamen die Ärzte herein.

Gott sei Dank war der Oberarzt nicht dabei.

"Ihre Mutter wird nicht mehr aufwachen. Es tut uns schrecklich leid."

Und diese Worte gaben mir den Rest, denn ich spürte wie mir schwindelig wurde und ich das Bewusstsein verlor...

Es war kein UnfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt