In einer anderen Welt

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Meine Gedanken am nächsten morgen, fingen sofort an die Gedanken von gestern wieder aufzugreifen. Kostas, ging es ihm gut? Lebte er überhaupt noch...? Ich konnte nicht anders, ich musste zu ihm. Dieses Gefühl etwas nicht unter Kontrolle zu haben, ich hasste es einfach. Ich konnte nichts für Kostas tun... Nichts was auch nur irgendwie von Bedeutung war. Ich musste zusehen was passieren würde und das machte mich wahnsinnig.

Im Krankenhaus angekommen stolperte ich sofort voller Angst zu dem Zimmer in dem Kostas wohl lag und um sein Leben kämpfte. Wegen mir, alles wegen mir und weil ich so egoistisch gewesen war... Ich hasste mich, aber das brachte Kostas jetzt auch nichts mehr. Ich musste jetzt für ihn da sein, wenigstens jetzt, weil ich es vorher nicht war. Ich erkundigte mich sofort ob es etwas neues gab, doch die Ärzte meinten das er wohl nicht mehr lange zu leben hätte, würde kein Wunder geschehen, er wachte einfach nicht aus seinem Koma auf, egal was versucht worden war. Gestern gab es als es anfing zu piepsen ein kurzes Lebenszeichen von ihm, doch die Ärzte hatten es nicht geschafft ihn aus seiner Welt wieder in unsere zu bringen. Ich saß neben seinem Bett und schluchzte. Bitte nicht Kostas, bitte tu mir das nicht an... bitte nicht. Ich war wohl auf dem Boden eingeschlafen, denn ich wurde erst wieder in die Realität geholt als ein Mann im weißen Kittel den Raum betrat. Er sah mit ernster Miene zu Kostas und prüfte etwas an seinen Kabeln und den Geräten mit dem Monitor. "Er wird nicht mehr lange zu leben haben, es tut mir aufrichtig leid" hörte ich ihn sagen während meine Augen sich mit Tränen füllten. Es konnte einfach nicht wahr sein. Ich würde ihn schon jetzt wieder verlieren, wo wir uns gerade erst wirklich begegnet waren. Ich weinte, ich vergaß alles, ich schluchzte, ich kauerte am Boden und konnte dennoch nur an Kostas denken. Mein Koschti... Das dumme Gerät sollte einfach nochmal piepsen. Jetzt sofort. Und die Ärzte sollten Kostas zurück holen. Jetzt sofort. Doch so einfach ging das nicht, das wusste ich ganz genau, ich wollte mir aber einreden das es so einfach war. Naja ich wollte nicht, ich konnte nur nicht anders. Ich blieb Tag und Nacht bei Kostas. Und dachte nach. Über ihn, über mich, über uns... Ich liebte ihn, ich brauchte ihn. Ich ging wieder an zu schluchzen als mir etwas auffiel. Etwas war anders als gerade eben, irgendetwas, auch wenn es noch so klein war. Ich bemerkte es. Dann nach einer halben Minute fiel es mir wie Schuppen von den Augen, natürlich ich hörte etwas leise Töne machen, es war das gleichmäßige piepsen von vor 4 Tagen, nur kaum hörbar und sehr stumpf. Ich alarmierte sofort Ärzte. Vor Aufregung fing ich an zu zittern, ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, nach der Diagnose der Ärzte müsste Kostas seit drei einhalb Stunden von uns gegangen sein, doch ein letztes Fünkchen Hoffnung blieb, ein letztes Fünkchen leben in meinem besten Freund. Ich lief den Gang auf und ab. Immer schneller, dann wieder langsamer, ich war in Gedanken versunken. Alles drehte sich um mich herum. Wie groß war die Chance für Kostas zu überleben? Das piepsen war beinahe unmerklich gewesen, beim letzten Mal war es deutlich stärker und dennoch hatten die Ärzte Kostas nicht retten können. Für einen Moment ließ ich den Kopf hängen aber ich musste kämpfen! Mit Kostas. Für Kostas. Nach 7 Stunden purer Panik, Verzweiflung, Angst, Hoffnung, Neugier, Vorfreude, Trauer und Reue kam ein Arzt auf mich zugeeilt. Er setzte sich mir gegenüber und atmete schwer. Ich sah ihn erwartungsvoll an, doch er machte keine Anstalten mit mir zu sprechen. W - Wie - Wie geht es ihm? Stotterte ich leise. Da wendete der Arzt seinen Blick zum ersten Mal zu mir, "wir haben es geschafft ihn fürs erste zu sichern." Fürs erste? Ich biss mir auf die Unterlippe.  Ja er ist noch instabil, jederzeit könnte er wieder in Ohnmacht fallen. Kann ich zu ihm? Ich starte hoffnungsvoll in Richtung Tür. "Ja". War die knappe Antwort des Doktors. Sofort sprang ich auf und drückte die Türklinke leise nach unten, es war still im Zimmer. Kostas Augen waren geschlossen. Ich kniete mich an sein Bett und streichte vorsichtig über seine Hand. Alles wird gut, flüsterte ich ruhig. Ich bemerkte wie sich Kostas Gesicht ein wenig bewegte, ein Lächeln überkam meine Gesichtszüge. Er war am Leben. Da sah ich wie sich in Zeitlupe eines von seinen Augen öffnete. "Mik" hauchte er. Es war nicht einmal ein flüstern, so leise und gebrochen klang es. Dann war es wieder still und sein Auge schloss sich wieder. Es reichte mir das er wusste das ich bei ihm war. Er wusste das ich für ihn da war. Jetzt, wo er es brauchte.  Ich hielt seine Hand fest in meiner und drückte sie sanft. Mit meiner anderen Hand strich ich ihm vorsichtig über die Wange und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn. Ich blieb bei ihm und kurz bevor ich an sein Bett gelehnt einschlief flüsterte ich ihm ein "ich hab dich lieb" ins Ohr.

Where are you now? || KostoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt