Verzweifelt suche ich meine Schlüssel. Ich hatte schwören können, dass ich sie heute Morgen eingepackt hatte. Na, wer sagt’s denn. Ich ziehe mein schweres Schlüsselbund aus der Tasche und schließe auf. Mum und Dad sind arbeiten, was für mich erstmal sturmfrei heißt. Ich werfe meine Schultasche in eine Ecke, ziehe Schuhe und Jacke aus und stapfe zum Telefon. Avery war heute nicht in der Schule gewesen und übers Handy war sie auch nicht zu erreichen. Ich wähle ihre Nummer, die ich nach fast zwei Jahren Beziehung auswendig konnte und halte mir den Hörer ans Ohr. Das Freizeichen setzt ein und ich trommele mit meinen Fingerspitzen auf dem Holz der Kommode im Flur. Nachdem es einige Male tutete, setzte der Anrufbeantworter ein. Super. Ich hinterlasse keine Nachricht, sondern stelle das Telefon zurück in die Station und seufze.
Sie war in den letzten Tagen sehr zurückgezogen und hat kaum geredet oder gegessen.
Mein Weg führt mich ins Wohnzimmer, wo ich den Fernseher einschalte und mich auf die Couch schmeiße. Gelangweilt von jedem Sender, auf dem auf irgendeine Art immer das gleiche kommt, zappe ich auf einen Sportkanal, wo Amerikanische Mannschaften gegeneinander spielen. Die Logik, warum Amerikanische Teams in Irland ausgestrahlt wurden, weiß ich nicht. Mitten im Spiel beschließe ich, mir etwas zu essen zu machen, da sich mein Magen auch schon durch lautes grummeln gemeldet hatte.
In der Küche öffne ich den Kühlschrank, in der Hoffnung etwas Gescheites zu finden, aber der Kühlschrank macht mir einen Strich durch die Rechnung. Neben dem Kühlschrank mache ich Obst ausfindig und beschließe, einen Obstsalat zu machen.
Nachdem ich die Früchte kleingeschnitten habe, tue ich es in eine Schüssel und gebe Joghurt obendrauf, den ich bei durchwühlen des Kühlschranks gefunden hatte.
Mit voller Schüssel in der einen und einem Löffel in der anderen Hand, setze ich mich wieder aufs Sofa und esse still vor mich hin, während ich den Kommentaren des Moderators lausche.
Die Buffalo Bills gewinnen mit sieben Punkten Vorsprung gegen die Miami Dophins. Ich nehme die leere Schüssel und schalte den Fernseher aus, danach gehe ich in die Küche und spüle die Schüssel. Als ich sie wieder im Schrank verstaut hatte, gehe ich in mein Zimmer, lege mich aufs Bett, schnappe meine Gitarre und spiele ein paar Akkorde. Die Akkorde gehen in ein Lied über, das zu einem von Avery’s Lieblingsliedern gehört.
Ich spiele noch eine Weile, bis ich erneut versuche, Avery zu erreichen. Sie war weder auf Whatsapp online, noch ging sie ans Handy. So langsam mache ich mir große Sorgen und fasse kurzerhand den Entschluss, zu ihr zu fahren. Behutsam stelle ich die Gitarre in ihren Halter und gehe in den Flur. Schnell ziehe ich mir meine Schuhe an. Noch bevor ich den zweiten Schuh richtig anhabe, ziehe ich meine Jacke über und setze mir eine Cap auf. Dann half ich meinem Fuß richtig in den Schuh und werfe einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel, bevor ich die Haustür öffne und einen halben Herzinfarkt bekomme. Mum steht vor der Tür und wollte grade aufschließen.
„Kein Grund mich anzuschreien, Niall“ Mum schmunzelt und ich grinse nur leicht. Aber es macht den Anschein, dass nicht nur ich mich erschrocken habe. Ich nehme ihr die Einkaufstüten ab und helfe, die ganzen Sachen zu verstauen. Nach getaner Arbeit, steuere ich wieder die Tür an.
„Wo willst du denn noch hin?“, wollte Mum wissen. Ich bleibe stehen und recke meinen Kopf um die Ecke zur Küche.
„Zu Avery“, antworte ich knapp und setze meinen Weg fort, doch Mum’s Stimme lässt mich innehalten.
„Warte kurz, Liebling.“ Sie kommt zu mir und überreicht mir einen Briefumschlag.
„Er ist von Avery an dich.“ Ich starre den Umschlag an, lese meinen Namen, den sie mit geschwungener Schrift auf die Vorderseite geschrieben hat. Als i-Punkt hat sie ein kleines Herz gemalt.
Bevor ich mich ins Zimmer verkrümle, ziehe ich Jacke, Cap und Schuhe wieder aus.
Ich drehe den Brief einige Male in meinen Händen, ehe ich mich auf den Rücken lege und ihn vorsichtig öffne.
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jaa das war das 1. Kapitel. ich würde mich sehr über votes und kommentare freuen <3
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Eleven [*Abgeschlossen*]
FanfictionEs fühlt sich komisch an, ihre Briefe in meinen Händen zu halten, wo ich doch weiß, dass das alles ist, was mir je von ihr bleibt. © Neverland3r 2014