Es hat angefangen zu regnen, als ich das Schulgebäude erreiche. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wie ich da reinkommen soll, als mir plötzlich etwas Silber glänzendes ins Augen fällt. Ich bücke mich und hebe den Schlüssel auf, der zwischen zwei Steine geklemmt ist. Ich drehe ihn zwischen meinen Fingern und stecke ihn dann ins Türschloss vor mir, doch er passt nicht. Ich gehe ums Gebäude und probiere den Schlüssel an jeder Tür aus, die ich finde, bis er endlich passt und ich eintreten kann.
Ich befinde mich am Hinterausgang der Cafeteria. Sie wirkt so anders, wenn keiner hier ist. Ich durchquere und verlasse sie, dann steige ich die Treppen empor in den dritten Stock. Dort befindet sich mein Schließfach. Auf dem kurzen Stück zwischen Treppe und Schließfach, höre ich den Wind durch ein gekipptes Fenster heulen. Ich komme mir vor, wie in einem Horrorfilm. Vor meinem Schließfach stehen, atme ich tief durch, bevor ich meine Zahlenkombination eingebe und das Schloss mit einem leisen klicken aufspringt. Meine Angst, das Schließfach zu öffnen, ist mir unklar, also reiße ich die Metalltür auf, um einem Briefumschlag zuzusehen, wie er zu Boden segelt. Ich hebe ihn behutsam auf, schließe meinen Spind wieder und setze mich vor ihn auf den Boden. Dieses Mal steht nichts auf der Vorderseite.
Es war der 17.3. als es hier passiert war. An diesem Tag lief bei mir alles schief. Ich hatte verschlafen und somit den Bus verpasst. Als ob das nicht schon genug wäre, hatte ich weder meine Sportsachen noch meine anderen Bücher dabei, weil ich mich im Tag geirrt hatte. Zu meinem Pech schrieb ich in der 3. Stunde auch noch einen Test, für dich ich nicht gelernt hatte. In der Mittagspause wurde Essen auf mir verteilt und ich durfte mir etwas aus der Fundkiste nehmen. Du weißt, wie schrecklich das aussah.
Sie hatte bloß einen Pulli an, der ihr zu groß war.
Nach der Pause wurde der Tag besser. Immerhin hatte ich Biologie. Und wenn man neben jemandem wie dir sitzt, kann es einem doch nur besser gehen. Ich betrat also den Biologieraum und sah dich, wie du lachtest und irgendwelche Witze gerissen hast. Sinn für Humor ist wichtig. Ich setzte mich auf meinen Platz und hörte dir zu, wie du eine spannende Geschichte erzähltest. Als dann unsere Lehrerin reinkam, hast du dich auf deinen Platz gesetzt, doch vorher, als du mich gesehen hast, hast du mich breit angegrinst.
Ich bewundere sie dafür, welch kleinen Details sie sich einfach so merken kann.
Während des Unterrichts, hast du dich immer wieder zu mir gedreht und wärst fast rausgeflogen. Als es klingelte, freute ich mich, weil ich endlich nach Hause konnte. Ich packte meine Sachen zusammen und wollte gehen, doch du hast mich an der Tür abgefangen. Einen Schritt weiter und ich wäre in dich gelaufen. Du hast mir einen Kuss auf die Wange gegeben, so wie bei unserem ersten Date. Wir gingen gemeinsam zu meinem Schließfach und danach zu deinem, weil du darauf bestanden hast, mich nach Hause zu bringen. Du warst gerade dabei, eins deiner Bücher einzuräumen, als mich jemand aus Versehen anrempelte, sodass ich gegen dich knallte. In diesem Moment waren wir uns so nah, blickten einander nur in die Augen und da wusste ich es. Ich war verliebt. Du scheinst es gespürt zu haben, denn binnen Sekunden lagen deine Lippen auf meinen.
Mir wird bewusst, dass ich damals zu diesem Zeitpunkt genau das gleiche gefühlt hatte.
Zuerst war der Kuss vorsichtig, doch er wurde von Sekunde zu Sekunde leidenschaftlicher. Ich hatte meine Arme um deinen Hals geschlungen und deine Hände ruhten auf meiner Taille. Wir standen eine gefühlte Ewigkeit dort und küssten uns. Als wir uns von einander lösten, legte ich meine Stirn an deine und lächelte. Ich war glücklicher denn je und du darfst jetzt auch glücklich sein, denn dieser Kuss war mein erster gewesen.
Er hatte sich nicht nach dem ersten angefühlt.
Als du deine restlichen Bücher verstaut hattest, hast du meine Hand genommen und so sind wir durch die Straßen geschlendert, bis wir mein Haus erreichten. Dort hast du mir einen Abschiedskuss gegeben und bist dann gegangen.
Das nächste Teil des Puzzels findest du an einem bereits genannten Ort.
Ich stehe auf, falte den Brief wieder zusammen und stecke ihn in den Umschlag zurück. Mit beiden Briefen in der einen und dem Schlüssel in der anderen Hand, ging ich den Weg zurück, den ich gekommen war. Draußen angekommen, schloss ich wieder ab, ging zu der Stelle zurück, an der der Schlüssel lag und deponierte ihn wieder zwischen den zwei Steinen. Anschließend ging ich zielstrebig zu meinem nächsten Ziel.
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der 2. Brief. na was sagt ihr? Freu mich über bewertungen oder verbesserungsvorschläge <3
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Eleven [*Abgeschlossen*]
FanfictionEs fühlt sich komisch an, ihre Briefe in meinen Händen zu halten, wo ich doch weiß, dass das alles ist, was mir je von ihr bleibt. © Neverland3r 2014