Six

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Auf der Hälfte des Weges klingelt mein Handy. Mum muss mittlerweile wach geworden sein, denn ihr Name steht auf meinem Display. Nach dem dritten Klingeln gehe ich ran.

„Ja?“

„Guten Morgen, mein Schatz“ Mum hörte sich nicht grade sehr erfreut an.

„Was gibt’s?“, will ich wissen.

„Ich möchte wissen, wo du steckst. Das du draußen bist, ist mir klar, aber was treibst du?“ Ich weiß nicht, ob ich Mum von den anderen Briefen erzählen soll, doch ehe ich mich dagegen entscheiden kann, hatte ich ihr schon alles erzählt. Am Ende frage ich sie, ob sie vielleicht eine Ahnung hat, warum sie mir diese Briefe schreibt, doch sie ist genauso ratlos wie ich.

Nach beenden des Gesprächs, erreiche ich den alten Spielplatz, auf den wir gegangen waren, als Avery Stress zu Hause hatte. Er sieht noch genauso aus wie ich in Erinnerung habe. Doch wo könnte sich der Brief befinden? Ich laufe zu jedem der Geräte. Nichts. Zu letzt stehe ich an der Schaukel und da dämmert es mir. Ich habe den Sitz etwas hoch und sehe sofort die erste Ecke ihrer geschrieben Worte. Bevor ich den Umschlag öffne, setze ich mich auf die Schaukel und pendle leicht vor und zurück.

Es fühlte sich an wie schweben, als du mich immer höher angeschubst hast. Für den kurzen Moment vergaß ich alle Sorgen, die ich an diesem Tag hatte. Ich hab dir nie wirklich erzählt, warum ich Stress hatte. Also Lauscher auf, hier kommt die Geschichte.

 

Ich war normal nach der Schule nach Hause gegangen und dachte mir nichts böses, bis ich dann aufschloss und im Wohnzimmer meine Mum vorfand. Sie war nicht alleine, bei ihr waren mein Dad und ein Polizist. Ich schaute alle fragend an, da ich keinen blassen Schimmer hatte, was hier vorging. Der nette Polizist klärte mich auf, dass ich aufgrund von Sachbeschädigung eine Geldstrafe im Wert von 4000€ bezahlen müsse. Meine Eltern waren nicht sehr erfreut und meinten, nachdem der Polizist weg war, dass ich alles alleine bezahlen muss. Ich weigerte mich, da mir ein Fall der Sachbeschädigung nicht bewusst war und dann bin ich abgehauen.

 

Jetzt kennst du den Grund, warum ich so unglücklich war.

 

Sachbeschädigung? Ich hatte weder etwas davon gelesen, noch bin ich der Ansicht, dass Avery Sachbeschädigung verübt hat. Sie ist zwar manchmal etwas launisch, doch sie lässt es niemals an Gegenständen raus, schon gar nicht öffentlich.

Ich klingelte bei dir und du hast mich einfach nur in den Arm genommen. Wie gut das tat, einfach von jemandem gehalten zu werden. Weil ich so drauf war, kamst du auf die Idee, mit mir hierher zukommen. Erst hatten wir nur im Gras gesessen und einfach geschwiegen. Ich hatte Gras rausgerupft und ärgerte mich innerlich noch immer über diese Anschuldigung. Du schienst meine Gefühle zu spüren, zogst mich auf die Beine und hast mich auf die Schaukel gesetzt und hast mir gesagt, ich solle mich gut festhalten. Ab da begann ich zu schweben. Es schien alles hinter mir zu liegen und dort zu bleiben.

 

Ich nehme mir vor, wenn ich den Brief zu Ende gelesen habe, genauso hoch zu schaukeln und zu schweben.

Leider ging auch dieser Moment zu schnell vorbei und die Realität rief mich zurück. Doch jetzt kam ich besser damit klar, denn ich hatte dich, denjenigen der mir immer halt gibt.

 

Erinnerst du dich noch an die Sternbilder, die wir versucht haben zu finden, als wir abends im Gras des Spielplatzes lagen? Meiner Meinung nach sind es einfach zu viele Sterne, um daraus irgendetwas zu erkennen.

 

Doch bei einem bestimmten Bild, wenngleich es keines der Sterne ist, findest du ein weiteres Stück meiner Geschichte.

 

Sie hat ein Unendlichkeitszeichen hinter ihren letzten Satz gemalt. Sie ist eine gute Rätselstellerin, doch ich kenne sie einfach zu gut, sie redet von einem Hahn.

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ja hat was gedauert mit Updaten, aber wie vielleicht ein paar schon wissen, war ich in London und erst seit gestern wieder zu Hause :D

also ich freue mich sehr über feedback zu diesem Kapitel <3

Eleven [*Abgeschlossen*]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt