Ich erreiche die Kirche gegen Mittag, doch bevor ich dort hinein gehe, hole ich mir beim Imbiss einen Block vorher eine kleine Fritte, weil sich mein Magen gemeldet hatte. Ich setze mich an eine Bushaltestelle und esse die frittierten Kartoffeln. Zuerst langsam, da sie sehr heiß sind, dann immer schneller. Unter der Woche findet selten ein Gottesdienst statt, weshalb ihr Brief mit großer Wahrscheinlichkeit unentdeckt sein muss. Ich warf die leere Tüte, in der bis grade noch die Fritten waren, in den nächsten Mülleimer und schreite auf die Kathedrale zu. Ich schlüpfe durch den Hintereingang und schlängele mich durch die Flure, bis ich den Hauptraum erreiche, in dem die Kirchenbänke und der Altar stehen. Ich sehe eine zierliche alte Frau in der Mitte der Bänke. Ihr Kopf ist gesenkt und ihre Hände gefalten. Sie betet. So leise es möglich ist, gehe ich über den marmorierten Boden, der es einem nicht leicht macht, leise zu sein. Ich werfe der Frau immer wieder einen Blick über die Schulter zu, doch sie ist völlig in ihr Gebet vertieft. Langsam steige ich die zwei Treppen zum Altar empor und sehe ihn auch schon. Er liegt unter einem kleinen Kruzifix. Behutsam, als wäre der Brief zerbrechlich, ziehe ich ihn unter dem Jesuskreuz hervor und springe förmlich von den zwei Treppen runter. Die Frau hat noch immer nicht aufgeschaut. Ich setze mich in die erste Reihe der Bänke und schaue den Umschlag an. Ja, ich will steht vorne drauf, was mir ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Schon jetzt weiß ich, auf welchen Tag sie in diesem Brief anspielt.
Ein weißes Kleid mit Schleier und hohen Schuhen. Die Haare zu einer schönen Frisur hochgeshteckt. Der Traum eines jeden Mädchens, und so auch meiner. Ich weiß gar nicht mehr, wie wir auf die Idee gekommen waren, hier her zu kommen, doch hier standen wir.
Ich weiß es sehr wohl noch. Wir sind durch die Straßen spaziert und hier vorbei gekommen. Ehe ich mich versah, hatte sie mich auch schon hier rein gezogen und fing an von Hochzeiten zu schwärmen, auch unserer.
Na ja, nicht hier, auf dem Altar, aber davor. Ich spielte eine Hochzeit vor und stellte es mir wie in einem Märchen vor. Ich weiß noch, wie du sagtest, dass du mich auch heiraten würdest und wenn es so weit wäre, alles so wäre, wie ich es mir vorstellte. Natürlich fiel ich dir um den Hals und was du dann tatest, hätte ich im Leben nicht erwartet. Du bist vor mir auf die Knie gegangen, hast einen Imaginären Ring gezückt und um meine Hand angehalten.
Sie hatte angefangen zu weinen und ich hatte sie in den Arm genommen. Laut ihren Worten, scheint sie meinen Antrag ernst genommen zu haben. Das war vor ein paar Monaten gewesen. Selbst wenn ich es ernst gemeint hätte, es wäre legal. Wir sind beide 18.
Falls ich je sagte, irgendein Tag sei der beste gewesen, verwirf es und schreib diesen Tag auf die eins. Weißt du, woran mich das erinnert? An den nächsten Ort. Mal sehen, ob du drauf kommst, wo Part sieben versteckt ist.
Ich lese mir den Brief mehrere Male durch, um zu versuchen annähernd darauf zu kommen, welchen Ort sie meinen könnte. Sie spricht von einer Hochzeit, unserer, oder zumindest eine Verlobung. In einer Kirche bin ich schon und hier im Umkreis ist diese die einzige. Ich stehe auf und verlasse das Haus Gottes, nachdem ich ein kleines Gebet gesprochen hatte. Draußen versuche ich weiter, aus ihren Worten irgendeinen Hinweis zu filtern, doch ich verzweifle daran. Ich setze mich wieder an die Bushaltestelle und überlege weiter. Irgendetwas muss da doch stehen, was mich weiterbringt.
Nachdem ich ihren letzten Brief ein gefühltes hundertstes Mal gelesen hatte, bekomme ich eine Art Geistesblitz. Hinter jedem ihrer Briefe steckt ein System. Ich öffne noch einmal jeden Brief und notiere mir die Orte, die sie mir nennt in mein Handy. Sie geht zusammenhängend vor. Das Café liegt ein paar Blocks von der Schule weg, der See und der Spielplatz ebenfalls. Sie bewegt sich Richtung Süden. Ich überlege, welcher Ort noch im Süden liegt, der vielleicht sinnvoll auf ihre Andeutung erscheint, doch da ist keiner zu finden.
Ich sitze bis zum späten Nachmittag an der Bushaltestelle und zerbreche mir den Kopf über ihre Briefe. Ich gebe auf und stecke ihre Briefe wieder in die Umschläge. Bei ihrem letzten Brief halte ich abrupt inne, als ich sehe, dass auf der Kante, die eigentlich zum zukleben gedacht ist, drei kleine Worte stehen, die mir auf einen Schlag verraten, wo sich der nächste Brief befindet. Schnell aber sorgfältig und vorsichtig stecke ich den Kirchenbrief in seinen Umschlag und hechte zu ihrem nächsten Brief, in der Hoffnung, ich würde ihn heute noch lesen können.
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hallo meine süßen *-* wow schon fast 300 reads :o krass <3
jedenfalls das war das Kapitel und ich bin grade dermaßen gut drauf xD ich schaue grade VIVA und eben kam Little Things, dann SOML und grade auch noch She looks so perfect *-* besser kann der Tag kaum noch werden *-* <3
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Eleven [*Abgeschlossen*]
FanfictionEs fühlt sich komisch an, ihre Briefe in meinen Händen zu halten, wo ich doch weiß, dass das alles ist, was mir je von ihr bleibt. © Neverland3r 2014