Kapitel 14: Ängste

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Frau Rent und ich kommen gerade wieder aus dem OP. Aufeinmal verliere ich das Gefühl in meinen Füßen und stütze mich an der Wand ab. Frau Rent fragt mich: „Dr. Berger? Alles in Ordnung mit Ihnen?" „Danke, geht gleich wieder." In dem Moment sacke ich in mir zusammen. Sie reagiert sofort dann ruft sie: „Hilfe, ich benötige hier einen Oberarzt." Dr. Lindner kommt um die Ecke und mir wird langsam schwarz vor Augen. Krampfhaft versuche ich sie nicht zu schließen,denn als Ärztin weiß ich das dies gefährlich ist. Frau Rent klopft auf meine Wange. ,,Dr. Berger, schön hier bleiben. Erzählen Sie mir etwas, irgendwas was egal was Ihnen gerade in den Kopf kommt. Ich sag's auch niemanden. Unter Anstrengung beginne ich von meiner Assistenzarzt Zeit zu erzählen. Was wir erlebt haben und wie wir zusammengeswachen sind. Vorallem welches Glück wir hatten, alle hier als Oberarzt eine Stelle zu bekommen. Wärendessen werde ich in einen Behandlungsraum geschoben. Umso mehr ich rede desto Schwerer fällt es mir. Unter sehr großer Anstrengung bringe ich hervor: ,,Niklas?" ,,Ich rufe ihn sofort an keine Sorge." Sie klemmt sich das Telefon zwischen  Schulter und Ohr, gleichzeitig hängt mir eine Infusion an. ,,Dr. Ahrend, kommen Sie bitte schnell in Behandlungsraum 2.14, Dr. Berger ist zusammengebrochen."
PoV Niklas
Ich renne los, ohne Rücksicht auf anderen. Ich will jetzt nur ganz schnell zu ihr. Ich betrete den Behandlungsraum und trete zu ihr. ,,Jule, he was machst du denn für Sachen?" Über unser beiden Wangen kullern Tränen. ,,Sie hat Gefühlsstörungen in Ihren Beinen und Händen. In den Beinen ist es zu Lämungen gekommen, weswegen sie umgekippt ist."
Dr. Lindner tritt ein. ,,Gut, dass Sie da sind Niklas. Sie können sich schon wahrscheinlich denken, die Behandlung werde ich zu keinem Zeitpunkt an sie übergeben, denn Julia braucht Sie als ihr Freund, der bei ihr ist zu jeder Zeit und nicht als Arzt der die schlechten Nachrichten überbringt. Gut Frau Rent, wir haben die Bilder aus dem MRT bekommen, was fällt Ihnen auf?" ,,Das Rückenmark ist entzündet, wir sollten eine Liquorpunktion durchführen."
Ich bin die ganze Zeit bei Julia und halte ihre Hand. Mittlerweile hat sie ein ITS Zimmer bezogen zur optimalen Überwachung. Ich war kurz zuhause um Sachen für sie und für mich zu holen, ich bezweifle das ich die Klinik noch verlassen werde wenn Julia hier liegt. Ich betrete ihr Zimmer wieder. Sie hat Ihre Augen geschlossen. ,,Hey meine Süße." Sage ich leise und küsse sie auf den Scheitel und streiche sanft über ihren Kopf. ,,Niklas." Bringt sie hervor. ,,Shhht, alles gut ich bin da und bleibe auch. Ruhe du dich aus, ich pass auf dich auf!"
Wägrendessen bei Dr. Lindner und Frau Rent
Wir stehen im Überwachungsraum, des Zimmers von Dr. Berger. ,,Momentan ist sie stabil." Sagt Dr. Lindner an mich gewannt. ,,Es kann sich aber jeder Zeit ändern, ich weiß." Füge ich hinzu. ,,Frau Rent, dies hier wird nicht leicht. Emotional und Medizinisch. Da sie Ihre Ausbilderin ist, haben Sie die Wahl, möchten Sie mir hier assistieren?" ,,Das geht schon, dies bin ich ihr schuldig." ,,Gut dann bitte gründlich ins Thema einlesen. Ist die Auswertung der Liquorpunktion schon da?" Ich öffne die Datei die neu gekommen ist und zeige die Werte Dr. Lindner. ,,Misst" Entfert es ihm. ,,Sehen Sie den Wert des Liquoreiweißes? Der ist über 200. Dies Bedeutet, dass Dr. Berger wirklich einen Rückfall hat." ,,Beginnen wir mit einer Immunglobulie Therapie und der Tromboseprophylaxe?" ,,Genau, wir hoffen auf Erfolge mit der Therapie. Bitte achten Sie vorallem immer auf die Sättigung!" Dann treten wir beide zu Dr. Berger und Dr. Ahrend ins Zimmer. ,,Es tut uns leid aber wir haben leider keine erfreulichen Nachrichten." ,,Ihr Liquoreiweiß Wert liegt über 200, was leider bedeutet das sie einen Rückfall von GBS haben. Ich sehe deutlich wie die Fassung von Dr. Berger bricht und sie fängt an zu weinen. Ich würde sie am liebsten in den Arm nehmen, aber tue es nicht. Dr. Lindner schaut mich eindringlich an während er sagt: ,,Frau Rent kommt gleich noch mal rein um mit der Therapie zu beginnen." Ich verstehe, er möchte den beiden kurz Zeit für sich zum verdauen der Nachricht geben. Dr. Lindner geht zum nächsten Patienten und lässt mich im Überwachungsraum damit ich einen Blick auf Dr. Berger haben kann. Ich schaue durch die Scheibe zu den beiden. Es tut schon weh sie so leiden zu sehen. Ich muss dringend an meiner professionellen Distanz arbeiten, schießt es mir durch den Kopf.
Währenddessen bei Julia und Niklas
„Scheiße, Julia hat wirklich einen Rückfall." schießt es mir durch den Kopf. Mir laufen Tränen über die Wange. Ich stehe auf und setze mich zu Julia ins Bett, sie rückt so gut wie sie kann ein kleines Stück und legt dann ihren Kopf auf meinen Schoß. Ich streiche ihr über den Kopf. „Jetzt erst recht Niklas." mache ich mir selber Mut „Ich muss stark sein für Julia!" „Jule, ey wir schaffen das. Du hast das Guillain-barré-syndrom schon mal überstanden. Das ist doch jetzt ein klacks für dich!" „Niklas, ich hab so Angst. Ich bin Ärztin vergiss das nicht, ich weiß aus dem Berufsalltag was auf mich zu kommt und dann noch aus eigenen Erfahrungen. Mein Körper greift sich selber an und ich kann nichts tun." sagt sie unter Tränen. „Jule, du musst kämpfen! Ich brauch dich doch." Tränen steigen mir in die Augen. „Ja" sagt sie klar bestimmt. „Aufgeben werde ich nicht! Du, meine Eltern und meine Freunde ihr braucht mich doch und ich brauch euch." Ich küsse sie. Das sie nicht aufgeben will bedeutet mir vieles. Ich weiß nicht was ich ohne sie wäre! „Ich verspreche dir, wenn du hier gesund wieder raus bist, dann heiraten wir!" Sie lacht. Kurze Zeit später klopft es und Vivi tritt mit Theresa hinein. Ich sage: „Ich lass euch dann mal allein." zu Julia „Ich liebe dich, bis später." dann gehe ich raus.

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