Girl's Talk

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„Du gehst mir aus dem Weg!", begrüßte mich Leslie, als ich mich in der Schule neben sie an den Tisch setzte.
„Was? Nein! Wie kommst du darauf?", fragte ich überrascht.
„Na ja, wir haben in der letzten Woche so gut wie gar nicht geredet. Andauernd bist du beschäftigt, ich dachte du meldest dich vielleicht irgendwann mal, aber nichts kam."
Erbost schaute mich meine beste Freundin von der Seite an. Es stimmte. Wir hatten seit Tagen, außer in der Schule, nicht wirklich miteinander geredet.
„Leslie, das mach ich doch nicht mit Absicht, aber es ist nun einmal viel los in letzter Zeit", antwortete ich. „Außerdem hänge ich drei Stunden des Tages in der Vergangenheit rum", fügte ich im Flüsterton hinzu, damit nicht gleich jeder mithören konnte.
„Und in diesen drei Stunden kannst du mit Gideon zusammen sein und wann unternimmst du mal was mit mir?"
„Ich habe die letzten Tage immer nur gelernt, wenn ich dort war, da war auch keine Zeit für Gideon."
„Ich bin mir sicher, du verbringst trotzdem genug Zeit mit ihm!"
Ich wurde rot. Oh ja, das tat ich. Und was wir in dieser Zeit manchmal taten war auch nicht ohne. Leslie verstand natürlich sofort. Entweder ich war tatsächlich ein offenes Buch oder sie kannte mich inzwischen einfach zu gut. Wahrscheinlich ein bisschen von beidem. Ihre Wut auf mich war mit einem Mal verflogen.
„Habt ihr?", flüsterte sie aufgeregt. Ich nickte und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Leslies Blick sprach Bände. Aufgeregt starrte sie mich an. Wir mussten da unbedingt in Ruhe drüber reden.
„Heute komme ich nach dem Elapsieren gleich zu dir und wir bestellen uns Pizza okay?", schlug ich vor.
„Ohhh Pizza!", kam es von Leslie. Anscheinend war das für sie sogar noch interessanter als Sex. „Ich hatte seit Ewigkeiten keine Pizza!"
„Frag mich mal, glaubst du, bei Lady Arista als Hausherrin gibt es sowas auch nur mal ausnahmsweise?" Sie kicherte und schaute mich daraufhin eindringlich an.
„War es gut?"
Ich zögerte... Es war verdammt gut.
„Oh ja!", ich grinste breit und sie fing aufgeregt an zu quieken.
Sie war einfach die beste Freundin, die man sich vorstellen konnte. Wahrscheinlich war sie über das alles mindestens genauso aufgeregt, wie ich. Plötzlich lief einer von Gordons Kumpels an uns vorbei und schaute uns misstrauisch an.
„Worüber flüstert ihr denn schon wieder so?" Er grinste uns schelmisch an.
„Sex!", entfuhr es Leslie und sein Gesicht errötete für einen Moment. Doch er fing sich schnell wieder und haute irgendeinen Macho Spruch raus, den wir gekonnt ignorierten, da gerade der Lehrer das Klassenzimmer betrat.

Als ich nach dem Elapsieren bei Leslie ankam, bestellten wir uns sofort Pizza bei Domino's und schmissen uns auf's Sofa. Leslies Eltern waren heute Abend nicht da, also konnten wir es uns unten im Wohnzimmer  gemütlich machen und einen Film auf der großen Leinwand sehen, die sie unten meist aufgebaut hatten. Zwar hatte ich gerade im riesigen DVD Regal Memento entdeckt, den ich mir schon immer mal anschauen wollte, aber Leslie war der Meinung, dass man bei dem Film aufpassen müsste, was sie scheinbar nicht wollte. Stattdessen wollte sie mich wahrscheinlich über alle Einzelheiten über mich und Gideon ausquetschen, womit ich aber keine großen Probleme hatte. Demnach schob sie einen Filme ein, den wir beide schon x Mal gesehen hatten (einer dieser typischen Frauenfilme, auf die sie... und ja gut, auch ich so stand). Während Sandra Bullock und Ryan Reynolds also eine Scheinehe eingingen, gesellte sich Bertie zu uns und wir verschlangen unsere Pizza.
„War's, als ihr betrunken wart?", fragte Leslie mich.
„Na ja, also wir waren ja auf Gordons Party und wir haben es halt dort schon ziemlich weit getrieben, aber da ist noch nichts passiert, ich hab dir ja das von Charlotte schon am Telefon erzählt."
„Jaa, oh Gott, so eine Kuh! Was glaubt sie, wer sie ist?"
Leslie war, als ich ihr davon erzählt hatte, mindestens genauso aufgebracht gewesen wie ich. Sie hatte Charlotte quasi verflucht und Gideon wahrscheinlich auch, aber was ihren Zorn auf ihn betrifft, hatte sie sich bemüht, ihn zurück zu halten. Was mir Charlotte aber gestern gebeichtet hatte, hatte ich ihr noch nicht erzählt.
„Sie war bekifft", murmelte ich.
Leslies Augen weiteten sich.
„Was?? Echt jetzt? Das hätte ich von ihr am allerwenigsten erwartet."
„Am allerwenigsten hab ich es von Gideon erwartet..."
Der Gesichtsausdruck meiner besten Freundin wurde noch erschrockener, falls das überhaupt möglich war. „Gideon hat auch gekifft??"
„Na ja, nicht auf der Party, aber als ich ihm das mit Charlotte ganz aufgebracht erzählt hab, meinte er nur, dass er das auch öfter mal gemacht hat und teilweise noch tut."
„Das hätte ich von ihm jetzt gar nicht erwartet, Gwenny..." Sie schaute mich mitleidig an.
„Mann, Leslie! Ich hab so vieles nicht von ihm erwartet. Ich hab irgendwie in der letzten Zeit so viel über ihn erfahren, was so gar nicht in das Bild passt, was ich zuvor von ihm hatte. Weißt du noch auf der Soirée? Auf der ich mich vor Schiss betrunken habe und er mich deswegen so angemotzt hat? Tja, scheinbar ist er selbst gar nicht so ein Vorzeige Schwiegersohn, für den ich ihn immer gehalten habe. Er hat auf Gordons Feier auch einiges getrunken, was ja gar nicht schlimm war.. im Gegenteil, ich finde das gut, wenn er nicht immer so verklemmt ist. Aber was im Zuge dessen zur Sprache kam, hat mich im Nachhinein an meinem bisherigen Bild von Gideon de Villiers zweifeln lassen."
„Was hat er denn erzählt?", hakte sie nach.
„Dass er eine relativ wilde Phase hinter sich hat. Mit feiern gehen und mit Sex mit fremden Frauen oder Charlotte... Er ist einfach generell fünfzigtausendmal erfahrener als ich. Und halt dass er auch mal mehr oder weniger Drogen genommen hat. Marihuana ist schließlich auch eine Droge. Und außerdem verschweigt er mir oft genug Dinge. Ich hab also keine Ahnung, ob er mir noch weitere Sachen aus seiner Vergangenheit nicht erzählt hat", sprudelt es aus mir heraus. Irgendwie belastete mich das alles mehr, als mir lieb war.
„Ach Gwenny...", seufzte Leslie und nahm mich in den Arm. „Das wird schon wieder. Er ist ja jetzt ganz anders und wer weiß, vielleicht hättest du diesen wilden Gideon ja sogar gemocht."
Ihre Worte trieben mir eine Schamesröte ins Gesicht.
„Ja, in bestimmten Dingen mag ich einen wilden Gideon sogar ziemlich gerne", kicherte ich und Leslie stimmte mit ein.
„Du hast ja recht, ich sollte mir nicht allzu große Gedanken machen. Vielleicht ist das ja sogar gut so, schließlich hab ich mich ja schon ein paar Mal gefragt, warum er dieses spießig sein nicht mal ablegen kann."
„Na, siehst du!", versuchte sie weiter, mich auf positive Gedanken zu bringen. Ich musste lächeln und steckte mir ein Stück Salami Pizza in den Mund.
„Und jetzt erzähl schon! Wo habt ihr? Und wie oft?"
Sie nahm, wie immer, kein Blatt vor den Mund. Ich musste lachen und vergrub mein Gesicht in Berties Fell, er war mal wieder halb auf meinen Schoss gekrabbelt.
„Also es war... bei ihm. Am Morgen nach der Party. Wir sind zusammen duschen gegangen und da war halt auch schon.. was. Und nach dem Frühstück haben wir richtig miteinander geschlafen."
Ihr Blick verriet mir, dass ein paar Details angesagt waren, also erzählte ich ihr alles ein wenig genauer, auch wenn ich mir ein wenig komisch dabei vorkam, da so offen drüber zu sprechen.
„Und tat es weh?", fragte sie.
„Er war echt verdammt zärtlich und vorsichtig, aber ja... ich hab glaub ich noch nie so große Schmerzen gehabt."
„Echt? Oh scheiße! Bei mir tat es fast gar nicht weh..."
Ich lachte zaghaft. „Na ja, also ich überlege es mir jetzt zumindest zwei mal, bevor ich jemals ein Kind gebären sollte."
Wir schwiegen eine Weile.
„Aber er war gut, ja?", fragte sie plötzlich und wir fingen beide an, laut zu lachen. Sie ließ aber auch nie locker.
„Ja", kicherte ich. „Also gestern... war er bei mir und da war es dann wirklich gut, zwar noch schmerzhaft aber... es war schon echt verdammt gut!"
Leslie strahlte mich an und knabberte an ihrem Pizzastück.
„Vor allem ist es halt so dass... Also er findet mich irgendwie... begehrenswert. Er hat mir gestern irgendwie gestanden, dass er es manchmal kaum aushält. Er ist schon recht.... fordernd."
„Du etwa nicht? Ich finde, wenn man einmal angefangen hat, kann man quasi nicht mehr damit aufhören. Raphael und ich können kaum noch die Finger voneinander lassen", kicherte Leslie.
„Doch, schon. Aber ich glaube er möchte echt noch viel mehr... aber ich bin ja bereit, ihm das zu geben. Er ist halt erfahren und weiß, was er tut. Ich hab schon Lust dazu, Dinge mit ihm auszuprobieren", sagte ich grinsend.
„Habt ihr heute zusammen elapsiert?"
„Nein, er war schon heute morgen, weil er Nachmittags in die Uni musste. Zum Glück schreiben wir ja nächste Woche unsere letzte Klausur. Ich bin das Lernen echt satt. Da geht so viel Zeit bei drauf."
Tadelnd sah mich meine beste Freundin an.
„Gwendolyn, hast nicht gerade du alle Zeit der Welt?"
Ich musste lächeln.

jaa meine Freunde, würde mich über votes und Kommentare freuen, c u

BernsteingoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt