Aber dann wurde ihr bewußt, dass der Junge von vorne gesehen nicht die geringste Ähnlichkeit mit Danny hatte. Sie wandte ihre Augen von ihm ab und blickte auf ihre Hände die das Lenkrad so fest umklammert hielten, dass es weh tat. 》Verdammt《 murmelte sie. Sie ärgerte sich über sich selbst. Sie hielt sich für eine starke, ausgeglichene und vernünftige Frau, die mit jeder Lebenssituation fertig werden konnte, und es verstörte sie, daß sie sich immer es noch nicht mit Dannys Tod abfinden konnte. Und dabei hatte es nach dem Begräbnis, nachdem der erste Schock überwunden war, zunächst ganz so ausgesehen, als würde es ihr gelingen, den schweren Schicksalsschlag zu verkraften. Allmählich konnte sie Danny ein wenig vergessen, jeden Tag und jede Woche etwas mehr, unter Schmerz und Bitterkeit, Schuldgefühlen und Tränen, aber doch mit aller Energie und Entschiedenheit. Sie war in diesem Jahr seit Dannys Tod einige Stufen auf der Karriereleiter vorangekommen, und sie hatte sich mit harter Arbeit betäubt, bis die Wunde verheilt zu sein schien. Aber dann, vor einigen Wochen, war sie in jenen Zustand zurückgefallen, der direkt nach Erhalt der Unglücksnachricht ihre Gesundheit bedroht hatte. Sie wurde immer wieder von dem beklemmenden Gefühl überfallen, dass ihr Sohn lebte. Die Zeit hätte ihren Schmerz eigentlich lindern müssen, aber statt dessen schien er von Tag zu Tag zuzunehmen. Dieser Junge im Chevrolet war nicht der erste, in dem sie Danny wiederzuerkennen geglaubt hatte. Seit einigen Wochen passierte ihr das auf Schritt und Tritt. Außerdem träumte sie immer wieder, dass Danny lebte, und nach dem Aufwachen konnte sie sich nicht mit der Wahrheit abfinden. Sie redete sich ein, dass diese Träume eine Vorahnung von Dannys Rückkehr zu ihr seien, dass er irgendwie überlebt hatte, dass sie ihn in naher Zukunft wieder in ihre Arme schließen würde. Es war eine herrlich tröstende Fantasie, die sich aber natürlich nicht lange aufrechterhalten liess. Obwohl sich alles in ihr gegen die bittere Wahrheit sträubte, wurde sie doch jedesmal auf den Boden der Realität zurückversetzt und mußte sich mit der Tatsache abfinden, dass ihre Träume eben doch keine Vorahnungen waren. Und trotzdem wusste sie, dass sie auch beim nächstenmal wieder alle Vernunft neue Hoffnung aus diesem Traum schöpfen würde.
Und das war nicht gut. Das war Krankhaft.
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Die Augen der Dunkelheit
Mystery / ThrillerDanny wird in einem Unterirdischen Versuchslabor festgehalten, offiziell ist er Tot, jedoch geschehen seit kurzem unerklärliche Dinge im Hause seiner Mutter. Tina Evans, Dannys Mutter wird psychisch gefoltert. Will ihr jemand einen Streich spielen...