Kapitel 7

80 11 0
                                    

Tina hatte demnach allen Grund, unter Ängsten zu leiden. Ihre an Verfolgungswahn grenzende Furcht vor Einbrechern, ihre beunruhigenden Träume von Danny, ihr neu erwachter Schmerz um ihn das alles waren vielleicht nur Auswirkungen ihrer Besorgnis wegen Magyck! Wenn dem so war, dann würden all diese Symptome verschwinden, sobald das Schicksal der Show sich entschieden hatte. Sie mußte nur noch wenige Tage durchhalten. In der verhältnismäßig ruhigen Zeit danach würde sie sich erholen und neue Kräfte schöpfen können. Aber zunächst einmal mußte sie in dieser Nacht etwas Schlaf bekommen. Um zehn Uhr vormittags hatte sie einen Termin mit zwei Herren der Fremdenverkehrsbranche,  die in Erwägung zogen, sich für die nächsten drei Monate nicht als weniger achttausend Karten für Magyck! reservieren zu lassen. Und für eins war die Generalprobe angesetzt. Sie schüttelte ihr Kissen auf, zog die Decken bis zum Hals hoch und glättete ihr kurzes Nachthemd. Sodann versuchte sie sich zu entspannen, indem sie die Augen schloß und sich einen nächtlichen Strand vorstellte, an dem im silbrigen Mondlicht sanfte Wellen rauschten. 》Boom!《 Sie setzte sich abrupt auf. Etwas war irgendwo im Haus umgestürzt. Es mußte etwas ziemlich Großes und Schweres gewesen sein,  denn trotz der dazwischenliegenden Wände, die den Schall dämpften, war das Geräusch relativ laut gewesen. Aber dieser Gegenstand war nicht einfach umgefallen. Nein.  Was immer es auch gewesen sein mochte es war umgeworfen worden.  Von allein fiel in einem leeren Raum nichts um. Sie legte den Kopf zur Seite und lauschte angestrengt.  Sie hörte ein anderes Geräusch,  leiser als das erste,  geheimnisvoller aber es hielt nicht lange genug an, als daß sie es hätte identifizieren können. Diesmal bildete sie sich die Bedrohung nicht nur ein. Jemand war tatsächlich im Haus. Sie schaltete die Lampe ein und öffnete die Nachttischschublade.  Die Pistole war geladen. Sie entsicherte die Waffe. Sie horchte wieder. Stille. Die spröde Stille der herben Wüstennacht. Sie stieg aus dem Bett schlüpfte in ihre Pantoletten. Mit der Pistole in der rechten Hand ging sie zur Schlafzimmertür. Nichts.  Stille. Sie überlegte, ob sie die Polizei anrufen sollte,  aber sie wollte sich nicht lächerlich machen. Wenn nun ein Streifenwagen mit rotem Licht und heulender Sirene angebraust kam, und dann stellte sich heraus,  daß außer ihr kein Mensch im Haus war? Wenn sie in den vergangenen zwei Wochen jedesmal, wenn sie sich eingebildet hatte, einen Einbrecher im Haus zu hören, die Polizei angerufen hätte, würde man sie dort bereits für verrückt halten. Natürlich war sie sich sicher. Aber eben doch nicht hundertprozentig. Sie war eine stolze Frau, der die Vorstellung unerträglich war, daß ein paar Macho-Bullen sie beruhigend angrinsen würden, nur um dann später bei Kaffee und Dougnuts Witze über das hysterische Frauenzimmer zu reißen.

Die Augen der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt