Kapitel 14

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Aiii-ie ,aiii - ie, aiii - ie

Ein eisiger Luftstrom drang aus dem dunklen Zimmer auf den Gang hinaus.  Vivian tastete nach dem Lichtschalter,  fand ihn und trat vorsichtig ein. Der Raum war leer. Aiii-ie ,aiii-ie, aiii-ie. Es war ein typisches Jungenzimmer,  mit Postern von Baseballstars und Monstern aus Horrorfilmen an den Wänden und drei Modellflugzeugen,  die an der Decke aufgehängt waren.  Nichts schien sich hier verändert zu haben,  seit Vivian noch zu Dannys Lebzeiten ihre Arbeit in diesem Haus aufgenommen hatte. Aiii-ie ,aiii - ie, aiii - ie. Die elektronischen Heultöne kamen aus zwei kleinen Stereolautsprechern,  die an der Wand hinter dem Bett befestigt waren.  Plattenspieler und Radio standen auf einem der Nachttischchen.  Vivian kannte jetzt zwar die Quelle des Lärms,  aber die eiskalte Luft im Raum war ihr nach wie vor ein Rätsel.  Sie ging auf die Stereoanlage zu.  Auf dem Plattenspieler lag keine Schallplatte,  die Geräusche mußten also vom Radio herrühren.  Aber welcher Rundfunksender strahlte anstelle von Musik elektronische Heultöne aus?  Als sie ihre Hand nach dem Gerät ausstreckte,  brach das gräßliche Kreischen abrupt ab.  Ihre gemarterten Ohren brauchten einige Sekunden,  um sich an die Stille zu gewöhnen.  Erst danach konnte Vivian das leise zischen der immer noch eingeschalteten Lautsprecher wahrnehmen,  und gleich darauf auch ihr rasendes Herzklopfen. Die Metallteile der Stereoanlage waren mit einer dünnen Eiskruste bedeckt.  Sie tippte mit dem Finger daran,  und ein Stückchen Eis sprang ab und fiel auf den Nachttisch,  wo es jedoch auch nicht schmolz;  dazu war es im Zimmer viel zu kalt. Der Spiegel und das Fenster waren gefroren.  Draußen ist es kühl,  dachte Vivian.  Aber so kühl nun auch wieder nicht.  Zehn oder zwölf Grad plus waren es bestimmt. Der Abstimmknopf des Radios begann sich von allein zu drehen,  und der Frequenzzeiger bewegte sich rasch über die Leuchtskala.  Musikfetzen,  Satzfragmente von Discjockeys und Nachrichtensprechern sowie Werbespots gingen ineinander über, vermischten sich zu einer einzigen Kakophonie.

Der Zeiger erreichte das Ende der Skala und wechselte die Richtung. Zitternd schaltete Vivian das Gerät aus.  Sobald sie den Knopf losgelassen hatte,  schaltete sich das Radio wieder ein.  Sie starrte es fassungslos und angsterfüllt an.  Der Zeiger sauste über die Skala.  Sie schaltete das Radio ein zweites Mal aus.  Es schaltete sich augenblicklich wieder ein.  Das ist doch ganz unmöglich murmelte sie mit schwacher Stimme.  Als sie es zum drittenmal ausschaltete,  ließ sie den Knopf nicht los und spürte sekundenlang,  wie er unter ihren Fingern zuckte und wieder auf Ein springen wollte.  Die Modellflugzeuge gerieten in Bewegung.  Jedes hing an einem langen Stück Angelschnur,  deren oberes Ende an einem in die Decke geschraubten Haken festgeknotet war.  Alle drei Flugzeuge ruckten und zuckten. 》 Es ist nur ein Luftzug《,  sagte Vivian.  Gleich darauf fügte sie hinzu:  》Aber ich spüre keinen Luftzug!《 Die Modellflugzeuge begannen an ihren Schnüren heftig auf und ab zu schaukeln. 》Gott steh mir bei!《  rief Vivian.  Eines der Flugzeuge beschrieb nun Kreisbahnen,  anfangs kleine,  dann immer größere. Gleichzeitig steigerte es seine Geschwindigkeit.  Die beiden anderen Modelle stellten ihr Zappeln und Schaukeln ein und begannen wie das erste zu kreisen.  Diese akkuraten Bewegungen ließen sich nun beim besten Willen nicht mehr als zufallige Auswirkungen einer Luftströmung erklären.  Gespenster?  dachte Vivian.  Ein Poltergeist?  》Aber ich glaube nicht an Geister.  So etwas gibt es nicht. Die Schiebetüren des Kleiderschrankes glitten zur Seite,  und einen schrecklichen Moment lang dachte Vivian,  daß irgend ein gräßliches Etwas aus dem dunklen Innern herausspringen würde.  Aber kein Monster hatte sich im Schrank versteckt.  Dort hingen nur Dannys Kleidungsstücke.  Und dennoch öffneten sich die Türen,  ohne daß jemand sie berührte.. und schlossen sich... öffneten sich...

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An alle die heimlich Mitlesen hihi

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Die Augen der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt