was wiegt das Leben?

Gewohnheit

  Ben    

10.11

Sechster Eintrag
Heute Nachmittag wird Memet gehen. Wir haben unsere Nummern ausgetauscht. Ich glaube ich habe jetzt wirklich so etwas wie einen Freund gefunden. Ich finde ihn auf jeden Fall ziemlich cool.
In meinem zweiten Einzelgespräch ist Frau Krieger mit mir noch einige Fragebögen durchgegangen. Auch das war hart. Zuzugeben, dass ich eingesperrt wurde zum Beispiel. Anschließend erklärte Frau Krieger, dass die Tatsache, dass ich sehr schreckhaft und und mich meistens von Menschen zurückziehe oder auch bei bestimmten Wörtern überreagiere (zb die erste Panikattacke in der Schule wegen dem bestimmtem Wort) zu der Krankheit gehören. Genauso, wie die Alpträume und das Gefühl wieder in den Situationen von damals zu sein.
Auch in der Stunde bekam ich wieder ein Kühlpad. Auch das gedankliche wegdriften ist bei einer PTBS normal.
Nach der Stunde, die weitaus länger als eine Therapie-Stunde von 50 Minuten ging, war ich richtig am Ende. Wir hatten noch etwas Zimmerzeit und Memet hat gemerkt, dass ich mich verschwiegener war. Ich erzählte ihm von der neuen Diagnose und davon, wie geschockt ich deswegen bin. Ihm fehlten auch die Worte. Er hat mir nur viel Kraft gewünscht und gesagt, dass ich die Ohren steif halten soll. Er ist zuversichtlich, dass die Therapeuten  mich hier wieder hinbekommen. Nach der Stationsrunde wurde er abgeholt.
Ich hatte gar keine Zeit traurig deswegen zu sein. Ich musste zum Tanzen. Ich bekam ziemlich muffensausen. Ich sollte zusammen mit den anderen Tanzen. Es war gar nicht so schlimm, wie gedacht. Wir durften ins am Anfang frei zur Musik bewegen. Jeder so wie er es mochte. Nach ein paar Liedern fragte Herr Hille, der Therapeut, was wir nun tanzen wollen. Ein Großteil der Gruppe wollte weiter frei tanzen. Also haben wir das gemacht. Das hat sogar echt Spaß gemacht.

11.11

Siebter Eintrag
Heute beginnt die Karnevalszeit. Interessiert mich eigentlich nicht, das fiel mir nur bei dem Schreiben des Datums auf und Frau Krause meinte ich sollte alle Gedanken aufschreiben.
Heute war Visite. Frau Dr. Sandmann hat mir ein Medikament zum Schlafen verordnet. Ich bin mal gespannt, wie es wirkt. Sie erklärte mir auch, dass es sein kann, dass es etwas braucht bis wir die richtige Dosis finden. Trotzdem bin ich gespannt. Heute kam auch schon der nächste Patient, der der Memets Platz bekommen hat.
Er ist ein absoluter StarWars Freak. Seine Bettwäsche ist von StarWars, die hatte er allerdings noch nicht bezogen und der hat sogar ein Stofftier mit irgendso einem Vieh von StarWars.
Er ist jedenfalls noch ziemlich klein und ich denke daher auch dementsprechend jung. Ich habe mich ihm vorgestellt und Jack hat ihn vollgelabert. Diese kleine Labertasche hat auch glatt mitbekommen, dass ich PTBS habe und erzählt es sofort dem neuen. Eigentlich hat er sogar die Abkürzung durcheinander gewürfelt. Der Neue lispelt ein wenig. Dafür ist er ziemlich sturr und aggressiv. Ich höre den beiden kaum zu, sondern schreibe hier ein bisschen vor mich hin. Bis Jack plötzlich schrie. Der neue prügelte auf ihn ein. Ich eilte aus dem Zimmer und holte Bernd aus der Übergabe-Besprechung. Er war nicht besonders erfreut darüber,  dass sie Jungs sich geprügelt hatten. Er schickte den neuen zu Herrn Martin.
Ich habe dann sein Bett bezogen. Erst da habe ich das Stofftier gesehen. Ich hoffte, dass er nicht auch deswegen ausflippen würde.
Auch wenn er ziemlich klein war, machte mir die Aggression ziemlich Angst.
A

m Abend haben wir in einer kleinen Gruppe gebacken. Wir durften uns eine Aktivität aussuchen. Das Backen hat mich ziemlich gefreut.

12.11

Achter Eintrag
Trotz Medikament hatte ich wieder einen Alptraum. Außerdem habe ich heute das erste mal Bewegungstherapie. HELP!