Rasender Puls

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Rasender Puls

Zitternd vor Angst stand Lora mit der Waffe in der Hand, auf dem Vorsprung der Straße. Sie konnte nirgendwo hin. Der Weg war ihr von allen Seiten abgeschnitten. Der Berber mit dem Schwert und dem kantigen Eisengebilde auf den Schultern stand nicht weit von ihr entfernt, rührte sich jedoch gerade kein Stück vom Fleck. Sie fragte sich schlicht ob er sie damit wirklich sehen konnte und verharrte so leise wie möglich in ihrer Position. Ihr Blick wand sich dieser blutbeschmierten Metzgerschürze zu, die er um den Lendenbereich trug. Konnte es sein, dass das Haut war? Ihr Herz raste wie wild. Ihr wurde so dermaßen übel bei der Vorstellung dass sie wohl zu laut ausatmete. Er hatte sie bemerkt. Sein Kopf wand sich in ihre Richtung als hätte sie ihn soeben aus dem Winterschlaf geweckt. In ihr schrieen alle Instinkte zur Flucht auf, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht rühren, kniff die Augen zusammen und ließ ein gedankliches Stoßgebet los. Womit hatte sie das nur verdient? Wofür wurde sie hier bestraft? Sie hörte sein monotones dumpfes näherschreiten und  diese grässliche Hiebwaffe hinter sich herziehen bis das Geräusch direkt vor ihr verschied. Vorsichtig öffnete sie ein Auge. Was passierte jetzt? Sie tat einen vorsichtigen Schritt nach hinten und in diesem Moment  schnellte seine riesige Pranke nach vorn und packte die junge Frau an der Kehle. Sie kreischte überrascht auf und wimmerte als wäre es ein Mantra:
„Der Feind meines Feindes ist mein Freund…Der Feind meines Feindes ist mein Freund…“ 
Was redete sie da? Viel mehr, wozu? Er verstand die Bedeutung dieser Worte nicht ganz. Es gab ihm viel mehr Genugtuung die Gefühle seiner Opfer zu sehen. Ihre gepeinigten Stimmen zu hören. Ihre Schreie. 
Unter ihr brach der Rest Asphalt weg und sie blieb lediglich durch seine Hand, die sich um ihre Kehle gedrückt hatte vor der Lava unter ihr verschont. Erneut schrie sie auf. 
„Oh Gott, bitte…“ jammerte sie und Tränen liefen ihr über das Gesicht. Unbändig griff sie nun selbst nach seinem Muskulösen Arm, hielt sich an ihm fest, zappelte und hoffte tatsächlich er würde sie  nun doch nicht loslassen. Ihr Puls raste. Sie kämpfte mit der Ohnmacht. Dennoch spürte sie alles um sich herum intensiver als sonst. Seine Hand  war so  unglaublich kalt. Dieser Typ hielt sie zwar fest, drückte ihr jedoch nicht wirklich die Luft ab. Außerdem schien er nicht vorzuhaben sie loszulassen. Während sie mit ihren Fingernägeln seinen Arm zerkratzte, fragte sie sich zwangsläufig  was er vor hatte? Er schien im Zwiespalt mit sich selbst zu sein. Im selben Moment ließ er mit der anderen Hand sein Schwert fallen. Harsch landete es auf dem Boden. Er zog sie immer noch an der Kehle gepackt  vom Abgrund weg, damit sie sicheren Stand unter den Füßen hatte. 
´Pyramid Head´ hatten ihn die nunmehr erledigten Männer vorhin genannt. Hatten sie ihm diesen Namen gegeben? Nannte er sich vielleicht selbst so? Und konnte dieses Monster überhaupt reden? Zumindest hatte er noch nicht einen Ton von sich gegeben. Er schien wirklich zu überlegen. Lora hustete und ergriff seine Hand ganz so, als könne sie seinen starken Griff etwas lösen. Seine Zweite Hand schnellte nach einer kurzen Weile nach vorn und ballte sich zusammen. Lora erschrak fürchterlich und schloss erneut die Augen. Diese Ungewissheit war furchtbar für sie. Allerdings sah es so aus als wenn er lediglich einen Vergleich anstellte. Die Kälte seiner Hände, seines eigenen Körpers und die Wärme ihrer angenehmen Haut. Ihre Tränen liefen ihm über die Hand. Er spürte ihren aufgebrachten Puls. Das Blut das durch ihre Adern rann. Es faszinierte ihn. Erinnerte ihn an irgendetwas. Er legte forschend den Kopf schief, als könne er sich so besser fokussieren. Die Opfer die er sonst zu packen bekam, besaßen diese Körperwärme nicht. Wieso also erinnerte ihn diese Körperwärme  an etwas? Sie gab hustende Laute von sich. Das hämmern ihres Pulses wurde schwächer.  Das beunruhigte ihn. Er wollte nicht dass das geschah. Noch nicht. Dennoch hatte er das Bedürfnis ihr einfach die Haut abzuziehen. Ihr angenehmes warmes Inneres auf sich zu verteilen. Sie zu quälen. Ihre wimmernde Stimme zu hören. Sie hatte eine schöne Stimme, befand er für sich selbst.
„Pyramid Head…“ stammelte sie noch kurz bevor sie das Bewusstsein verlor. Sie zitterte nicht mehr. Ihr Griff löste sich. Zwar spürte er noch die Wärme ihres Körpers unter ihrer wohligen Haut und einen Puls aber das hämmern wurde ihm zu langsam. Enttäuscht über diese Tatsache ließ er sie los. Die junge Frau sackte zu Boden und bewegte sich nicht mehr. Lediglich ihr Brustkorb hob und senkte sich noch, fast so als befände sich dieser Körper jetzt einfach in einer Art Ruhemodus. Ihr Peiniger ging mit einem Bein vor ihr auf die Knie. Er wollte sich noch ein wenig mehr mit ihr beschäftigen. Als wäre sie ein lebloses Kätzchen, packte er sie um die Körpermitte, Schulterte sie sich auf und erhob sich mit seinem neuen Spielzeug und der messerscharfen Hiebwaffe in der Hand, bevor sich das Stück fehlenden Asphalt direkt vor ihm wie auf Abruf wieder zusammensetzte als wäre nie etwas geschehen.

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