eine wirklich dumme Entscheidung

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Der Geruch von Eisen lag in der Luft. Der tote entzwei geteilte Körper des asiatischen Studenten, lag ausgeweidet auf den letzten noch existierenden Steinen des Vorplatzes, auf welchem sich auch Adam, Lora und Pyramid Head befanden. Es war heiß und stickig vor den rettenden Toren der Zufluchtsstätte. Das Blut begann zu stinken und Teile der Eingeweide des Studenten waren bis zu Adam gelangt, der mit seiner linken Hand nach seinem abgetrennten Gliedmaß gegriffen hatte, welches nicht weit von ihm in einer Blutlache lag. Er wusste nicht, ob es sein Blut oder das von John war. Adam, der Bewohner Silent Hills, war wieder zur Besinnung gekommen als die Schmerzen seiner fehlenden nunmehr abgetrennten Hand begannen. Er atmete schwer ,während das Monster offenbar berauscht von all dem Blut und den Eingeweiden, die er über sich verteilt hatte, da stand und mit beiden Pranken jeweils ein Körperende von John hielt. Offensichtlich war er erneut in eine Art Starre verfallen. Ein Moment des Rausches? Befand er sich vielleicht in einem Delirium, nachdem er eine Art Sucht befriedigt hatte? Sein riesiger, muskulöser mit Blut beschmierter Brustkorb hob und senkte sich als würde er den Geruch des Blutes ganz und gar einatmen wollen. Der Kopf mit dem schweren Eisenkäfig neigte sich gen Himmel. Lora starrte den Berber mit dem blutbesudelten Körper emotionslos an. Sie war nicht im Stande eine Miene zu verziehen, geschweige denn einen klaren Gedanken zu fassen. Was war da gerade geschehen? Sie war nicht weit vor den Toren zu Boden gegangen und war mental einfach außer Stande ihrem Körper anzuweisen sich aufzuraffen. Sie starrte nur Pyramid Head an, der einen Moment Alles und Jeden zu ignorieren schien.

Ein kurzes Zucken seines Kopfes hatte jedoch gereicht um beide Menschen wieder zu Verstand zu bringen. Adam rappelte sich so still er konnte auf. Er sah auf seine abgetrennte Hand hinab. Zu seinen Füßen lag das Brecheisen, mit dem er John noch vor Pyramid Head selbst, malträtiert hatte. Schnell stellte er fest, dass er nun lediglich eine Hand übrig hatte, in welcher sich das andere abgetrennte Gliedmaß befand. Im gedanklichen Disput mit sich selbst gewann die Stimme, die ihm empfahl sich auf die Brechstange zu fokussieren und die abgetrennte Hand hier zurück zulassen. Es würde sowieso niemand im Stande sein, sie auf irgendeine Art zu retten.
Die Schritte vorbei an dem stillstehenden Monster waren schnell gemacht, fühlten sich jedoch endlos an. Adam war schon fast an den Toren als ihm Lora ins Blickfeld fiel. Die junge Frau stützte sich mit den Händen auf dem Staubigen Boden ab. Ihr langen Haare hingen ihr kreuz und quer im Gesicht. Dennoch konnte Adam ihren Gesichtsausdruck gut erkennen. Sie hatte die Augenbrauen zusammengezogen, fast so als würden ihr gleich Tränen vor Wut in die grünen Augen schießen. Lora fixierte die Waffe nicht weit zu Füßen ihres Peinigers und setzte sich auf, bereit um loszurennen und ihr ganz persönliches Selbstmordkommando zu starten. Diese furchtbar grausame Bestie, dieses Monster, jemand musste dem doch ein Ende machen! Wieso tat das niemand? Es sah vielleicht menschlich aus, doch das war es nicht. Unmöglich. Wer auch immer dieses Wesen auf die Menschen losließ, hatte einen durch und durch bizarren Humor. Sie schluckte. Würde sie überhaupt in die Nähe ihrer Waffe gelangen? Würden die kleinen Kugeln irgendetwas bringen, sollten sie ihr Ziel finden? Oder wäre dies dann gänzlich ihr Todesurteil?
„Lass es..." murmelte eine Stimme nicht unweit von ihr. Ihre Augenlider schlossen sich einen Moment. Dann suchte ihr Blick den von Adam. Er streckte die Hand nach der Kirchentür aus und stieß das Tor auf.
„Komm schon. Er kann hier nicht rein, Lora." Stellte er leise aber bestimmt fest, noch bevor er einen Schritt über die Schwelle trat. Wieso wollte sie sich noch mehr in Gefahr begeben als ohnehin schon? Die Zuflucht war so nah. Pyramid Head hatte sein Opfer für den Moment bekommen. Er würde sich nicht ewig daran weiden. Sie mussten diese Chance nutzen.

Abwartend verharrte der reichlich lädierte junge Mann vor den Toren der Kirche und hoffte inständig, seine nervige Begleiterin wäre nicht all zu dämlich um auf den Peiniger mit den massigen Schwert und der blutbesudelten Metzgerschütze zu zurennen. Unglücklicher Weise, tat sie genau das als die letzten Stücken Boden zwischen ihr und der Zufluchtsstätte in die brodelnde Lavahölle fielen. Adam wollte sich resignierend die flache Hand gegen die Stirn schlagen, doch die Neugier darüber, was anschließend geschehen würde, war einfach zu groß.
Mit einem Satz war Lora bei Pyramid Head, der immer noch die leblosen Körperteile von John, in seinen Blut verschmierten Händen hielt. Die junge Studentin überwand ihren Ekel und rutschte über den besudelten Boden, tastete nach der Waffe und visierte den Schlächter direkt vor ihr an. Der Käfig hielt jedoch stand und die kleine Kugel prallte wie nicht anders erwartet an dem Eisengebilde ab. Dennoch fluchte die junge Frau als das Monster aus seiner Starre erwachte.
„Dieses verdammte..."
Er ließ jäh Johns Überreste fallen und sah vor sich zu Boden. Da war sie wieder. Die anderen hatten sie bei ihrem Namen gerufen. Lora. Eine stetige Bezeichnung für ein und das selbe Wesen. Ihm war bewusst, dass sie ihm ebenfalls einen Namen gegeben hatten. Allerdings machte er sich normalerweise nicht viel aus Namen. Hier würde es nicht anders sein. Die junge Menschenfrau lärmte ihn plötzlich an und schoss erneut auf ihn. Traf ihn in den rechten Oberarm, doch er verspürte nicht mehr als einen Lufthauch. Er blutete nicht, er spürte nichts. Trotzdem arbeitete sein Spielzeug offensichtlich hart daran ihn wütend zu machen. Bei dem Versuch seine Brust anzuvisieren, holte er fasziniert über ihren Entschlossenheit ihn zu verletzen, mit der Hand aus und schlug ihr die Waffe aus der Hand. Sie konnte also noch mehr als wehklagen und um Hilfe betteln. Er befand das für äußerst interessant. Vielleicht hätte er sich schon viel früher etwas mehr, mit diesen Menschen auseinandersetzen sollen, statt ihnen schon nach ein paar Sekunden die Kehle herauszureißen. Die Versuchung war bis jetzt allerdings immer viel zu groß gewesen. Der Boden bekam unter einer erneuten Erschütterung direkt unter der jungen Frau Risse. Er sah zu ihr hinab. Die Panik war ihr ins Gesicht geschrieben. Sie atmete panisch ein und aus. Lora hatte schon mit ihrem Leben abgeschlossen als er es ein weiteres Mal schaffte, sie zu überraschen. Der Untergrund drohte wegzubrechen und der Berber packte die junge Frau harsch am Handgelenk.
„Bleib weg von mir!" Lora konnte wirklich nicht auseinander halten welches Todesszenario ihr mehr Angst einjagte. Sie wusste nur, dass keine von beiden Begebenheiten für sie gut ausgehen würde. Sie war Tot, soviel war sicher. Aber immerhin hatte sie es sich so ausgesucht. Sie hätte in die Kirche rennen können. Es wäre so einfach gewesen.
Beim wegziehen ihres Handgelenkes aus seinem Griff brach der Rest des Asphalts unter ihr weg. Kreischend stürzte sie unter Pyramid Heads Erscheinung weg, der seinen Griff erneut fest um ihren zierlichen Arm presste. Es fühlte sich an als hätte er soeben ihren Arm gebrochen. Sie schrie erneut als sie tief über dem Lavastrom hing und zu dem Schlächter hinauf sah. Für diese schwerfällige Art von Monster besaß er zunehmend gute Reflexe.
„Ich glaub nicht was ich da sehe..." Adam war Zeuge dieses unfassbaren Benehmens. Ihm entglitten alle Gesichtszüge. Er hatte mitbekommen wie Lora ihnen hatte weiß machen wollen, dass Pyramid Head sie mit sich genommen, sie am Leben gelassen und sie sogar hatte beschützen wollen. Allerdings wurde ihm erst jetzt bewusst, wie Recht sie damit hatte. Aber Wieso? Weshalb machte dieses Wesen bei ihr einen Unterschied? Sie war nur ein gewöhnlicher Mensch! Nichts besonderes. Vielleicht recht hübsch anzusehen aber mehr auch nicht.
Als der Berber sie nach oben zog ,hielt er sie einen Moment auf Augenhöhe. Sekunden verstrichen, in denen er hin und her gerissen schien, sobald es erneut darum ging ihr weh zutun oder sie noch ein wenig länger am Leben zu lassen. Und wieder bemerkte er das unbändige hämmern ihres Pulses. So schnell, so warm.
Die junge Frau sah ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht an. Ihr Arm tat höllisch weh. Ihr ganzes Gewicht hing zusätzlich an diesem einen Arm, an welchem Pyramid Head sie förmlich in die Höhe hielt.
„Was ist nur los mit dir?! Was willst du von mir?" Sie verstand absolut nicht was dieser Typ für ein Problem hatte. Was sollte das Ganze?
Ja, was wollte er eigentlich? Noch eher er sich genauer mit diesem Aspekt auseinandersetzen konnte, riss er seinen mit dem Eisenkäfig besetzten Kopf herum. Die Dunkelheit würde in ein paar Sekunden verschwinden. Adam zog die Augenbrauen zusammen. Der dichte Rauch hüllte die Beiden Gestalten derartig stark ein, dass er fast nichts mehr erkennen konnte.
Als dann auch noch die Dunkelheit verschwand, der Boden sich wieder zusammensetzte und der Himmel sich erhellte, waren die junge Frau und Pyramid Head schlicht und einfach... fort.

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