Kapitel 12 - Joa

4 2 0
                                    

Masao sieht mich an. Eine Zeit lang sitzen wir beide einfach nur da und schauen uns gegenseitig an. Schließlich wendet er den Blick ab, er blickt an die Wand. Dann seht er auf und geht aus dem Raum. Während er an mir vorbeigeht, höre ich ein leises "Danke" und Tränen kommen neben mir am Boden auf.

Kurz darauf lässt er mich wieder allein, ich kann ihn aber verstehen. Im Moment bin ich auch lieber für mich, denn diverse Erinnerungen an meinen Sohn und meine Frau fallen über mich herein. Meine Augen füllen sich mit Tränen und ich lasse ihnen einmal freien Lauf. All die Sorgen und der Stress der letzten Wochen kommen nun hervor.

Meine Schultern heben und senken sich unregelmäßig, während ich an meine Familie denke. Wäre meine Familie damals nicht ermordet worden, dann hätten sie ein halbwegs gutes Leben führen können, und ich hätte nicht meine Geliebte und meinen einzigen Sohn nicht verloren.

Leise Schluchz-Laute dringen durch die Wand. Offenbar sitzt Masao vor der Hütte. Trotzdem bleibe ich sitzen, ich denke, er will vermutlich lieber ungestört weinen als von mir angesprochen zu werden.

Außerdem genieße ich die momentane Ruhe, Vogelgezwitscher schallt durch den Wald und durch die Ritzen in der Wand weht eine sanfte Brise. Eigentlich hätte es ein sehr schöner Tag sein können, wenn ich nicht auf der Flucht wäre.

Ich atme tief durch, um die plötzlich aufgekommene Panik zu unterdrücken. Obwohl ich eigentlich schon zu lange an diesem Ort verweile, möchte ich noch nicht aufbrechen. Bei Masao fühle ich mich sicher, auch wenn ich eigentlich keinen Schutz brauche. Ich kann mich selbst gut genug verteidigen, dennoch erhöht ein Verbündeter meine Überlebenschancen.

Ist Masao überhaupt ein Verbündeter? Vielleicht will er bloß mein Vertrauen erkaufen, um mich dann im Schlaf umzubringen. Ich sollte wachsam bleiben. Seit wann brauche ich überhaupt Gesellschaft?

Andererseits, Masao hat schon genug Möglichkeiten gehabt, um mich zu töten. Doch er hat es nicht getan. Er hat mich stattdessen gerettet und meine Schulter verarztet. Weiters hat er sogar eine private Erinnerung mit mir geteilt, von dem her ist er mir vielleicht nicht böse gesinnt.

Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. Masao hat etwas gesagt, er steht direkt vor mir. Schnell überlege ich, was Masao gesagt haben könnte und lege mir schon einmal eine Ausrede zurecht, falls meine Antwort nicht passen sollte. Ich mache gerade den Mund auf, da sieht er mich an, als würde er wissen, dass dies bei mir öfter vorkommt.

"Hast du etwa nicht aufgepasst? Sag nicht du warst in Gedanken versunken." Masao schaut mich lächelnd an. Ich lächle unschuldig zurück und überlege, wieso Masao mich kennen sollte. "Also, ich hoffe du hörst mir dieses Mal zu. Ich habe gesagt, wir sollten dann wieder einmal aufbrechen, denn ansonsten wird es zu gefährlich. Wir residieren schon viel zu lange an diesem Ort und wären momentan leichte Beute."

Obwohl ich mich bemüht habe, so habe ich dennoch nur einzelne Teile verstanden. Deshalb nicke ich einfach zustimmend und sage, ich hätte genau den gleichen Gedankengang gehabt. Erst blickt er mich prüfend an, doch dann geht er wieder raus.

Während ich überlege, was er gesagt haben könnte, fällt mir ein, dass wir bald einmal wieder aufbrechen sollten, um unsere Verfolger abzuhängen, für den Fall, dass wir überhaupt verfolgt werden. Deshalb gehe ich zu ihm, um ihm dies nun mitzuteilen.

"Ach ja, Masao. Vielleicht sollten wir dann wieder einmal aufbrechen, denn wenn wir verfolgt werden, dann kann man uns hier viel zu leicht ausfindig machen."

Entgeistert sieht mich Masao an. Habe ich etwa etwas Falsches gesagt? Mit belustigter Stimme antwortet er mir schließlich, obwohl er dabei einen kaum wahrnehmbaren, leicht genervten Unterton mit schwingen lässt:

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 16, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Der AkrobatenkämpferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt